Natürlich gibt es Dinge, die rein Einstellungsfragen sind
wie Glauben, Nächstenliebe, Umweltschutz. Also, wie man zu
bestimmten Dingen steht. Hier eben, wie ein Gehörloser zu
seiner Gehörlosigkeit steht. Und das hängt, wie das die
vielen vorangegangenen Beispielen verdeutlichen, jeweils
von dem Stammbaum, der Umwelt und den Lebenserfahrungen ab.
In diesem Punkt hoffe ich, dass es einmal eine Zeit gibt,
wo kein Gehörloser so viele schlechte Erfahrungen machen
muss, dass er das Gehörlossein an sich verdammt, allmählich
resigniert und sich in sein Schneckenhäuschen zurückzieht.
Sondern, dass er die Gehörlosigkeit als eine Herausforderung
ansieht und versucht möglichst viel aus seinem Leben zu machen.
(Da bist du wirklich ein Paradebeispiel dafür, bengie
)
Aber dafür muss ja erstmal ordentlich Öffentlichkeitsarbeit
geleistet werden, und zwar in der Richtung, dass wir Gehörlose
genauso viel leisten können wie Hörende, wenn uns nur die gleichen
Möglichkeiten und Anfangsbedingungen (vor allem die richtige
Frühförderung) gegeben werden.
Und das kann nur dadurch erreicht werden, indem wir auf den
Hörenden zugehen, das müssen wir wohl. Und vor allem immer
wieder versuchen mit ihnen in Dialog zu kommen.
Schlagwort Dialog:
Wirklich schade, dass hier in diesem Topic kein Hörender
mitmischt (oder doch?). Sie trauen sich alle scheinbar nicht.
Dabei wäre doch gerade ihre Meinung zu dem Ganzen interessant.
Die meisten hier haben schließlich selbst mit Gehörlosen zu tun.
Wahrscheinlich, weil sie sonst mit Angriffen unsererseits rechnen,
und wir ihnen offensichtlich kein Mitsprachrecht zusprechen.
Wie sonst erkläre ich mir, dass AvignonMan so aufbrausend reagierte,
als ich meine Sicht der Dinge darlegte - wohl gehörlosenfeindlich.
Er warf mir ja gleich vor, ich sei hörend, naja. Soviel dazu.
@bengie,
neben diesen Einstellungsfragen gibt es allerdings auch Dinge,
die nun mal Tatsachen sind, und das ist zum Beispiel, dass
wir einen Sinn weniger haben. Daran gibt es nichts zu rütteln.
Außer eben an der Einstellung vieler Unwissenden daran.
Man kann es vielleicht nett umschreiben, aber es war, ist
und bleibt ein Defekt. Und jeder Vergleich mit Afrikaner,
Homosexuellen, Fledermäusen entbehrt jeder Grundlage.
Denn wir gehören der Rasse Menschen auf dem Planeten Erde an
und wir gingen wohl nur recht erfolgreich aus der Selektion
heraus, weil wir alle fünf Sinnen uns eigen nennen. Und dazu
gehört nun mal das Hören. Das ist bei Fledermäusen z.b. anders,
wie Calva schon zutreffend meinte. Ich verstehe dein Argument
mit dem Defekt und dem Vererben nicht. Sehr wohl können
auch Defekte vererbt werden, oder sind Menschen mit angeborenem
Genfehler, Herzschwäche, geistig Zurückgebliebene keine Behinderte.
Was subsumierst du nochmal unter Behinderte?