@bengie,
alleine dafür kämpfen, für ein besseres Image. Das musst du
hoffentlich nicht. Ich von meiner Seite aus wäre gerne dabei,
sei es hinter dir oder an deiner Seit. Nur würde ich eben eine
andere Argumentationslinie einschlagen, als die, dass wir keine
Behinderte sind bzw. keinen Defekt haben. Ich glaube, dass wäre
dann auch der einzige Unterschied zwischen uns.
Zu deinem Beispiel mit den Tatsachen:
Es ist zwar eine Tatsache, dass in manchen Ländern Frauen
den Männern untergeordnet sind, das aber nur weil die Männer
sich in dem Glauben wähnen, sie wären das bessere Geschlecht,
den Frauen sowohl physisch als auch intellektuell überlegen.
Was aber nicht stimmt, Frauen und Männer sind mit Ausnahme
von den biologischen Eigenschaften von Grund auf gleich.
Das wäre z.b. eine Tatsache. Das ist das, was ich meinte,
mit dem defekten Ohr als Tatsache. Das wird sich auch in
Zukunft nicht ändern. Vielleicht eben nur die Betrachtungs-
weise, aber unser Ohren werden nach wie vor nicht funktions-
fähig bleiben.
Ja, gut. Vergleiche kann man schon mit Schwarzen aufziehen,
aber eben nur, was die einstige Unterdrückung und Verbannung
von der elitären Gesellschaft, den Verlauf des Minderheiten-
kampfes um Anerkennung und um Gleichbehandlung, angeht. Aber
sie alle wurden ausgeschlossen, weil einer einmal den weißen
Menschen den Floh in ihren weißen Ohren gesetzt hat, dass nur
sie die perfekten Menschen sind, die Gott jemals schuf und sich
ihrer als seinen eigenen Abbild wünschte. Das sind reine Werte-
vorstellungen. Denn wie heut jedes Kind weiß, hat die schwarze
Hautfarbe durchaus ihren Sinn - nämlich dann wenn man heftigen
Sonneneinstrahlungen ausgesetzt ist und mit ihrem Haut so das
UV-Licht besser dämpfen kann. (glaub ich, hatte Biologie leider
nicht als Leistungskurs
) Taubheit hat aber hier auf der Erde
evolutionstechnisch gesehen keinen Sinn. Ich als Atheistin kann
jetzt nicht darauf eingehen, dass Gott es eventuell gewollt habe.
Und deswegen betrachte ich Taubheit auch als einen Evolutions-
fehler, der eben auch weitervererbt werden kann. Natürlich lässt
es sich damit leben. Aber das heißt dann nicht, dass es kein
"Fehler" ist.
Ich hatte mich heut morgen gefragt, wie ich es meinem gehörlosen
Kind erklären würde. Erklären, was es von den anderen Menschen
unterscheidet. Ich werde ihm schlecht sagen können, dass wir eben
die Gebärdensprache benützen und all unsere Nachbarn die Lautsprache.
Wenn es dann unbedingt die Lautsprache erlernen möchte, um mit den
Nachbarskinder ungehindert spielen und spaßen zu können. Wie eben
unser afrikanisches Nachbarskind auch Deutsch gelernt hat und jetzt
mit seinen deutschen Spielkameraden Indianer und Cowboy spielt.
Das möchte es auch. Da werde ich nicht umher kommen können, meinem
Kind sagen zu müssen, dass es das nie werden können.
Eben weil es nicht hören kann.
Oder, wie würdest du das deinem Kind beibringen, bengie?
Ihm die Wahrheit enthalten, ihm sagen, dass unsere Taubheit
trotz allem kein Defekt ist?