Jeder von uns hat es schon erlebt: man bekommt einen neuen Kollegen, neue Nachbarn, oder man liegt im Krankenhaus mit einem hörenden Bettnachbarn zusammen.
Was macht ihr, nachdem ihr dem oder die Neuen darauf hingewiesen habt, daß ihr gehörlos seid? Was für ein Rezept habt ihr, um ihnen die Unsicherheit nach der Aufklärung zu nehmen? Viele Hörende, die das erste Mal mit einem Gehörlosen zu tun haben, wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. Auch wenn man ihnen sagt, wie sie sprechen sollen - die Unsicherheit und das Unwohlsein bleibt anfangs weiterhin bestehen. Oft bleiben sie darum unfreiwillig stumm und haben irgendwie Angst, ein Gespräch zu beginnen, weil sie fürchten etwas falsch machen zu können oder mißverstanden zu werden.
Ich habe mit allen Nachbarn im Haus keine Probleme, viele unterhalten sich gern mit mir. Auch die meisten Kollegen lassen sich auf ein Gespräch mit mir ein. Ebenso war es, wenn ich mal im Krankenhaus war - ja, einige wollten sogar den Kontakt nach der Krankenhaus-Entlassung aufrecht halten. Und die Schwestern und Ärzte mochten mich immer besonders gern (eine opferte wegen mir sogar ihren Fernseher, damit ich im Krankenhaus wenigstens TV mit Untertitel hatte).
Mein Rezept? Ich zeige einfach, daß ich ein ganz normaler Mensch bin, spreche anfangs über banale Themen oder Ereignisse, und ab und zu würze ich meine Ansichten auch schon mal mit einer Prise dezenten Humor. Denn wer zeigt, daß er Humor hat, kommt immer an, dann ist das Eis schneller gebrochen. Mit der Zeit weiß man, wie der Gegenüber tickt, so daß man entsprechende Themen wählen kann (ich rede auch schon mal über Dinge, die mich ansonsten nicht so sehr interessieren. Einfach nur, um den Kontakt zu pflegen).
Wenn man selber ein Thema beginnt, ist es auch nicht schwer, das Gespräch zu verfolgen, weil man ja weiß, worum es geht, und sich im Geiste schon die möglichen Antworten ausmalen kann. Mit der Zeit kann man sich dann immer besser auf die Art des gegenübers einstellen (Sprechweise und Körpersprache).
Allerdings gibt es auch Leute, die man nie verstehen wird, so intensiv sich beide Seiten auch bemühen. Es ist oft einfach so, das solte man dem Gegenüber dann auch erklären, damit er sich nicht darüber den Kopf zerbricht, warum der Gehörlose ihn nicht verstehen kann, obwohl er so bemüht ist.
Wohlgemerkt: das Thema hier ist nicht, wie ihr mit den neuen Gesprächspartnern kommuniziert, sondern wie ihr ihnen die Verfänglichkeit, die Unsicherheit nehmt. Was ihr macht, damit die Situation sich von der Befangenheit zur Normalität entwickelt.
Dass mir der Hund das Liebste sei, sagst du, o Mensch, sei Sünde? Der Hund blieb mir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde.
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