@bengie,
nehmen wir uns jetzt mal deafmax als ein Beispiel der Pride-Denkweise,
bis vor kurzem stand noch in seiner Signatur:
"Es ist ein Privileg, gehörlos zu sein!"
Oh, ein Vorrecht unsererseits also, das Hörende nicht haben
(als ob wir jemals die Freiheit hatten uns für das Nichtshören zu entscheiden)
Er spielt damit auf das Gehörlosensein als Ganzes an und nicht auf die Gebärdensprache,
nicht wahr, bengie
Du bist also der Ansicht, wir Gehörlosen würden uns von den anderen
Behindertengruppen distanzieren, weil wir uns eben nicht als Behinderte
ansehen sondern lediglich als eine Minderheitengruppe und hast auch ein
paar nette Beispiele aufgeführt:
Deaflympics, warum bloß haben wir eine eigene Olympiade und nehmen
nicht an den Paralympics teil
(eigentlich könnten wir sogar ganz normal an den Olympischen Spielen
teilnehmen, physisch gesehen stehen wir den Hörenden eigentlich in nichts
nach - und das tun schließlich andere Minderheitengruppen auch, oder?
Nur haben wir wohl nicht den nötigen Ehrgeiz, um ihre Standards zu erreichen,
Terrence Parkin und einige wenige sind die ganz großen Ausnahmen.)
bestimmt nicht, weil wir uns nicht als Behinderte ansehen,
sondern weil wir sonst kommunikativ im Nachteil wären und
ständig hinterher laufen würden. Das ist nun mal eine Tatsache.
Es ist eben einfacher für einen, alleine in einem Raum als alleine
in der Masse zu sein, denn da wird man sich der Einsamkeit bzw.
der Abgeschlossenheit eher bewusst. Das gilt genauso für Einzelpersonen
wie für Gruppen. Tja.
@hans,
ich denke nicht, dass AvignonMan den Schluß, ich sei hörend,
wegen meinem Deutsch geschlossen hat, sondern alleine wegen meiner
Einstellung zu der ganzen Gehörlosengeschichte, die er aus
meinen Postings herauslesen zu glaubt.
@deafmax,
dein Posting gefällt mir. Die ganze Masse betrügt sich selbst.
Doch warum sollen wir Gehörlose es ihr gleich tun?
Wäre nicht die Selbsterkenntnis und das zu-sich-selbst-stehen besser,
wo man dann gelassen sagen kann: Ja, ich habe zwar einen Defekt,
aber damit kann ich leben und zwar wundervoll.
Dann liegt auch eines Tages nicht die ganze Welt in Scherben,
weil man sich ja auch nichts aufgebaut hat - ein Luftschloß zum Beispiel.
Ich bleibe dabei, wir Gehörlose haben einen Defekt,
denn unsere Ohren funktionieren nicht so, wie sie sollten.
Und das ist der wichtigste Unterschied zu all den anderen Minderheiten,
von denen hier so oft die Rede ist, wie z.b. Schwarze, Indianer, etc.
Sie haben alle keinen Defekt, denn sie sind so komplett von der Natur ausgestattet,
wie sie euch erscheinen und erscheinen sollten.
(Eine Ausnahme würden z.b. die Albinos bilden)
Das Hauptproblem ist wohl, dass die meisten den Begriff "Defekt"
mit etwas Negativem verbinden, ein Weniger an etwas, einen Schaden
und damit gleich eine negative Lebenseinstellung.
Doch das muss dem wirklich nicht so sein, ich seh keinen Widerspruch darin
zu sagen: Ja, ich habe einen Defekt, doch mir geht es prima.
Nun zurück:
Gemessen an Quantität ist Gehörlosigkeit tatsächlich keine Selbstverständlichkeit;
(bengie, wenn es Hörschädigung überhaupt ist, dann wäre es eine andere Geschichte,
nur glaub ich nicht, dass es das ist, was deafmax meint und erreichen will mit seinem Topic)
doch bevor wir dieses Topic zerreden, was meinst du nochmal genau mit ´Selbstverständlichkeit`?
Im Grunde genommen heißt das ja, etwas was so logisch und natürlich ist,
dass man es nicht zu erklären und begründen braucht.
Und damit bringst du unsere Gehörlosigkeit in Zusammenhang?