Ein bißchen verteidigen muß ich pnin nun doch, auch wenn die meisten seiner Thesen und Vorschläge mir nicht gefallen.
Wenn pnin von einer "Hörpille" schreibt, meint er wohl eine Art Gedankenexperiment. Viele/die meisten Gl sind ja gegen das CI, unter anderem aus dem Grund, daß das reichlich blutig im OP abläuft, deswegen mit Risiko verbunden ist. Jetzt stelle man sich vor ,das fällt weg. Ganz harmlos ohne Schmerzen und Blut kann man einfach eine Pille schlucken und hört.
Ich gebe zu, daß ich schon ein wenig ins Grübeln kam, würde ich das schlucken? Warum eigentlich nicht, bin gerne offen für neue Erfahrungen.Und wenn kein Risiko dabei ist, ja wieso nicht.
Allerdings würde ich das nur tun, wenn die Wirkung nach einiger Zeit nachlässt, denn wer weiß, vielleicht gefällt mir das Hörenkönnen gar nicht und ist ein Schock, alles ganz laut, gar nicht abzustellen. Und kein Geräusch könnte ich einordnen, da ich das ja nicht kenne, bzw. vergessen habe wie das ist. Da müßte man sicher erst mal ein langes Hör- und Sprechtraining machen...
Wenn ich richtig nachdenke erinnert es ein wenig an "Faust", wo Faust einen Pakt mit dem Teufel schließt, er bekommt einen Wunsch erfüllt, muß dafür die Seele dem Teufel geben, war es so?
Innerlich weiß ich schon, daß es falsch wäre, so eine Pille zu schlucken. Das läßt sich schwer erklären, jedenfalls nicht auf der Ebene der Vernunft, eher mehr spirituell.
Pnin, du sagtest ja, das Individuum ist wichtiger als die Gruppe. Das ist nicht richtig durchdacht finde ich, da das Befinden des Individuums auch vom Wohl und Wehe der ganzen Gruppe abhängt. Ich würde sagen, eine Kultur, die jedem ihrer Mitglieder das Recht auf Individualität einräumt, hat mehr zufriedene Mitglieder als eine Kultur, in der alle "genormt" sind.
In einem früheren posting schriebst du, daß wir akzeptieren sollen, daß wir Behinderte sind, da dieses Wort im Duden steht, und daß es eben so ist, daß wir nicht Hören können.
Ich sehe aber eine Unterschied darin,1. nicht Hören zu können und 2. als Behinderte abgestempelt zu werden. Der Duden oder andere Wörterbücher sammeln nur die Worte, die in einer Kultur von ihren Mitgliedern verwendet werden. Sie (die Wörterbücher) sagen nichts darüber aus, was in unserer Umwelt tatsächlich existiert. Du kannst nicht sagen, Behinderte existieren, nur weil es im Duden steht. Die nichtbehinderte Majorität hat sich darauf geeinigt, dieses Wort "Behinderte" zu benutzen um eine bestimmte Gruppe Menschen in eine Schublade zu stecken. Würden wir Gl ein eigenes Wörterbuch haben, würde darin auch das Wort "Hörende" vorkommen. Du hast ja gehört, wie überrascht Dirksen Baumann über dieses Wort war. Wie Voghel schon schrieb, könnten aus unserem Blickwinkel auch die Hörenden behindert sein, sofern sie die GS nicht beherrschen. Es ist tatsächlich alles eine Frage des Blickwinkels und der Mehrheitsverhältnisse. Objektiv gibt es keine Behinderungen, nur Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Eigenschaften. Wenn jemand zu mir sagt :"Du kannst nicht hören." stimme ich dem zu. Das ist eine Tatsache. "Du bist behindert" dagegen ist eine Abstemplung und Herabsetzung.
Du hast geschrieben:
Zitat:
Nein, das heißt nicht, dass jedem Kind unbedingt ein CI implantiert werden soll. Aber es heißt, dass die Gebärdensprache eine möglichst wichtige Rolle bei der Förderung gehörloser Kinder spielen soll. Man muss das von Fall zu Fall entscheiden - im Dialog mit Eltern, Ärzten, Pädagogen und Leuten, die die Gebärdensprache beherrschen.
Ich verstehe nicht was du von "Fall zu Fall " meinst. Die Fälle sind alle gleich: die Kinder hören nichts. Möchtest du eine Lotterie machen:diesem Kind das CI, jenes die GS.??
Harlan Lane beschrieb auch genau diese Situation in "Maske der Barmherzigkeit" . Das ist nämlich die Taktik der Mediziner, jeder "Fall" bekommt eine individuelle Note, jedes Kind hört anders, bekommt ein eigenes Audiogramm und eigenen Befund von "an Taubheit grenzend SH", "resthörig", "hochgradig SH", usw... so läßt sich sehr gut verschleiern oder vertuschen, oder, wenn du dieses Ausdrücke für Paranoia hältst, negieren, daß es eine GL-Kultur gibt.
@pyros
du schriebst:
Zitat:
Was wollen sie damit ausdrücken??
Wie erklärst du dir, dass ca. 50% der jüngeren GL,
die man im Verein so trifft, ein HG tragen?
Warum bleiben sie nicht "rein taub"?
HG sind nicht dasselbe wie ein CI. HG kann man jederzeit rausnehmen. Aber ehrlich gesagt, verstehe ich auch nicht warum so viele Gl ein HG tragen. Ich selbst empfinde es als extrem nervend und habe es schon lange abgelegt. Aber jeder wie er möchte.
Wenn jemand sagt, er/sie sei voll gegen CI, drückt er/sie eben aus daß er/sie gegen das CI ist. Was sonst?
b.