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Aktuelle Zeit: 27.12.2024, 23:48:32





 Taubes Musikgenie


Spitzenmitglied



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Die Zeitschrift „Technology Review“ aus dem Heise-Verlag
bringt auf ihrer Internetseite einen interessanten
Bericht über einen tauben Berufsmusiker.

Er kann allerdings nur deshalb als Profimusiker arbeiten,
weil er ein CI trägt.

Mehr dazu unter dem Link
http://www.heise.de/tr/Taube-Musikgenies--/artikel/104409


Pyros



Mitglied
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lol, ich selbst als CI-Träger kann nicht einmal die berühmteste Musikstücke wie Mozart oder Beethoven eindeutig identifizieren. Ich bin voll musikscheu [british]



Rote Karte!
Rote Karte!



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deathnote,
macht nichts, nimms leicht,
die vielen anderen schönen Facetten im Dasein
für eine genußvolle Lebensart konfigurieren -
schwebst du in der Schwerelosigkeit des Seins.

Bei Interesse an Literatur eine nicht ganz süße Praline, oder ggf. ausspucken:

http://www.kafka.uni-bonn.de/

mit vielen Links (z.B. Frauen) zum Kafka-Psychogramm.

Ich bin immun auf Musik, voll-null-null, nur zum Lesen verurteilt,
auf Kafka gestoßen, heute auf der Strasse nach blaues Forum, hier und da, dort und da ... Theater, Bücher ...
ein ängstliches Mannsbild ... schreibgewaltig ... gewisse
Scheu vor weibl. Feuchtgebiet ...
macht etwas neugierig, weil habe Literatur-Interpretations-Defizit.
In meiner Gl-schule war keine Kafkastunde dabei. ... //yz
--



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



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@Pyros,
interessantes Artikel.
Es ist schon was anderes mit CI ein Musikgenie zu sein als wenn man Hörend ein Musikgenie ist. Ich finde das lobenswert.
Zitat:
John Redden wiederum schnitt wesentlich besser ab. Er erreichte für einen Hörbehinderten unglaubliche 100 Prozent. Für einen Menschen mit Cochleaimplantat ist das ein herausragender Wert. Reddens auf Profimusiker getrimmtes Gehirn half ihm dabei höchstwahrscheinlich. Richard Reed, ebenfalls ein Musiker, der sein Hörvermögen mit 37 verlor und mit 46 ein Implantat bekam, schaffte immerhin 86 Prozent. Doch nur eine Handvoll Testpersonen erreichte in der Studie derart gute Werte.

Das muss allerdings beachtet werden. Man soll durch diesen Bericht keine unrealistische Hoffnungen machen, wenn man CI hat oder bekommt.
Ich gehe davon aus, dass es auch auf die Gabe zurückzuführen ist, dass Reddon in der Musik gut auskennt ("Als Profimusiker getrimmtes Gehirn").

Ich finde man sollte auch der Musik eine andere Beachtung schenken, inwiefern man Musik geniesst. Ich als stocktauber mag Musik sehr, die für mich wunderbaren Beats haben. Hoffe es gibt irgendwann auch Artikels von Menschen die mit Taubheit Musik von anderer Seite erleben. Für Musikliebhaber, die auf gute Töne und schöne Stimme konzentrieren, ist die Musikwahrnehmung von taube Menschen völlig fremd. Diese aufzuzeigen wäre echt toll.

LG deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



Spitzenmitglied



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gelöscht. Zum CI kann man im Gl-Cafe nicht schreiben,
man wird immer von einer Seiter missverstanden.



Zuletzt geändert von CharlyBrown am 12.03.2008, 01:56:21, insgesamt 1-mal geändert.

Spitzenmitglied



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Dir kann ich zustimmen, Charly Brown.

Ich trage ab und zu Hörgeräte, nur falls ich laute Musik aber nur von Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven höre. Trotz meiner Taubheit ist die klassische Musik unglaublich schön. Auch der Unterschied zwischen Töne und Instrumenten ist erkennbar. Zauberflöte Mozarts -> traumhaft!

Ludwig van Beethoven ist das taube, nee ertaubte Musikgenie aller Zeiten.


°°°Surdus neve mutus sum°°°



Spitzenmitglied



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Interesantes Link :)

Ich geniesse die Musik mit
meinen Hörgeräte. Höre jeden
Töne und Stimmen, natürlich nicht 100%.

Mit der CI soll jeder selbst entscheiden,
ich selbst würde CI nicht nehmen und
brauche es auch nicht
:)


-----------------
believe|respect|love|risk



Mitglied



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Sorry, dass ich widersprechen muss, Charly Brown, aber das Hören von Musik mit dem CI kann auch für Laien sehr schön und durchaus entsprannend sein. Natürlich hängt viel von der Hörbiographie ab. Wer vor der Implantation nichts mit Musik anfangen konnte und diese nicht gehört hat, der wird auch danach nicht plötzlich zu einem kleinen Beethoven und natürlich klappt das mit dem Musik-Hören auch nicht bei jedem und immer gleich gut. Daher wäre ich mit solch verallgemeinernden Aussagen einfach vorsichtig. Die Technik hat da in den letzten Jahren einfach enorme Fortschritte gemacht (und macht auch immer weiter). Die Musikwahrnehmung ist ein ziemlich komplexes Zusammenspiel, dass man meines Erachtens nicht allein auf "eine Gabe" reduzieren kann, auch wenn eine gewisse Begabung und Erfahrung eine gewisse Rolle spielt. Man sollte sich jedoch grundsätzlich darüber im Klaren sein, dass man mit einem CI natürlich mehr Frequenzen hören kann, als das Gerät Elektroden hat. Der Guru Hartmut äußerte sich mal in einem anderen Thread in dieser Art und Weise und lag - m. w. - daneben - w.s.o :D!

Pnin



Spitzenmitglied



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gelöscht.
Zum CI kann man nicht schreiben ohne von einer oder anderer
Seite missverstanden werden.



Zuletzt geändert von CharlyBrown am 12.03.2008, 01:58:34, insgesamt 1-mal geändert.

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@Charly Brown: Ich weiß nicht, wer nun die Ausnahmen sind: Jene CI-Träger, die Musik als unangenehm empfinden oder jene, die sie als angenehm empfinden! Meine Ärzten sagten mir, dass 50% ihrer CI-Patienten (über den Daumen gepeilt) wieder viel Geld für Konzertkarten ausgäben. Aber bitte - diese Zahlen sind nicht belastbar! Richtig ist, dass es sinnvoll ist, die Erwartungen lieber zu tief als zu hoch anzusetzen. Und Hörbiographie ... das ist all das, was den Erfolg des CIs beeinflusst, aber nicht so recht fassbar ist: Wie lange war man taub? Wie gut konnte man vorher hören? Was hat man an Höreindrucken gespeichert und kann nun abgerufen werden? Usw. usf.

Pnin



Spitzenmitglied



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@Pnin,
der Bericht im Link oben zeigt, dass was in einem CI mehr als die Zahl der funktionierenden Elektroden leistet, ist Simulation hergestellt durch Software, nicht physisch. “Es wird mehr als bisher mit dem CI gehört” würde man nach der Lektüre des Artikels denken. Das ist ja Ziel dieser Meldung!

Jedoch ist es klar, dass die Zahl der physischen Zuträger von Signalen unter 22 bzw. 24 bleibt. Das Musikgenie Redden hört ja nur mit 16 Elektroden. Nicht klar jedoch ist, wie die verschiedenen Ton-Frequenzen tatsächlich wahrgenommen werden oder nur simuliert aufgefasst. Mike34 hat in einem anderen Thread von 120 und bald 500 Kanälen gesprochen, das fälschlich den Eindruck von der hohen Zahl von physischen Zulieferer der Signale hinterlässt. Typisch von jemanden, der seine Ware zu hoch preist!

Ich muss die Experimente von den Universitäten of Iowa und Washington näher untersuchen, um zu verstehen, was eigentlich vorgeht. Wie Musik vernommen und im Gehirn verarbeitet wird und wie Gedächtnis und Übung die Perzeption beeinflusst sind nur wenig bekannt.


Hartmut



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@Hartmut, dafür, dass Du kein Schnellschreiber sein willst, verzapfst Du Halbwahrheiten (im Bezug auf das CI) aber ziemlich flott. Kann ja nachvollziehen, dass Du von der Technik des CIs nichts verstehst, aber schwierig finde ich es, auf solcher Art Halbwissen - auch moralische - Urteile gründen zu wollen bzw. dieses Halbwissen ständig zu wiederholen, obwohl schon mehrfach auf die Fehler hingewiesen wurde. Aber Dein Halbwissen passt Dir in Dein Konzept ... also immer weiter und bloß nicht beirren lassen.

Nehmen wir mal Dein Posting auseinander, auch wenn ich nicht so ganz verstehe, was Du mit dem Begriff "Simulation" im Gegensatz zur "tatsächlichen Wahrnehmung" meinst. Um die Funktionsweise des CIs zu verstehen, muss man zunächst wissen, wie das Gehör normalerweise arbeitet. Dazu ein Link zur FDA: "What is a cochlear implant?". Besonders aufschlussreich ist diese Flash-Animation, die einige wesentliche Aspekte visulaisiert.

Wichtig für das Gehör ist die Schnecke, eine mit Flüssigkeit gefülltes schneckenförmiges "Knöchelchen", auf dessen Innenseite sich die Haarzellen befinden. Diese sind letztlich dafür verantwortlich, dass sich Schwingungen (in der Flüssigkeit der Cochlea) in elektrische Nervenimpulse umwandeln lassen. Ihr Ausfall ist in vielen Fällen für Schwerhörigkeit bzw. Taubheit verantwortlich. Entscheidend ist nun, dass die Stelle, an der die Haarzellen innerhalb der Schnecke durch die Schwingungen in Bewegung versetzt werden, die Information über die Frequenz (= Tonhöhe) übermittelt. Hohe Frequenzen werden ganz Außen in der Schnecke wahrgenommen, tiefe ganz Innen an der Spitze der Schnecke. Dies bezeichnet man als Tonotopie und ist letztlich dafür verantwortlich, warum das CI so gut funktioniert (und das ABI noch nicht so gut).

Soweit zum natürliche Gehör. Beim CI wird nun die Funktion der Haarzellen durch die Elektrode ersetzt, die die Frequenzinformation direkt - auf Grund des tonotopische Prinzips - an den Hörnerv übermittelt. Zu diesem Zweck wird ein akustisches Signal vom Sprachprozessor nach den darin enthaltenen Frequenzen zerlegt: Das heißt, es wird analysiert - vereinfacht gesprochen - wie stark (= laut) sind die tiefen Töne, wie laut die mittleren und wie laut die hohen Töne. Es werden natürlich mehr Frequenzen genommen als diese drei. Wieviele genau, das hängt von der jeweiligen Strategie und dem Hersteller ab. Auf Grund dieser Analyse errechnet nun der Sprachprozessor, welche der M Elektroden (M zwischen 16 und 24 - je nach Hersteller) wann und wie stark angesteuert wird. Dabei macht man sich wieder das tonotopische Prinzip zu Nutze, weil man weiß, dass von zwei benachbarten jene den tieferen Ton erzeugt, die weiter Innen liegt. Wie genau diese Auswahl abläuft, ist von Hersteller zu Hersteller und Strategie zu Strategie unterschiedlich.

Warum hört man als CI-Träger nun trotzdem mehr als M Frequenzen? (Kleiner Hinweis: Der Mensch kann Frequenzen etwa zwischen 20 Hz (Schwingungen pro Sekunde) bis zu 20.000 Hz hören). Das liegt daran, dass die Elektroden sehr schnell hintereinander angesteuert werden (bei einem Hersteller). Der zeitliche Abstand ist so kurz, dass die Töne nicht getrennt wahrgenommen werden sondern gleichzeitig, als Überlagerung. Überlagert man unterschiedliche Frequenzen in unterschiedlicher Lautstärke so kann man im Prinzip jeden Ton erzeugen. Dieses Prinzip machen sich z.B. Keyboards zu nutze, die sowohl den Klang eines Klaviers als auch den Klang einer Klarinette, einer Guitarre etc. pp. erzeugen können. Auch dort werden Schwingungen unterschiedlicher Frequenz und unterschiedlicher Lautstärke überlagert, so dass ein bestimmter Klangeindruck entsteht (für die Experten: Das ist ein mathematisches Prinzip, das vom Mathematiker Fourier Anfang des 19ten Jahrhunderts entdeckt wurde).

Die von Mike34 erwähnten 120 Kanäle kommen auf andere Art und Weise zustande. Der Hersteller (Advanced Bionics) spricht von "virtuellen Kanälen". Dahinter verbirgt sich folgende Idee: Wenn ich zwei benachbarte Elektroden gleichzeitig mit der gleichen Stromstärke ansteuere, so entsteht für den Hörnerv der Eindruck, die Erregung liege genau in der Mitte zwischen den beiden Elektroden. Wenn ich nun durch die eine (vordere) Elektrode etwas weniger Strom fließen lasse und durch die andere (hintere) etwas mehr, so verschiebt sich dieser Ort der Erregung (der Hersteller nennt das einen "virtuellen Kanal") hin zur hinteren Elektrode, es entsteht der Eindruck eines tieferen Tons. Auf diese Weise kommen 120 "virtuelle" Kanäle zustande.

Ob eine weitere Erhöhung der Elekrodendichte (jenseits der zur Zeit maximalen 24) sinnvoll ist, darüber herrscht durchaus noch Uneinigkeit unter den Experte. Es treten da nämlich ein paar Probleme auf, die man zunächst in den Griff kommen muss. Außerdem kann man ja bereits mit 24 Kanälen recht gut hören.

Soweit ein paar technische Erklärungen - ich hoffe sie waren verständlich!

Was damit klar geworden sein sollte ist, dass Hartmuts Aussage "was in einem CI mehr als die Zahl der funktionierenden Elektroden leistet, ist Simulation hergestellt durch Software, nicht physisch" völlig falsch - mir persönlich auch unklar - ist. Die Reizung des Hörnervs durch die Elektroden ist ein physiologischer Vorgang. Die Art und Weise wie das geschieht ist inzwischen so pfiffig, dass auch komplexe Höreindrücke, die über die bloße Wahrnehmung von Sprache hinaus gehen, vermittelt werden können - rein physiologisch. Schlichtweg unverständlich ist Hartmuts Statement, dass nicht klar sei "wie die verschiedenen Ton-Frequenzen tatsächlich wahrgenommen (...) oder nur simuliert aufgefasst" werden. Die Töne und ihre Frequenzen, ihr Klangfarbe werden "tatsächlich" und wirklich wahrgenommen - nicht nur simuliert. Hartmuts Vorgehen ist typisch für jemanden, der seine Ware (seine Vorstellung) "hoch preist".

Pnin



Spitzenmitglied



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@Pnin,
ich wusste das alles schon, was du hier breit erklärt hast. Dein Essay hier ist dennoch wirklich nützlich und konstruktiv! Das hilft vielen und auch mir, besonders wie man elegant auf Deutsch formuliert. Danke für den Hinweis auf die unklare Formulierung im ersten Satz meines obigen Beitrags. Die mir vorgebrachten Vorwürfe kannst du dir sparen.

Das Wort “virtuell” hat Mike34 unterschlagen, als er von 120 und bald 500 Kanälen sprach. Und du klärst mir das nur jetzt auf, warum nicht damals. Ich habe damals schon gedacht, dass die verschiedenen Kanäle von der Software simuliert wird, aber nicht genau gewusst, wie die Simulation aussieht. Jetzt noch nicht.

Das Wort ’Simulation’ taucht auf, wie im Link von heise.de oben angegeben. Genau wie die Simulation physisch (elektrisch) von aussen physiologisch bei den Hörnerven vorgeht und im Gehirn interpretiert wird, ist nicht angegeben. Man weiss darüber noch nicht recht. Darüber gibt die Webseite von FDA.gov keine Auskunft.

Die Bearbeitung im Gehirn ist was auf “Wahrnehmung” (englisch: perception) hinauskommt. Sie wird auch von der Erinnerung an früheren gleichen oder ähnlichen Erlebnissen beeinflusst. Vision spielt dort auch eine Rolle. Dein physiologisches “zwischen den Elektroden”-Wahrnehmen je nach elektrischer Reizungsstärke ist ein möglicher Vorgang. Ich bin noch skeptisch, ob physiologisch die Aufnahme durch die Nerven zwischen den Elektroden tatsächlich vorgeht.

Was nun ist meine Ware/Vorstellung, die ich hochpreisen möchte, darf ich dich fragen?


Hartmut



Spitzenmitglied



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@CharlyBrown,
du kannst hier getrost deine Erfahrungen im Musikperzeption im Vergleich zu Mr.Redden im Link veroeffentlichen. Ich sehe ueberhaupt keine Angriffsflaeche gegen dich darueber.


Hartmut



Mitglied



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Hartmut, mir ist nach wie vor noch unklar, was Du immer mit der Simulation bzw. dem zugehörigen Verb hast. Webbrowser verfügen ja - dankenswerterweise - über eine Suchfunktion. Simulation bzw. simulieren tauchen genau zwei mal:
  1. "Ab 2005 konnte ich eine Update namens "Fidelity 120" testen, das sieben virtuelle Elektroden zwischen jeder physischen Elektrode simuliert " - das habe ich erklärt.
  2. " Wenn ich diese Piano-Simulation mit meiner alten Software namens "Hi-Res" ausprobierte ..." - auch das habe ich letztlich erklärt. Hierbei handelt es sich - vermutlich - um einen Computer, der den Klang eines Klaviers (und einer Klarinette, einer Oboe, Geige, Gitarre, Flöte etc. pp.) "simuliert", in dem die Töne auf die entsprechende Art und Weise "zusammengesetzt" werden (Stichwort Obertonspektrum).
- das war's! Mehr ist nicht! Und das Konzept von Advanced Bionics funktioniert - wie man ja unter anderem dem Artikel entnehmen kann - aber auch anderen Arbeiten. Nicht bei jedem und nicht immer gleich gut. Aber das hat wohl Gründe, die man noch nicht verstanden hat.

Vielleicht verwechselst Du ja auch Simulation und STimulation?

Das Du das alles schon gewußt haben willst, mag ich ja kaum glauben, wenn man Deine sonstigen Statements zum CI so liest (siehe z.B. diesen Beitrag von mir, in dem ich schon mal versucht habe, die gröbsten Schnitzer zu korrigieren).

Pnin



Spitzenmitglied



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Pnin,
haben wir verschiedene Vorstellungen, was Simulation ist? Simulation ist fuer mich aehnlich wie "Taeuschung", um eine bestimmte Wirkung in Sinneswahrnehmung zu erzielen. Analogie: optische Wahrnehmung durch optische Taeuschung. Die sieben virtuellen Elektroden sind nur simuliert durch ein Algorithm (= bestimmtes Computerprogramm) im SP. Nu, du erklaer bitte, was du unter Simulation verstehst.

Ich weiss nicht, was du aus meinen Ausfuehrungen in anderen Threads verstanden hast. Du glaubst immer, ich verstuende von komplexen Toenen (Ton zusammengesetzt aus mehreren gleichzeitig klingenden Frequenzen, wie wenn man drei Klaviertasten zugleich drueckt) nicht. Ich weiss von deren mathematischen Zerlegung durch Fourier Analysis. Nu, erklaer mal wie im CI ein komplexer Ton auf die Hoernerven uebertragen wird mit begrenzter Anzahl von Elektroden.

Ich hatte zuerst 'Stimulation' fuer "Reizung" benutzt. Dann im Hinblick auf die Proteste ueber "Denglisch" im anderen Thread habe ich es mit 'Reizung' ersetzt. Habe ich dieses Wort richtig genommen?


Hartmut



Mitglied



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@Hartmut: Ich habe in der Tat eine komplett andere Vorstellung vom Begriff "Simulation", da ich aus den Wissenschaften kommend Simulationen nicht so sehr als "Täuschung" verstehen würde, auch wenn diese Konnotation natürlich vorhanden ist. Das ist aber zweitrangig, da ich nach wie vor nicht sehe, wo in dem von mir beschriebenen Prozess eine "Simulation" auftreten sollte. Mir ist es aber letzlich auch herzlich egal, wie man den Trick mit den "virtuellen Elektroden" nun nennt, ebenso die anderen Verfahren der CI-Hersteller, um komplexe akustische Signale zu übermitteln. Es handelt sich nur eben nicht um eine Täuschung, denn der Nutzen, das Funktionieren ist ja reproduzierbar und real: Man kann eben eine Beethoven Sonate damit höre und von einer Schubert Sonate unterscheiden.

Du fragst dann:
Zitat:
Ich weiss nicht, was du aus meinen Ausfuehrungen in anderen Threads verstanden hast.

Nun, ich finde Deine Aussage in dem erwähnten Thread -
Zitat:
Ich habe volles Verstaendnis, wenn du gluecklich mit dem teilweise wiedergewonnenem Gehoer bist (Hoeren von nur 22 Frequenzien)
- eigentlich recht klar und unmißverständlich, nur eben völlig falsch. Wenn Du behauptest, Du wüßtest was eine Fourier-Analyse sei, dann müßte Dir auch klar sein, wieso man mehr als M Frequenzen hört (M die Anzahl der Elektroden) - Stichwort inverse Fourier-Analyse, also statt Zerlegung Zusammenbau eines Klangs durch Überlagerung von (Fundemental)Frequenzen. Genau dies habe ich bereits weiter oben und auch schon im anderen Thread erklärt. Daher ist Deine Aufforderung
Zitat:
Nu, erklaer mal wie im CI ein komplexer Ton auf die Hoernerven uebertragen wird mit begrenzter Anzahl von Elektroden.
bereits erfüllt.

Ich finde es einfach bedenklich, wie Du auf Grund Deines Halbwissens über das CI, das Hören und "related topics" zu Urteilen darüber gelangst.

Pnin

PS: Fremdwörter sind Glückssache, gelle? Wie man hier nachlesen kann kommt das Wörtchen stimulieren aus dem Lateinischen - nix mit Denglisch.



Spitzenmitglied



offline
Hartmut,
ich hab meine Posting wieder gelöscht, weil ich darauf drei ganz
verschiedene E-Mails bekam. Daraus erkannte ich, meine Posting
haben Missverständnisse ausgelöst.
Mein Wissen über CI ist nicht ausreichend um die in den E-Mails
gestellten Fragen und Einwände objektiv zu beantworten.

Es geht nicht um "Angriffsflächen" gegen mich.
Bei persönlichen Angriffen steige ich nie aus, da schlag ich zurück!

Die Unterschiede zwischen CI-TrägerInnen sind fast genauso gross
wie zwischen HörgeräteträgerInnen.
Manche Schwerhörige hören mit HG praktisch normal, andere
verstehen Sprache nur mit konzentrierter Aufmerksamkeit, und
manche hören nur allgemeine Umweltgeräusche und den
Rhytmus von Musik (Resthörige Gl mit HG).
Fast genau so sind die Unterschiede bei CI-TrägerInnen.
Nach meiner Erfahrung ist selten, das CI-TrägerInnen die früher
hören konnten, Musik mit dem CI gut finden.
Aber wie gesagt, meine Erfahrungen sind subjektiv, es gibt
inzwischen schon viele tausend CI-TrägerInnen und ich kann
nicht beurteilen wie die Mehrheit zum Musikhören steht.
Ich persönlich kann alle Töne eines Keyboard hören, die
nebeneinanderliegenden Tasten aber nicht unterscheiden.
Ruhige Musik mit einem Instrument empfinde ich ganz angenehm,
ist aber bei weitem nicht so gut wie ich aus der Kindheit in
Erinnerung habe.

Ist auch egal, habe soviel andere Interessen und Hobbys und
meine Identität ist weder vom hören noch von taubsein abhängig.



Spitzenmitglied



offline
Pnin,
du hast noch nicht erklaert, wie ein komplexer Ton, sag mal z.B. ein Ton bestehend aus 4 Frequenzen, im CI auf die Hoernerven uebertragen wird. Du hast nur erklaert was in einem hoerenden Ohr vorgeht.


Hartmut



Mitglied



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@Hartmut, wer lesen kann ist klar im Vorteil. Daher - extra für Dich - noch mal ein Zitat aus meinem Posting weiter oben:
Zitat:
Warum hört man als CI-Träger nun trotzdem mehr als M Frequenzen? (Kleiner Hinweis: Der Mensch kann Frequenzen etwa zwischen 20 Hz (Schwingungen pro Sekunde) bis zu 20.000 Hz hören). Das liegt daran, dass die Elektroden sehr schnell hintereinander angesteuert werden (bei einem Hersteller). Der zeitliche Abstand ist so kurz, dass die Töne nicht getrennt wahrgenommen werden sondern gleichzeitig, als Überlagerung. Überlagert man unterschiedliche Frequenzen in unterschiedlicher Lautstärke so kann man im Prinzip jeden Ton erzeugen. Dieses Prinzip machen sich z.B. Keyboards zu nutze, die sowohl den Klang eines Klaviers als auch den Klang einer Klarinette, einer Guitarre etc. pp. erzeugen können. Auch dort werden Schwingungen unterschiedlicher Frequenz und unterschiedlicher Lautstärke überlagert, so dass ein bestimmter Klangeindruck entsteht (für die Experten: Das ist ein mathematisches Prinzip, das vom Mathematiker Fourier Anfang des 19ten
Jahrhunderts entdeckt wurde).

und - gleicher Sachverhalt nur etwas anders erklärt in einem anderen Thread:
Zitat:
Richtig ist, dass CIs ein Schallsignal "zerlegen" und analysieren, wie stark die N Frequenzen, die den N Elektroden zugeordnet werden, in ihm vertreten sind. Das ist ein altbekanntes, letztlich mathematisches Verfahren. Spielt man z.B. mit einem Klavier, einer Geige oder einer Oboe den Ton a', so setzt sich der Ton nicht nur aus der Frequenz des Grundtons (a') zusammen, sondern auch aus diversen Obertönen. Welche das genau sind, hängt vom jeweiligen Instrument ab. Diese Obertöne sind dafür verantwortlich, dass ein a' auf dem Klavier anders klingt, als auf einer Geige oder Oboe - obwohl es der gleiche Grundton ist. Es gibt nun technisch die Möglichkeit zu analysieren, was für Obertöne noch in dem vom Klavier, von der Geige oder der Oboe gespielten Ton enthalten sind. Auf der anderen Seite kann ich auf diese Weise auch den Klang dieser Instrumente simulieren: Ich muss nur Töne entsprechender Frequenz und Lautstärke mischen. Genau das macht auch das menschliche Gehirn, weswegen CI-Träger durchaus in der Lage sind, mehr als die N Frequenzen zu hören, die den Elektroden in der Schnecke zugeordnet sind. Wo hier die Grenze des technisch Machbaren ist ... who knows? Die Möglichkeiten der Miniaturisierung sind da meines Erachtens noch nicht ausgeschöpft und man darf schon gespannt sein, was neue Materialien und neue Fertigungstechniken da noch möglich machen werden.

Es steht alles da! Wer verstehen will, kann verstehen (oder konkret nachfragen).

Pnin



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



offline
@Hartmut,
man sieht, dass du Schwächen beim CI diagnostieren möchtest und zu beweisen, dass CI nicht das absolutes Hören bietet, wie die Hörenden es kennen, oder (man davon ausgeht) es Spätertaubten sich es vorstellen.
Ich finde die Diskussion über die Funktion des Hörens mit dem CI überflüssig. Mit dem CI kann man auf der Weise hören, wie das CI das Hören bietet. Und der Mensch der mit dem CI hören kann, wird auf der Weise zufrieden sein.

lg deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



Spitzenmitglied



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@Deafmax,
aber es wird Behauptungen ueber die Faehigkeit des CI von Fachleuten und der Industrie gestellt, die nachzupruefen gilt.

@Pnin, deine Wiederholungen hilft nicht zu klaeren.

Hat man z.B. ein CI neun funktionierenden Elektroden, denen 9 verschiedene Frequenzen zugeordnet sind. Wie wird dann ein komplexer Ton mit Frequenzen, die nur drei oder keinem der 9 zugeordnet sind, uebemittelt? Hat man ein Ton zusammengesetzt aus 100 verschiedenen Frequenzen, was geschieht hier? Wie kann jemand mit 9 Elektroden mehr als 9 Frequenzen hoeren? Wenn zwei Elektroden schnell hintereinander oder gleichzeitig funken, ist der Ton bereits komplex, also ein "Tonkomposita" mit zwei Frequenzen, nicht Frequenz Numero 10, nicht?


Hartmut



Mitglied



offline
@Hartmut, Deine Fragen sind in den von mir wiedergegebenen Selbstzitaten erläutert. Auch wenn ich langsam denke, dass Du nicht verstehen willst, will ich trotzdem noch einmal versuchen den Sachverhalt zu erörtern. Vielleicht hast Du den entscheidenen Punkt ja doch verstanden, wenn Du schreibst: "Wenn zwei Elektroden schnell hintereinander oder gleichzeitig funken, ist der Ton bereits komplex ... " Genau!

Kommen zwei Töne schnell genug hintereinander, so dass sie das Gehirn zeitlich nicht mehr von einander trennen kann, so werden sie überlagert und es steht ein neuer Ton dessen Frequenz von der Frequenz und Amplitude (entspricht Lautstärke) der beiden "Grundtöne" abhängt. In welcher Art und Weise, das sagt einem die Theorie der Fourier-Transformation.

Werden zwei benachbarten Elektroden gleichzeitig stimuliert, so liegt das Erregungszentrum zwischen diesen beiden, wobei die genaue Position davon abhängt, wie stark die beiden Elektroden angesteuert werden. Geschieht das gleich stark, so liegt die Tonwahrnehmung genau zwischen den beiden Elektroden (und damit auch die Frequenz). Wird eine Elektrode stärker als die andere angesteuert, so wandert der Ort, an dem der Hörnerv stimuliert wird zu dieser hin - und somit auch die Frequenz.

Beide Strategien arbeiten also letztlich mit der Überlagerung zweier Frequenzen um eine dritte - neue - Frequenz zu erzeugen. Welche Frequenzen nun genau genommen werden, nach welchem Algorithmus sie ausgewählt werden, das ist von Hersteller zu Hersteller sehr unterschiedlich. Eine Darstellung dessen würde den Rahmen sprengen. Von den Herstellern bekommt man aber entsprechende Informationen. Die Erfahrung zeigt, dass eine relativ geringe Anzahl von ausgewählten Frequenzen pro Stimulationszyklus bereits ausreicht, um gute bis sehr gute Ergebnisse zu erzielen. Es ist gar nicht nötig 100 Frequenzen gleichzeitig "zu hören". Das tun auch normal hörende Menschen nicht, weswegen das MP3-Format ja überhaupt nur realisierbar ist.

Zum Schluß möchte ich noch erwähnen, dass ich als CI-Träger selbst verständlich alle Frequenzen hören kann (einzige Einschränkung: Was jenseits der ersten und letzten Elektrode ist, lässt sich natürlich nicht übermitteln. Meiner Erfahrung nach ist das aber vernachlässigbar). Selbst wenn es mir also nicht gelungen sein sollte, das Wie zu erläutern, so kann die Tatsache, dass es funktioniert nicht geleugnet werden.

Pnin



Mitglied



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Pnin hat geschrieben:
Zum Schluß möchte ich noch erwähnen, dass ich als CI-Träger selbst verständlich alle Frequenzen hören kann (einzige Einschränkung: Was jenseits der ersten und letzten Elektrode ist, lässt sich natürlich nicht übermitteln.)


Selbst diese Einschränkung existiert zumindest im unteren Frequenzbereich nicht unbedingt mehr. Es ist nämlich so das in einem Frequenzbereich bis durchschnittlich etwa 500Hz (Individuell verschiedene obere Grenzen von 300...700Hz) Frequenzen nicht nur durch die Tonotopic der Elektrode realisiert werden können (also den Ort an dem die Elektrode in der Cochlea liegt) sondern auch durch die Impulsfrequenz mit der sie angesteuert wird. Man kann also mit einer Elektrode die ortsmässig an der Position "400Hz" liegt tiefere Frequenzen als 400Hz erzeugen mit entsprechender Ansteuerung. Man nennt dies dann auch "Ratentonhöhe" (im Vergleich zu "Ortstonhöhe"). Zumindest bei einem Hersteller wird diese Theorie (optional) eingesetzt um tiefere Frequenzen zu erzeugen als eigentlich Tonotopisch möglich wäre .

History: Auch mit den Uralt CI's der frühen 80er Jahre die nur eine einzige Elektrode besassen konnte mit Hilfe dieses Mechanismuss bereits verschiedene Frequenzen gehört werden. Wenn auch nur im Bereich von ca. < 500Hz.

Gruß, Late


Anyway the wind blows...




 Taubes Musikgenie





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