Doping-Makel auf Juventus Turins Erfolgen
Turin (dpa) - Auf Juventus Turins Rekordsiege hat sich ein dunkler Doping-Schatten gelegt. Das Gericht verurteilte Juve-Teamarzt Riccardo Agricola wegen Sportbetrugs durch Epo-Doping und Verabreichung gesundheitsschädlicher Medikamente zu einem Jahr und zehn Monaten Gefängnis.
Alessandro del Piero während Italiens EM-Spiel gegen Bulgarien am 22. Juni.
Juve-Geschäftsführer Antonio Giraudo wurde von Richter Giuseppe Casalbore freigesprochen. Dennoch wertete Staatsanwalt Raffaelle Guariniello das Urteil als Erfolg für seinen Kreuzzug gegen das Doping im italienischen Sport. "Ich bin zufrieden", sagte Italiens oberster Dopingjäger, während Juve-Verteidiger Berufung gegen die Verurteilung des Teamarztes ankündigten. Der von der La Gazzetta dello Sport als Mutter aller Dopingschlachten bezeichnete Prozess geht damit in die nächste Runde.
Nach fast drei Jahren und 39 Verhandlungstagen folgte das Gericht in erster Instanz zumindest teilweise der Staatsanwaltschaft. Guariniello hatte den beiden Angeklagten vorgeworfen, Juve-Spieler zwischen 1994 und 1998 systematisch mit dem Blutdopingmittel Epo und anderen unerlaubten Mitteln gedopt zu haben. Teamarzt Agricola habe die Spieler gedopt, während Giraudo als Geschäftsführer das Doping finanziert und mitgetragen habe. Für Agricola hatte er deshalb drei Jahre und zwei Monate und für Giraudo zwei Jahre und einen Monat Gefängnis gefordert.
Untermauert hatte Guariniello seine Anklage mit einem von Richter Casalbore in Auftrag gegebenen Gutachten. Mit Hilfe von Blutwertanalysen kam Prof. Giuseppe D'Onofri zu dem Schluss, dass mindestens zwei Juve-Spieler nachweislich mit Epo gedopt worden seien. Die Juve-Verteidiger versuchten das Gutachten wegen angeblicher Messfehler zu entkräften. "Wir sind überzeugt von unseren Argumenten. Bei Agricola müssen wir das Rückspiel abwarten", gab sich Juve-Verteidiger Luigi Chiappero zuversichtlich. Agricola und Giraudo hatten den Gerichtssaal nach dem Urteilsspruch wortlos verlassen.
Für den erfolgreichsten und mächtigsten Fußballclub Italiens ist das Urteil ein schwerer Schlag, weil die Staatsanwaltschaft die großen Erfolge des Clubs in den 90er Jahren ausdrücklich mit Doping in Verbindung gebracht hat. Für Staatsanwalt Guariniello ist Juves Verurteilung ein großer Sieg. Schon 1998 hatte der Turiner die Ermittlungen aufgenommen, nachdem Trainer Zdeneck Zeman Doping und Medikamentenmissbrauch im Fußball angeprangert und den Muskelzuwachs von Juve-Star Alessandro Del Piero offen als unnatürlich bezeichnet hatte.
Daraufhin lud Guariniello hunderte Fußballer, Sportärzte, Manager und Trainer vor. Durch seine Ermittlungen wurden auch die Schlampereien im römischen Doping-Kontrolllabor Acqua Acetosa sowie mutmaßliche Dopingfälle im Radsport aufgedeckt. Seine Ermittlungen trugen auch zur Verabschiedung des Dopinggesetzes im Jahr 2000 bei, das mit langen Haftstrafen für gedopte Sportler als das schärfste Dopinggesetzes der Welt gilt.
Juve-Anwältin fordert Freispruch im Dopingprozess
Im Dopingprozess gegen den Geschäftsführer vom italienischen Erstligisten Juventus Turin, Antonio Giraudo und Manschaftsarzt Riccardo Agricola hat die Verteidigung einen Freispruch gefordert. "Die Beweise der Turiner Ermittler seien wissenschaftlich nicht fundiert", erklärte Juve-Anwältin Emiliana Olivieri. Im Prozess wegen Sportbetrug hatte die Turiner Staatsanwaltschaft Ende Oktober zwei Jahre und einen Monat Haft für Giraudo sowie drei Jahre und zwei Monate für Agricola gefordert.
Der Prozess läuft bereits seit Januar 2002. Nach Ansicht von Staatsanwalt Raffaele Guariniello sollen Giraudo und Agricola "Juve"-Spielern zwischen 1994 und 1998 systematisch verbotene Dopingsubstanzen wie EPO verschrieben und Transfusionen mit stimulierenden Mitteln verabreicht zu haben. Die Spieler seien mit den Medikamenten behandelt worden, um ihre Genesung zu beschleunigen oder ihre Leistungen zu steigern.
Im Rahmen des Prozesses, der noch vor Jahresende abgeschlossen werden soll, waren in den vergangenen Monaten mehrere Spieler vernommen worden.
Die Beweise im Turiner-Dopingprozess sollen nicht gültig sein
Gleich zwei Spitzenspiele in der Serie A
In der Serie A läuft der Titelkampf bereits frühzeitig auf einen Zweikampf zwischen Juventus Turin und dem AC Mailand hinaus. Nach zwölf absolvierten Spielen liegt "Juve" sechs Punkte vor dem Titelverteidiger aus dem italienischen Norden. Am 13. Spieltag stehen aber beide Klubs vor schweren Aufgaben.
Am Sonntagabend (20.30 Uhr) kommt es im Giuseppe-Meazza-Stadion zum Duell zwischen Inter Mailand und Juventus Turin. Die Gastgeber sind zwar noch ungeschlagen, spielten aber bereits zehn Mal Remis und liegen daher nur auf dem siebten Tabellenrang. Unter der Woche absolvierten beide Klubs ihre Generalproben in der Champions-League erfolgreich: Inter punktete bei Werder Bremen, "Juve" besiegte Ajax Amsterdam.
Auf einen Ausrutscher der "Alten Dame" hofft der AC Mailand, der ebenfalls am Sonntag (15.00 Uhr) beim Tabellenfünften AC Chievo Verona ran muss. Keine leichte Aufgabe für die "Rossoneri", die unter der Woche in der "Königsklasse" beim 4:0 über Schachtjor Donetzk überzeugten.
Inter Mailand freut sich auf Juventus Turin
Rote Zahlen bei Juventus Turin
Die finanzielle Lage bei Juventus Turin hat sich verschlechtert. Der italienische Rekordmeister hat im ersten Geschäftsquartal der Saison 2004/05 (Juli-September) rote Zahlen geschrieben.
Der Traditionsklub verzeichnete Verluste in Höhe von drei Millionen Euro. Der Quartalsumsatz betrug 36,7 Millionen Euro. Der Turiner Klub ist seit Dezember 2001 an der Mailänder Börse notiert.
Turins del Piero bei der Arbeit