Spanien vor dem Start: F.C. Barcelona will endlich wieder Titel holen
Real verblasst im neuen Barça-Glanz
Saisonbeginn in Spanien. Der Meister Valencia CF startet in ein schwieriges Jahr. Kehrt Real Madrid also auf den Thron zurück? Doch der Erzrivale aus Barcelona hat spektakulär investiert.
Wollen in dieser Saison endlich wieder die Meisterschaft bejubeln: die Fans des F.C. Barcelona.
Debütant im spanischen Fußball ist lediglich der via Argentinien angereiste Chilene Manuel Pellegrini, der als Coach bei Villarreal CF angeheuert hat - wo er aber offenkundig bemüht ist, harmonisch an die dort von seinen Vorgängern geleistete Arbeit anzuknüpfen. Spektakuläre Veränderungen, die von der Trainerbank ausgehen, sind somit nicht zu erwarten.
Das gilt in gewissem Sinne selbst für Real Madrid, wo mit Jose Antonio Camacho ein Vertreter der besten Traditionen dieses Hauses in erster Linie versuchen muss, den Faden dort wieder aufzunehmen, wo er seinem langjährigen Freund und Ex-Mannschaftskollegen Vicente del Bosque von einer kopflosen Vereinsführung vor einem Jahr aus der Hand gerissen wurde.
Ähnlich verhält es sich mit dem Spielerpotenzial. Wirklich bemerkenswerte Zugänge gibt es - wenngleich in unterschiedlichen Kategorien - nur beim F.C. Barcelona und dem FC Sevilla, der das im vergangenen Winter beim Verkauf von Reyes an den FC Arsenal eingenommene Geld nun voll reinvestiert hat. Die Mannschaft aus der andalusischen Hauptstadt ist somit auch neben Villarreal CF zumindest der Papierform nach der seriöseste Kandidat für die Rolle der Equipe, der es gelingen könnte, an der Tabellenspitze in die Phalanx der vier üblichen Verdächtigen einzudringen. In den Kadern beider Klubs fällt übrigens der relativ hohe Anteil von Nachwuchsleuten aus der eigenen Jugend auf. Bei den kleineren Vereinen geht der Trend weiterhin deutlich zur Verpflichtung von jungen Spielern, die aus den Jugendmannschaften von Real Madrid oder Barca kommen, sich aber dort nicht in der ersten Mannschaft etablieren konnten.
Einziger Deutscher in der Primera Division ist Bernd Schuster, der als Trainer große Erwartungen beim Aufsteiger Levante weckte.
Die Topstars der Liga
Wenn jemand schon Leute wie Zinedine Zidane, Ronaldo, Luis Figo, Raul, David Beckham und Roberto Carlos in seinen Reihen hat, dann sorgt die Verpflichtung eines Walter Samuel (AS Rom) und Michael Owen (FC Liverpool) nur noch für begrenzte Aufmerksamkeit. Obwohl der eine gewiss zu den derzeit besten Abwehrspielern der Welt zählt und der andere schon einmal den "Goldenen Ball" gewann.
Real Madrid gilt derzeit somit eher als das Star-Ensemble der Vergangenheit. Vergleichen mit dem Reiz der Neuen, die der F.C. Barcelona zu bieten hat: Den brasilianischen Weltmeister Edmilson (Lyon), den Champions-League- Sieger Deco (FC Porto) und dessen Endspiel-Widerpart Ludovic Guily aus Monaco. Auch der bei der EURO 2004 eindrucksvoll zurückgekehrte schwedische Stürmer Henrik Larsson (Celtic) macht Lust auf mehr. Und erst recht gilt das für Afrikas Fußballer des Jahres, Samuel Eto'o, der zuletzt in den Reihen Real Mallorcas die Madrilenen in deren Stadion faktisch im Alleingang bezwang.
Nun steht er endlich in einer großen Elf - noch dazu neben Ronaldinho, der schon 2003/04 zur großen Attraktion der Katalanen aufstieg. Dieses Duo könnte gemeinsam die Weltspitze erobern. Ansonsten gibt es Fragezeichen, Hoffnungsträger und lokale Größen: Lösen die Argentinier Pablo Aimar und Juan Riquelme in Valencia respektive Villarreal endlich die in sie gesetzten Erwartungen ein? Gelingt beim FC Sevilla den Brasilianern Baptista und Renato der Durchbruch zur Spitze? Schafft Valeron es doch noch, nicht nur in La Coruna weltberühmt zu sein?
Die Titel-Favoriten:
Die ersten vier der letzten Meisterschaft werden erneut ganz vorne erwartet. Doch es gibt Fragezeichen. So etwa beim amtierenden Meister Valencia CF, der seinen Erfolgstrainer Rafael Benitez an den FC Liverpool verlor und als Ersatz den vom FC Chelsea entlassenen Italiener Claudio Ranieri zurückholte.
Der war schon von 1997 bis 1999 in Valencia tätig - mit nicht eben umwerfendem Erfolg. Den sucht er nun durch das forcierte Engagement von Spielern aus Italien. Mit Bernardo Corradi, Stefano Fiore (beide Lazio Rom), Marco Di Vaio (Juventus Turin) und Emiliano Moretti (FC Parma) holte der römische Trainer gleich vier Akteure aus der Serie A. Das kommt bisher weder bei der Crew noch beim Publikum besonders gut an. Unter diesen Umständen wäre es eine Überraschung, wenn der Valencia CF die Meisterschaft verteidigen könnte.
Bereits in die siebte Saison geht Javier Irureta bei Deportivo La Coruna, und zwar mit einer unveränderten Mannschaft. Das wirkt auf den ersten Blick wie ein Vorteil, könnte aber der Auftakt zu einer dunklen Phase des schleichenden Abstiegs sein.
Bei Real Madrid muss sich nun zeigen, ob die letzte - mit Ausnahme des Supercups - titellose Saison lediglich ein Unfall war, oder aber, ob die "Königlichen" einen Totalschaden gebaut haben. Dann werden die vielen großen Namen nur noch als Auslaufmodelle gelten, die im Zuge einer Generalsanierung ausgetauscht werden müssen.
Keine andere Mannschaft wurde so massiv und ausgeglichen in allen Teilen verstärkt wie die des F.C. Barcelona.
Trainer Frank Rijkaard kann somit seine vor einem Jahr begonnene Sanierungsarbeit unter objektiv enorm verbesserten Voraussetzungen fortsetzen - aber unter subjektiv erheblich gesteigertem Druck. Nach den vielen Jahren der Dürre werden in Barcelona endlich wieder Trophäen erwartet. Der niederländische Coach muss nun beweisen, dass er die dafür erforderliche Siegermentalität erstens besitzt und zweitens auch seinen Leuten erfolgreich zu vermitteln versteht.