GL-C@FE.de

Virtuelles Kommunikationsforum für Gebärdensprachnutzer
Aktuelle Zeit: 19.04.2024, 04:50:51





 Begriff *abstempeln o. Abstepa*


Gehe zu Seite Vorherige  1, 2, 3  Nächste
Spitzenmitglied



offline
Nicht nur von Ignoranten ?
Wie nennst Du solche Leute denn dann ?



Mitglied



offline
typische hörende Menschen o. meine Mutter fragen mich immer dasselbe:

boah... woher kann ein gehörloser Mensch gut sprechen?



Was soll ich Antwort geben ... [sorry]


alte Doofefragin; jetzt neue Caravan-Lady



Neuling



offline
Antwort: nicht nur, kannst du auch gebärden?



Spitzenmitglied



offline
Oh ja, daran erinnere ich mich noch ganz gut,
als ich in Hamburg in den 90´er Jahren im Clubheim
war. Eine Gehörlose sprach mit mir, als wäre sie
hörend und ich sprach auch ganz normal.
Das Schärfste war ja, dass sie mich auch noch verstand. [ops]
Kommt daher, weil sie sehr gut von den Lippen ablesen
konnte. Solche Leute gibts selten!

Es gab Leute, sprachen mit mir, dann stellten sie fest,
dass ich so irgendein Ding im Ohr habe und fragten
mich, "du bist doch nicht etwa sh, oder?" [ops]

War so lustig :D ...ich sagte, dass ich sh bin und
mit dem Gerät vieles wahrnehmen kann.
Hören tue ich alles, aber verstehen ist eine andere Sache.

Daraufhin die Leute zu mir, "ist ja n´Ding, kommst uns
aber wie n´Hörender vor." [tongue]



Spitzenmitglied



offline
Also Leute, es gibt Audismus, es gibt aber auch Empfindlichkeiten. Wenn ich mir jetzt manche Dinge durchlese, würde man bei ähnlich gelagerten Äußerungen von Hörenden sagen, mein Gott, der fühlt sich aber auch durch jedes bißchen Nettigkeit angepißt.

Wenn jemand fragt, woher man als Gehörloser gut sprechen kann (ich meine damit die Lautsprache und stelle - bevor ich jetzt als audistisch gelte - nicht in Abrede, daß auch gebärden eine Art von sprechen ist), dann will er damit zum einen ein Kompliment machen (ich wäre zum Beispiel sehr erfreut, wenn mir jemand sagt: Du bist Deutsche ? Du sprichst aber trotzdem gut Holländisch ! Wo hast du das gelernt ?).

Zum zweiten ist es doch nunmal so, daß die Lautsprache dadurch gelernt wird, daß man sie HÖRT. Meistens jedenfalls. Und viele Gehörlose klingen nunmal sehr unverständlich, wenn sie versuchen zu sprechen. Mein Gott, da ist es doch nicht audistisch und rechtfertigt keine pampige Antwort, wenn da jemand sagt: Hey, wo hast du denn so gut die Lautsprache gelernt ?

Wenn Ihr da jedesmal so rumzickt, von wegen, na und, kannst du gebärden, selbst wenn der andere nur nett sein will, dann braucht Ihr Euch nicht zu wundern, wenn Ihr irgendwann bei so manchen Hörenden als aggressiv verschrien seid, und dann werden die nicht gerade ein offenes Ohr für Eure Anliegen haben. Das wäre doch schade, gemeinsam erreicht man doch viel mehr !



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
@Doofefragin,
eine gute Frage! Was würde ich dazu am besten antworten … [sorry]

Habe solche Situation oft genug erlebt. Ein Hörender, der sogar schon sehr gut informiert ist, geht zur Taubengruppe und begrüßt jeden einzelnen. Einer von der Gruppe sagt sauberes „Guten Tag …" Und der HD bricht ab: „Oh, du sprichst aber GUUUT.“ Und das noch vor den anderen Tauben. [nerv] Ihr könnt dann selber weiter ausmalen, ob es audistisch ist …

Einmal hat ein Tauber (Spätertaubter, versteht sich) gut geantwortet: „Was habe ich davon, dass ich gut spreche? Warum soll ich durch gutes Sprechen und als Depp weiter informieren? Und von Hörenden bekomme ich aber keine Information zurück. Mir wäre gutes Hören lieber als gutes Sprechen.“


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



Mitglied



offline
@Rainbow

Tja, dein Vergleich mit der höllandischen Sprache hinkt etwas.

Wird ein Tauber von einem Hörenden wegen gutem Sprechen gelobt, was sollen die anderen denken? Mit seinem Verhalten sagt er indirekt, dass die anderen Tauben schlecht sprechen.

Und es ist meistens so, dass gerade dieser, der gut spricht, auch besser hören als die anderen oder ertaubt ist.

Keiner sagt auch zu einem Hörenden, dass er in seiner Muttersprache gut spricht. Oder stimmt das etwa nicht? Wenn man ihn wegen seiner guten Fremdsprachkompetenz lobt, dann steckt hinter seinem Lob die Frage, woher man es so gut kann. Ausland? Verwandte? So kommt man gut ins Gespräch.
Aber einen Tauben zu loben. Will er wirklich hören, wie gut er hören kann? Ob er ertaubt ist? Oder er wie verrückt jeden Tag 5 Stunden Sprechen gelernt hat?
Da liegt der großer Unterschied.

Ich jedenfalls mag es überhaupt nicht, wenn jemand Bemerkungen über meine Aussprache macht, ausser wenn das Tehma über das Sprechen oder so ist.[evil-angry]
Viele reagieren hier etwas agressiv darauf, weil es an der Vergangenheit liegt. Ich hörte sehr oft von einem Lehrer, wie gut jemand spricht. Und das sogar auch auf einem Gymnasium! Was wollen die Lehrer damit sagen? [nerv]

Vielleicht verstehst dus jetzt?



Zuletzt geändert von yippiee am 14.06.2007, 17:14:00, insgesamt 1-mal geändert.

Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
@yippiee,
ja, genau, das auch noch bei tauben Erwachsenen und sogar auch bei tauben Senioren im Altenheim. Wer diese Aggression nicht verstehen will, müsste vom reinsten Audismus stammen.


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



Neuling



offline
@Rainbow
Also Leute, es gibt Audismus, es gibt aber auch Empfindlichkeiten. Wenn ich mir jetzt manche Dinge durchlese, würde man bei ähnlich gelagerten Äußerungen von Hörenden sagen, mein Gott, der fühlt sich aber auch durch jedes bißchen Nettigkeit angepißt

ich denke man kann schon auch nett mit worten zurückschlagen. Das muss nicht heissen dass wir äusserlich erscheinung bissig werden.
Kann aber auch passieren. wenn dann aus wut, und das hat auch mit unser Deafhood zu tun die innerliche reinigung. Das ist eine langfristiges Prozess.

Es gibt duzende hörenden menschen die wir anfreunden können.

bezuglich mit hölländische sprache.
wenn ich als deutsche in Vereinigten Staaten für die fliesende ASL kompetenz belobt wurde werde ich mich geehrt fühlen [smile]



Mitglied



offline
Hier ist in letzter Zeit eingewendet worden, dass man sich gegenüber Kritiken offen zeigen sollte, wie beim Fall Pyros - Hartmut. Man soll die Gehörlosen, Schwerhörigen, CI-Träger usw. nicht einander ausgrenzen und auch nicht andere abschrecken. Das ist natürlich schon richtig.

Aber man muss eben bedenken, wieso es passieren konnte. Es ist eine große Nachwirkung des Audismus. Gerade die negativen Taten und Äusserungen über die Gebärdensprache sagen schon viel aus.

Die Überlegungen zur Deafhood sind wirklich eine hervorragende Möglichkeit für unsere Weiterentwicklung. Man soll sich einander erzählen, wie die Tauben sich an der Taubengemeinschaft mitbeteiligt haben und einander zusammen wertgeschätzt haben. Das gilt auch für andere Gebärdensprachbenutzer, die die Gebärdensprache zu schätzen haben.

So ist die Deafhood-Bewegung auf ein anderes Ziel hin gerichtet, man soll nicht einander ausgrenzen und sich vor allem von audistischen Einflüssen befreien. Daher ist es so verkehrt, die "Taubseinsbewegung" zu bezweifeln, wie manche meinen wollen. Es gilt ja, die Höherbewertung des Hörens und Sprechens zu relativieren und unser Taubsein zu schützen.

Man soll nicht vergessen, dass es zwischen den Kräften nach innen und nach aussen zu unterscheiden ist. Wenn man sich einander bekämpft hat, dann werden die Kräfte nach aussen (wie z.B. Politik, Öffentlichkeitsarbeit, Kultur usw.) natürlich weniger.

Daher ist es wirklich nicht förderlich für unsere Diskussionskultur, wenn wie Pyros immer wieder Hartmut kritisieren möchte. Wie AvignonMan und andere selber schon eingewendet haben.

Erst soll man sich einander über die neuen Begriffe Audismus und Deafhood klarwerden und zu gemeinsamer Verständigung kommen. Es bedarf eines Prozesses, der nicht ganz störungsfrei sein kann, aber auch von Sensibilität und Rücksichtsnahme begleitet werden soll.



Spitzenmitglied



offline
@yippiee:
Nein, kann ich nicht nachvollziehen.
Natürlich bedeutet "du hast eine gute Lautsprache", daß die anderen eventuell eine nicht so gute Lautsprache haben. Na und ? Dafür sind die anderen dann besser in anderen Dingen. Ist nunmal so, daß Leute manches gut und anderes schlechter können.

So wie das bei Dir klingt, muß sich ein Gehörloser ja regelrecht schämen, wenn er Lautsprache kann. Und das ist doch reichlich übertrieben.

Und wenn der Hans Busch meint, ich stammte vom reinsten Audismus - bitte, mit solchen Anschuldigungen kann ich leben. Wenn hier Leute mir gegenüber unsachlich werden wollen - in Ordnung. Sowas bin ich von Berufs wegen gewöhnt....das ficht mich nicht an.



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
TOPIC ON
Die Rainbow ist leider nicht die Auserwählte meiner „Zielgruppe“, wie sie geglaubt hat. Aber wenn sie selbst zu dieser Extremengruppe gehören will, dann von mir aus in bester Ordnung.
TOPIC OFF

Uff … Audismus ist für Nichtbetroffene leider nur schwer zu begreifen. Auch schwer nachzufühlen …


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



Spitzenmitglied



offline
Zu den ganzen Topics über mir. Ich denke, dass deswegen
so oft nachgefragt wird, weil sich der Begriff "taubstumm"
eben stark eingeprägt hat... Stumm = kann nicht sprechen.



MR.MOKONA ? u n v e r k ä u f l i c h!!



3. Fotograf ´09
3. Fotograf ´09



offline
@Nightcrawler,
Ich habe schon verstanden,was du meinst.Ist das wirklich nötig,HD. schlagfertig zu machen?Soll GL. weiter schlagfertig macht,wenn HD. schlagfertig nicht lässt?Meine Meinung,schlagfertig machen ist nicht so die Lösung,weil kann die schlimme Folge kommen,sowie Feinde werden,prügeln,nervös werden.Besser die Antwort vernünftig geben,danach Hd. wird weiter begleiden,dafür besser ignorieren. Hd. soll Gl. respektieren wie ein Mensch ohne Begleidung und für GL. mit dem Geduld,mit dem Verstandnis geben.Und respektieren einander,auch egal wer ist: Hd oder Gl.!

Bei erster Gespräch der Bewerbung:

Hd. sagt Gl.: Du kannst nicht hören,was ich dir sagen werde,wie können wir zusammenarbeiten ?
Gl. antwortet Hd.: Mein Vorschlag ist,wir können zusammenarbeiten versuchen.Ich kann gut und hart arbeiten.



Mitglied



offline
felmine ich hab nur keine lust mehr nach bestimmten bemerkungen sprachlos zu sein. mehr net! ich will auch schlagfertig sein! net nur gegenüber gehörlosen sondern auch gegen hörende.

gegenüber gl für mich schwierig weil ich kaum gebärden verstehe.

sonst stimmt was du sagst. und ich sag dir eines: ich respektiere jeden menschen der mich ausch respektiert, egal mit welcher sprache oder behinderung er aufwächst!

mir brauchst du sowas net vorzuwerfen dass ich gl schlecht behandle. einer meiner kumpels IST gehörlos!


Für den Frieden kämpfen ist wie für die Jungfräulichkeit vögeln!



Spitzenmitglied



offline
@Rainbow,
mit Doofragins Frage wird das Sprechenkönnen gemeint.

Dahinter steckt 250 Jahre lange Geschichte der Pädagogik mit tauben Kindern. “Sprechen, Sprechen, Sprechen und nichts als Sprechen” würde das treffende Slogan sein, das die Geschichte kennzeichnet. Ich empfehle dir, Bücher wie “Stumme Stimmen” von Oliver Sacks, “Mit der Seele hören” von Harlan Lane und “Die Maske der Barmherzigkeit” von Harlan Lane zu lesen, um sich mit dieser Geschichte vertraut zu machen. Das Letztgenannte wird besser von den Insidern verstanden.

“Du sprichst/Sie sprechen (so) gut! (obwohl d/Sie taub(stumm) bist/sind)” ist kein Lob mehr, weil dahinter vieles steckt! Die Frage “Warum spricht die besser als du?” oder ähnliches berühren die gleichen Buttons (= Knöpfen):

1. Mit guter Sprechfähigkeit wird die GS und das Taubsein unterdrückt. Der Taubstummenlehrer (heute Hörgeschädigtenpädagoge) “Du sprichst sehr gut. Du bist jetzt gehörlos, nicht mehr taubstumm, und brauchst nicht zu gebärden wie die Taubstummen.”

2. Es wird damit zugleich vorgetäuscht, dass man mit Sprechen in der hörenden Welt weiterkommt und mit Hörenden nichts anders als sprechen muss. Es stellt sich oft heraus, dass das gute Sprechen die Kommunikationssituation oft verschlimmert. Hörende würden sich weigern, aufzuschreiben, wenn sie nicht verstanden werden. Taube sind oft gezwungen, das Verstehen durchs Kopfnicken vorzutäuschen. Also fördert das gute Sprechen die Einweg-Kommunikation von Tauben zu Hörenden.

3. Der Wert des Sprechens wird hoch, manchmal nur im Unterbewusstsein, gestellt. Das macht das “Lob” per Definition erst recht audistisch. Warum muss das gute Sprechen einem Tauben gelobt werden? Ist das wirklich ein Big Deal (= grosse Sache)? Das fördert den Wertrelativismus des Sprechens (und des Hörens) nicht, das Endziel aller antiaudistischen Bemühungen.

4. Taube Menschen sind im Grunde einander egalitär eingestellt und fühlen sich kollektiv der Taubseinsgemeinschaft und ihren Wertvorstellungen verpflichtet. Da entsteht ein Gefühl des Unwohlseins, wenn einem Tauben gesagt wird, dass er besser sei als die anderen, nur wegen dem Sprechen. Dabei wird der bei uns vorherrschende Wertrelativismus des Hörens und Sprechens auf den Kopf gestellt, denn wir machen daraus kein grosses Stück, obwohl wir wissen, wer von uns gut oder schlecht spricht oder besser hört. Alles “Na und!” damit.

Aber das verhält sich anders, wenn über den Akzent in meinem Englisch-Sprechen bemerkt wurde. No offense about it! Hier ist das Augenmerk weg von Gutsprechen. Hörende beratschlagten, wie mein Akzent zu zuordnen ist. Ich erklärte ihnen ruhig, dass es ein Taubstummenakzent sei. “A good one!” sagten sie grinsend.


Hartmut



Spitzenmitglied



offline
Doofragins Frage kann ähnlich umformuliert werden in verschiedenen Formen, alle mit dem gleichen Gedankenhintergrund:

“Warum spricht die … anders/besser als du?”
“Warum kannst du nicht wie … (gut) sprechen?”
“Du sprichst aber sehr gut (obwohl du taub[stumm] bist). Wo hast du das gelernt?”

usw.

Die beste Antwort hängt ab, an wer die Frage gestellt hat.

Einer Mutter eines tauben Kindes kann von ihrem Kind schroff oder sachlich entgegnet werden, je nach Beziehungslage zwischen dem tauben Kind und der Mutter. Jede Antwort passt. Der Mutter musste zu erkennen gegeben werden, dass aufs Sprechen kein hohes Wert gelegt werden sollte, dass aber hartnäckig aufs Erlernen anderer erfolgsversprechender Kommunikationsmittel gerungen werden musste, weil offensichtlich das orale Kommunikationsmittel nicht geklappt hat und weil in oraler Kommunikation oft die Gefahr birgt, das Verstehen-Vortäuschen zu einer Angewohnheit wird. Eine Entgegnung “Warum gebärdet Frau …(Mutter eines anderen tauben Kindes) besser?” passt auch.

Einem “Hörgeschädigten”-Pädagogen sagte ich paarmal bei Tagungen:

“Was habe ich gesagt? Können wir nicht darüber sprechen?” oder
“Ihnen ist wohl mein Sprechen wichtiger als was ich gesagt habe!” oder
”Jetzt weiss ich die echte Bedeutung von ‘gehörlos’, bedeutet “kein Gehör schenkend”. Haben Sie mich zugehört?”

Einem Naiven gegenüber kann einfach aufgeklärt werden, dass die Frage nicht gut sei. Auch kann sie kurz beantwortet werden, warum manche gut oder schlecht spricht (Bessere Antwort: Hörfähigkeit, Spätertaubung und es gibt immerhin etwa 10 Prozent in einer heterogenen Bevölkerung, die in etwas sehr gut sind, egal warum, und man einfach zu den obersten 10 Prozent gehört. Exzessive Sprechtraining ist nicht immer entscheidend). Je nach Beziehungslage, kann über Audismus und die schlummernde Wertstellung aufgeklärt werden, das tauben Leuten viel geschadet hat usw., dass man das gute Sprechen nicht so wichtig zu stellen braucht. Ähnlich dem Hans Busches Vorschlag, “Da kann ich nichts dafür. Na und!” ist auch passend.

Wenn aber der Naïve gewisse Vorurteile vorbringt, kläre ihm auf, dass die Meinung nur ein Vorurteil sei und bring Fakten hervor. Z.B. über Stummheit, klär ihn auf, dass ‘stumm’ audistisch sei, und dass es bei uns keine entgegengesetzte Gebärde für das Stummsein in Gebärden oder Nichtgebärdenkönnen gibt. Warum denn ist ein Ausdruck des Nichtsprechenkönnens wichtig?


Hartmut



Spitzenmitglied



offline
@Felmine,
Schlagfertigkeit ist stets humorvoll formuliert und nicht beleidigend. Dein frueherer Versuch in Schlagfertigkeit "Dein Herz ist gehoerlos" ist nicht humorvoll gestellt und daher nicht schlagfertig.


Hartmut



Mitglied



offline
hartmut das beispiel war schlagfertig. in manchen sachen ist das beispiel von felmine gut.


Für den Frieden kämpfen ist wie für die Jungfräulichkeit vögeln!



Spitzenmitglied



offline
Ach komm, Hans Busch, wenn Du persönlich werden willst.....
Wenn das nicht auf mich gemünzt war, dann achte auf Deine Formulierungen.

@Hartmut:
Hörende, die zu einer Clique gehören, sind einander auch egalitär.
Wie würdest Du folgende Situation empfinden:
Eine Gruppe Hörender steht zusammen und unterhält sich. Einer davon kann recht gut gebärden. Ein Gehörloser kommt dazu, begrüßt die Leute und gebärdet dann zu dem einen: Du kannst aber gut DGS !

Und jetzt ?
Was würdest Du denken, wenn der eine sich jetzt auf den Schlips getreten fühlt, weil der Gehörlose sowas - auch noch vor anderen Hörenden ! - hervorgehoben hat ?
Und was würdest Du denken, wenn die anderen Hörenden zutiefst beleidigt wären, weil der Gehörlose damit ja gewagt hat zu sagen, daß sie schlechter gebärden ? (Was zweifelsohne den Tatsachen entspricht !)

Oder mal aus einem anderen Bereich: Du sagst einer Frau, die im Kreise ihrer Freundinnen steht, sie sei aber sehr hübsch. Damit implizierst Du ja auch, daß die anderen weniger hübsch sind. Wertet das die anderen jetzt ab ? Sagst Du damit aus, daß eine Frau nur was taugt, wenn sie gut aussieht ? Sollen die anderen jetzt beleidigt sein, und wenn sie es wären, würde das dann für Zickenkrieg und Stutenbissigkeit gehalten ? Soll die Hübsche jetzt sauer sein, daß Du gewagt hast, so etwas vor ihren Geschlechtsgenossinnen zu sagen ?
Oder sollte frau das nicht einfach für das halten, was es ist - ein nett gemeintest Kompliment ? (Jedenfalls solange nicht zusätzlich eine abfällige Bemerkung über die anderen folgt.) Und das Frauen-Beispiel hinkt jedenfalls nicht, denn Frauen sind auch jahrtausendelang (teils bis heute !) nur auf ihre Optik reduziert und wenn sie die nicht vorweisen konnten, verspottet und für wenig wert gehalten worden !

Für audistisch würde ich die Bemerkung des Hörenden dann halten, wenn er sagen würde:
Na, du kannst aber gut lautsprechen - wieso können deine Kumpel das nicht, waren die zu blöd oder zu faul dazu ?



Spitzenmitglied



offline
@Doofefragin:
Habe gerade unten im Smalltalk von Limette mitbekommen, daß Du wohl aussagen wolltest, Deine Mutter würde Dich immer fragen: Es gibt doch Gehörlose, die gut sprechen können, warum kannst du das nicht ?

Eine solche Frage ist natürlich audistisch, siehe auch mein Posting auf Hartmuts Antwort.

Ich hatte Dich erst so verstanden, daß man Dir und auch Deiner Mutter sagt, Du könntest gut lautsprechen - und das eben als Kompliment gemeint.



Mitglied



offline
@Rainbow

Du hast mein Posting nicht verstanden. Du hast wieder ein Beispiel mit der Fremdsprachenkompetenz genommen, das ist dasselbe wie mit der holländischen Sprache. Wenn ein Hörender DGS kann, dann hat er ein Fremdsprachenkompetenz.

Wenn man zu einem Tauben sagt, du sprichst gut, dann ist das nicht mit der Beherrschung der Lautsprache gemeint, sondern mit der Aussprache.

Wenn ein Hörender zum ersten Mal ein Tauber hört, wie der spricht, und der sagt zu ihm, du sprichst gut, dann bedeutet es meistens, ah, ich dachte, Taube können nicht oder nur schlecht sprechen. Er zeigt mit seiner Aussage nur seine Ahnungslosigkeit.

Wenn Hörende, die etwas Ahnung haben von Tauben, aber sagen, du sprichst gut, und das vor mehreren Tauben, dann ist das gar nicht einfühlsam und nett. Den zweiten Satz "wieso können deine Kumpel das nicht, waren die zu blöd oder zu faul dazu ?" muss man erst gar nicht sagen, dieser ist schon in der ersten Aussage versteckt. Man nennt das zwischen den Zeilen lesen. :)
"Du sprichst gut" ist meiner Meinung nach kein nett gemeinte Kompliment, sondern nur eine Bewunderung.

Mit deinem zweiten Beispiel fragst du, ob die Aussage ok ist. Über Hübsch sein kann man immer streiten.
Aber wenn ihre Freundinnen mehr hässlich als hübsch sind, dann ist "Du bist hübsch"-Aussage völlig fehl am Platz. Sie killt nur die Stimmung. Also nicht einfühlsam und nett, sondern einfach doof ist das.

Ich hoffe, du verstehst es nun. Wenn nicht, dann weißt du wenigstens, dass es eine verdammt schlechte Idee ist, zu sagen, du sprichst gut. Damit macht man sich bei Gehörlosen schnell unbeliebt. Von mir sowieso, ich wünschte, ich wäre damals auf meinem Gymnasium schlagfertig. *andenblödenLehrerdenk*



Spitzenmitglied



offline
@yippiee:
Also zum einen....
wäre mir ohnehin nicht eingefallen, einen Gehörlosen auf seine Lautsprachkompetenz oder -nichtkompetenz anzusprechen. Einfach weil das für mich bei einem Gehörlosen keine Rolle spielt.

Ja okay, mag auch sein, daß es die Stimmung zwischen den Damen killen würde, wenn eine gesagt bekäme, sie sei hübsch. Naja, ich wage allerdings zu bezweifeln, daß sich irgendein Mann daran stören würde, wenn er die Hübsche anbaggern wollte. :D

Das mit der Fremdsprachkompetenz nehme ich deshalb, weil ich mir sage:
Die Gebärdensprache ist eben eine vollwertige Sprache wie jede andere auch. Meine Muttersprache ist Deutsch, DGS ist für mich eine Fremsprache (wie Du richtig bemerkst, wenn Du von der Fremdsprachkompetenz des Hörenden schreibst).
Der Gehörlose hat DGS als Muttersprache; deutsche Schrift- und Lautsprache ist für ihn eine (die erste wahrscheinlich) Fremdsprache.

Und ich bin fest davon überzeugt, daß Du vielleicht in so manchem Fall recht haben magst, in anderen aber auch nicht:
Es muß nicht heißen, daß der Hörende ahnungslos ist. Du meinst das sicherlich, daß der Hörende gedacht hätte, der Gehörlose sei eben "stumm", habe keine Stimme ?
Das glaube ich nicht. Ich denke schon, daß der Hörende wenn schon davon ausging, daß der Gehörlose es eben wesentlich schwerer hat, eine Lautsprachkompetenz zu bekommen (und zwar eine, die es möglich macht, ihn problemlos zu verstehen). Natürlich habt Ihr eine Stimme, aber wenn ich gehörlosen Kunden beim Versuch, Lautsprache anzuwenden, zugehört habe, - sorry, man hört einen Unterschied, es ist einfach so. Was NICHT heißt, daß ich damit meine, Ihr wärt irgendwie zu blöd oder sowas - bitte also nicht falsch verstehen.
Und ich bin durchaus davon überzeugt, daß es auch Hörende gibt, die damit einfach nur ein Kompliment machen wollten.

Okay, es kann natürlich schlecht ankommen. Gibt auch Komplimente, die ich als zweifelhaft empfinde. Worauf es mir ankommt: Man muß nicht zwangsweise immer nur gleich böse Absichten dahinter vermuten. Es kann auch nett gemeint sein - oder einfach unbedacht.



Mitglied



offline
Eigentlich wollt ich mich hier ja nicht äußern, weil mir diese ganze Diskussion ein bisschen auf den Keks geht. Aber um Rainbows beispiel aufzufasssen.

ABER: Viele GL sagen, dass DGS ihre Muttersprache und Deutsch ihre Zweit/fremdsprache ist. Daher kann ich das Argument von Rainbow gut verstehen. Es ist doch auch bei manchen Sprachen so, die verschiedene Sprachstämme haben, dass es schwer ist diese zu erlernen (Deutsch und Chinesisch). So sehe ich das auch mit der Lautsprache. DGS und Lautsprache Deutsch haben 2 verschiedene Sprachstämme, zwei verschiedene Arten des Kommunizierens.
Ich denke halt, dass manche Gehörlose in vielem sehr, sehr empfindlich sind. Das kann ich meistens nachvollziehen, manchmal aber nicht.

Und an dieser ganzen Deafhood-Diskussion ärgert mich, dass es einfach so von den USA auf Deutschland umgemünzt wird. Ich war ein Jahr in den USA an einer Deaf-School. Natürlich hat man es als GL drüben ein bisschen leichter (Captions-Untertitel, Hörende sind ggü. schriftlicher Kommunikation aufgeschlossener, es ist einfacher einen Dolmi etc etc zu bekommen), aber es gab halt auch Logopädie-Klassen, so manch Gehörloser, der "sprechen" kann, wird dazu angehalten zu sprechen, seine Sprache zu üben. Ob das jetzt auch Audismus ist?

Ich sehe unter Audismus, die wirkiche Diskriminierung von GL. Zu Beispiel im Job, an der Schule, in der UNi, im Alltagsleben. Aber nicht, wenn es aufgrund Unwissens des gegenübers zu Situationen kommt, wie "Warum kannst du sprechen?", im Bewerbungsgespräch "Wie können wir zusammmenarbeiten". Es ist doch nun malleider so, dass die Situation und das Wissen über Gehörlose in der Öffentlichkeit recht beschränkt ist. Da muss angesetzt werden, und nicht an Abgrenzung der DGS ggü. der Lautsprache. Damit schneiden wir Gehörlose uns nur ins eigene Fleisch.

So, jetzt dürft ihr alle auf mich einschlagen [british]


_________________________
Fernweh deluxe
[buttrock] Männer in Anzügen braucht die Welt [buttrock]



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
Zitat:
Ich sehe unter Audismus, die wirkiche Diskriminierung von GL. Zu Beispiel im Job, an der Schule, in der UNi, im Alltagsleben.Aber nicht, wenn es aufgrund Unwissens des gegenübers zu Situationen kommt ...


[super]

So sehe ich das auch - vor allem, hier sind zuviele hd die viel zu wenig über gl wissen!
Das sollt hier wirklich jedem klar sein, und Öffentlichkeitsarbeit ist gefragt. [roll]

Mehr mag man gar nicht schreiben, wenn man liest z.b. 0,2 % BIP an GL usw.. [betezumhimmel]

Lim



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



offline
Jetzt gebe ich aber meinen Pfeffer zum "Gutsprechen"-Komplimente seitens Hörende dazu:
Hörenden können von mir aus mir Komplimente machen, dass ich gut
spreche. In ihrer Welt ist das Sprechen was selbstverständliches und daher
paradoxerweise sind sie verwundert dass gl trotz taubheit gut sprechen
können. Paradoxerweise deshalb weil es nicht in der Natur eines gl liegt
sprechen zu können, da dieser keine selbstkontrolle hat.
Diese ist schon als Kompliment aufzufassen.
Angepisst bin ich wenn ein gl mir solche Komplimente macht [evil-angry]
Woher will der wissen wie gut ich spreche? Und wenn es nur danach geht,
weil ich "schöne Sätze" plappern kann, gehen die gl immer davon aus dass
ich schwerhörig bin. Wie demütigend!

rainbow hat geschrieben:
Worauf es mir ankommt: Man muß nicht zwangsweise immer nur
gleich böse Absichten dahinter vermuten. Es kann auch nett gemeint sein -
oder einfach unbedacht.
Ich als tauber Person bin dasselbe Meinung, man soll solche Meinungen
nicht ausgrenzen, gar nicht wenn es von Hörenden kommt [roll]

Zitat:
[...]Deine Mutter würde Dich immer fragen: Es gibt doch Gehörlose,
die gut sprechen können, warum kannst du das nicht ?

Eine solche Frage ist natürlich audistisch
detto. Das ist 'türlich autistisch, die Mutter ist demnach frustiert,
dass die Tochter nicht besser ist als die andere, die besser sprechen
können. Wir sollten aber diese Mutter nicht schlechtreden, es ist halt eine
Entwicklung das bisher normal war. Dementgegen müsste man aktiv
werden, viel mehr und "kollektiv zusammenhalten" in dieser
Aufklärungsarbeit - nicht dass jeder was anderes sagt, manchmal gibts gl
die meinen sprechen ist das wichtigste, und dann gibts leichte sh die gl
identität haben und sagen gs ist die richtige. Zuviele Gegensätze schadet nur.

---------------

@Hartmut,
(bezieht sich auf http://www.gl-cafe.de/viewtopic.php?p=977971#977971)
zu 1. Hd können genauso denken, dass sie wissen die GS ist die Sprache
der GL, aber loben dass man doch sprechen kann.
Mir ist vor allem Gegenseitigkeit wichtig: Gewährt man GS in der Bildung
wären die GL auch vielmehr bereit sprechen zu lernen, auch wenns "nicht
ihr Ding" ist aufgrund fehlender Hör-Selbstkontrolle. Dieses Gefühl habe ich
bekommen!

zu 2. im Grunde hast du recht, aber es ist eine Pauschalverurteilung dass
Hd denken soll, sprechen sei einzig wichtige! Die Problematische Personen
sind vorwiegend Pädagogen und Ärzte. Meine Frau gibt GS-Unterricht und
war da überrascht dass viele meinten, es sei logisch dass die GS DIE
Spreche der GL ist. Also von Pauschalverurteilungen auf die hd Gesellschaft
halte ich nichts.

zu 3. stimmt auch. Jedoch man darfs auch anders sehen. Beispiel: Meine
Frau hatte meinen Sohn bisher immer zur Fussballtraining gebracht, kaum
einer redete mit ihr ausser Begrüßungen. Dann war ich bei einem Turnier
mit meiner Frau und Tochter auch dabei, da unterhalten wir voll in GS.
Nachher berichtete mir meiner Frau, dass in Trainings man viel
entgenkommender ist. Man traute die kommunikationsfreudigkeit vielmehr
zu, wurscht was es ist (GS oder reden). Wenn GL nix sagen, denkt man
leicht es ist stumm. Zwar ist solche denkweise audistisch, aber man muss
eben stärker aufklärungsarbeit machen. Sensibilisierung schon in der
Schule, meinetwegen über "Behinderte" aber vor allem auch über GL.

zu 4. bin ich mir nicht sicher. Gl und kollektive Taubseingemeinschaftsgefühl?
Mag schon optisch sein, aber in der Seele besteht Skeptik und vor allem
dass man mindestens nicht natürlich oder vollkommen ist. Daraus
entsteht leicht Frust, die dann auch auf die Kommunikation, Begegnungen
mit HD ablädt.
Sonst stimme ich zu dass Komplimente oder Verlangen von der eine besser
spricht als der andere etwas doof ist. Das wäre dasselbe wie wenn man im
Gegenwart eines weniger hübschen sagen würde, boah du bist fescher als
die da andere. Eine Akt von Unhöflichkeit!

Zum Schluss: Es muss mehr in der Öffentlichkeitsarbeit getan, aber auch
unter der Taubseingemeinschaft selbst.

@FriedChicken
Zitat:
So, jetzt dürft ihr alle auf mich einschlagen

Nö, ich freu mi, dass es immer wer gibt, der kritisiert, wenn man versucht
amerikanisiertes einzudeutschen. Ich bin zwar voll dafür, Deafhood und
Audismus hierzulande zum Thema zu machen, aber mit Rücksicht auf
der Demokratie und rechtliche Lage hierzulande.

lg deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
Zitat:
Angepisst bin ich wenn ein gl mir solche Komplimente macht
Woher will der wissen wie gut ich spreche? Und wenn es nur danach geht,
weil ich "schöne Sätze" plappern kann, gehen die gl immer davon aus dass
ich schwerhörig bin. Wie demütigend!


Hinweis:
evtl. ist da auch neid mit im spiel. [sorry]
mir fällt ja auf, werd nur von gl drauf angesprochen, die selbst schlechte
Deutschkompetenz haben, und nicht reden können. [roll]
und die es evtl. auch gerne können.
Plappern, hab kein Problem damit, das sieht man schon, aber daß ich
nicht perfekt sprech, hört man, sieht man ABER nicht!

Das ist das Problem, warum ich dann ab u. zu mal von gl (!) als sh
abgestempelt werde ... [roll] Ich nehms aber locker, denn hab
mittlerweile auch kein bock mehr, es immer zu sagen.



Mitglied



offline
@Lim: Ganz meine Worte. ich reg mich da auch schon gar nicht mehr drüber auf. Ist doch nur verlorene Liebesmüh. Und da kommt dann mal wieder die Ausgrenzung INNERhalb der GL-Welt zum Ausdruck. Als ob wir nicht schon so genug zu tun hätten ... [roll]


_________________________
Fernweh deluxe
[buttrock] Männer in Anzügen braucht die Welt [buttrock]



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



offline
nenene, so nicht, wenn ich persönlich (auch flüchtig) kenne von jemanden
gl auf dieser Weise angesprochen werde, wie gut ich spreche, dann lass ich
schon eine förderliche Info einleiten - dass z.B. wir mit
kommunikationskompetenz kaum unterscheiden, schreiben und sprechen
sei ein Problem der Bildung an dem der gl nix dafür kann usw.
Bei unbekannten oder eben von gl jemanden der gebildet ist, schauts bissl
anders aus, da gebe ich skeptische Blicke ab, weil ich nichts anders kann.

Lim hat geschrieben:
Plappern, hab kein Problem damit, das sieht man schon, aber daß ich
nicht perfekt sprech, hört man, sieht man ABER nicht!

Wieso hebst du "hört man" hervor? die gl können ja nich hören wie gut du
sprechen kannst. Okok, wenns "schöne Sätze aus dem Mund" meinst,
gerade das ist es was ich immer kritisiere beim GSen. Diese ungewollte
Einvernahmen, Suggestion, Gewohnheitsverwurzelung der Lautsprache
schwappt wie ein Virus auf die GS ... Verzeihung, ok, war überzogen. Aber
die GS hats trotzdem nich verdient, wegen so wenig Ahnung (ka Unterricht
als GS-Kunde) man dazu plappert.
Gutsprechen hochzuloben ist für mich ... *[zensiert]*. Gebärde ich etwa schlecht? [baeh]

deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



Spitzenmitglied



offline
Ich seh das auch so wie FriedChicken und Rainbow,
dass manche Gehörlose schnell an die Decke springen,
mußte ich selbst miterleben. [roll]

Statt in der GL-Welt sich gegeneinander anzufetzen,
sollte man lieber wie Limette schon sagt; Öffentlich-
keitsarbeit machen, so dass die Hörende gut genug
aufgeklärt werden.

Meine Eltern wissen überhaupt nichts davon und ich
habe denen dies und das erklärt, schon etwas her.
Damit will ich sagen, dass man schon selber auf
die Hörende zugehen sollte.
Nicht erwarten, dass Hörende antiaudistisch sind.

Ihr solltet mal auch andere Seiten sehen, nicht immer
nur von eurer Seite, denn es gab mal eine Situation
wo eine kleine Gruppe Gehörloser zu mir gebärdeten,
dass ich nicht gut gebärde (zu unverständlich sei).

Ist das nicht auch Audismus?


Aber solch ähnliche Gesprächsstoffe mit einigen hab
ich hier mal gehabt und dabei grenzen wir uns nur
unnötig aus.



Spitzenmitglied



offline
@Rainbow,
wie ich aus deinen Aeusserungen sehe, unterhaeltst du die aufgeklaerten Definitionen von 'sprechen' und 'Sprache', schon antiaudistisch: 'sprechen' bedeutet allgemein "aeussern in einer Sprache" (nicht nur "muendlich"), 'gut sprechen' bedeutet gleich "gute Deutschkompetenz besitzen", und unter 'Sprache' schliesst du die Gebaerdensprachen mit ein. Nur wuensche ich, dass diese Definitionen allgemein in deutscher Sprache gebraucht wuerden. Das ist ein Ziel des sprachlichen Antiaudismus.

Schwierig fuer uns wird es sein, wie wir auf das vermeintliche Lob reagieren sollten. Woher soll ich wissen, dass es so wie du gemeint hast? Hier spielt Geschichte und persoenliche Erfahrungen, genannt "Deaf Experience", eine grosse Rolle. Da wird uns oft nachgesagt, wir seien ueberempfindlich, wenn wir daraauf "erbost" sind. Ueber die Geschichte hast du oben ja schon gelesen. Wie du siehst, koennen wir nicht umhin, darauf negativ zu reagieren. Eines muss nicht uebersehen werden. Eine Hochwertung des Sprechens ist sicherlich in der oft unbewussten Mentalitaet vorhanden. Diese Hochwertung an sich ist nicht audistisch, aber angewandt einer tauben Person gegenueber ist es audistisch, vor allem wegen der oralistischen Geschichte. Der uneingeweihte Hoerende weiss darueber nichts. Diese Unkenntnis wird zur Kenntnis genommen und daauf anders reagiert als wenn das Lob bzw. Vorwurf aus dem Munde eines Kenners kommt. Aufklaerungsarbeit wird notwendig, um die Uneingeweihten den Wertrelativismus des Hoerens und Sprechens beizubringen.

Also wegen Geschichte und Deaf Experience passen Vergleiche, wie einem Hoerenden fuer seine DGS-Kompetenz zu loben, nicht. Einem Tauben fuer Deutsch-Kompetenz zu loben ist nicht so schlimm, wie fuer gutes Sprechen. (BTW: das Lob fuer Deutsch-Kompetenz von einem Hoergeschaedigten-Paedagogen kann anders aufgefasst werden als von einem Laien).

@alle
Was Zizou und Deafmax ueber das Verhalten verschiedener Tauben und Schwerhoerigen berichten, kommt alles aus dem Audismus in der Erziehung und Bildung. Sie sind leider Opfer von Audismus, den sie in der Kindheit erfahren mussten.

@Fried Chicken,
da sollst du meine Definition im anderen Thread sorgfaeltig lesen und die Begruendung fuer das Einschliessen der unbewussten Anschauungen und Verhalten verstehen. Wie gesehen in der Definition ist sie allgemein gehalten, weder landesspezifisch noch kulturspezifisch. Deine gezeigten Unterschiede zwischen den USA und Deutschland besagen nur, dass in den USA relativ weniger Audismus vorherrscht als in Deutschland.

Audismus kann nicht nur fuer offensichtliche Dsikriminierungen gelten und dass die audistische Mentalitaet uebergangen wird. Diskriminierungen entspringen ja aus bestimmten Einstellungen gegenueber tauben und schwerhoerigen Menschen und bestehen weiter und hoeren erst auf wenn diese Einstellungen aus der Welt geschaffen wuerden. Das alles kommt von den Erfahrungen aus der Forschung mit anderen Ismen. Siehe dafuer die zahlreichen Wikipedia-Artikel ueber die verschiedenen Ismen.

In meiner Uebung in Wiesbaden und fortgesetzt hier im anderen Thread mit Fallbeispielen fuege ich immer die Frage am Ende bei, "Was tun wir dagegen?" Ein Fall wird zuerst auf Audismus-Gehalt geprueft und dann beraten was am besten dagegen getan werden sollte.


Hartmut



Zuletzt geändert von Hartmut am 15.06.2007, 21:38:15, insgesamt 1-mal geändert.

Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
Zitat:
Einem Tauben fuer Deutsch-Kompetenz zu loben ist nicht so schlimm, wie fuer gutes Sprechen.


Ich hab damit auch Probleme! Ich wurde aufgrund meiner
Schriftsprachkompetenz öfter für sh als für gl gehalten.

Denken tu ich das oft, sagen aber kaum - warum soll ich als gl nicht so
schreiben können? [nerv]
Was ist das besondere daran? (wurde über deutschkompetenz gehörloser
schon eines besseren belehrt, aber trotzdem)

- Wenn man es kann, ok, wenn nicht, ok.



Spitzenmitglied



offline
Limette,
dich als scherhoerig zu halten wegen deiner Deutsch-Kompetenz, von einer tauben Person gesagt, zeigt "internalisierten Audismus", im Denken, dass taube Personen "unfaehig im Deutschen" seien.

Du kannst einfach entgegnen, warum nur Schwerhoerige gut schreiben sollten, warum kann nicht volltaube auch gut Deutsch schreiben koennen und du gibst Beispiele an. Auch kannst du Beispiele mancher Schwerhoerigen, die nicht gut Deutsch schreiben koennen, sogar schlechter als deine tauben Beispiele. Da wird dein Gegenueber baff sein.

Eines lese ich aus dem dich "Abstempeln" als SH. Du bist "anders" als der Durchschnitt tauber Menschen im Bereich Deutschkompetenz. Du kannst erklaeren, dass Unterschiede in Sprachfaehigkeiten in jeder Gruppe immer existieren, auch bei den Hoerenden.


Hartmut



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
Und was soll ich sagen, WARUM gerade ich es kann? [mauer] [sick] [crap]

Ich weiß ja z.T. weshalb, und ich bin nicht gerade stolz darauf. Deshalb erspar ich es mir!



Neuling



offline
was ich auch noch ergänzen möchte bezüglich mit oho du kannst gut sprechen. Man versteht dich gut.
ich habe mal in der gl-schule gearbeitet. da waren mit mir noch 2 anderen gl-lehren.Wir haben uns unterhalten. Doch leider könnte ich die gespräche nicht mitfolgen. als ich sie darauf angesprochen habe dass ich mitverstehen möchte hat eine von ihnen gesagt,entschuldige, man vergisst schnell, dass ich drauf achten muss dass du mitverstehen kannst, denn du kannst so gut sprechen.

Die unterschiedliche formulieung(siehe hartmut) die anklingt wie ein kompliment kann gefährlich sein. Viele tauben die für das gutes sprechen von hörenden leuten gelobt bekommen haben sind überzeugt über das sprechen ihre eigene hörenden kindern erziehen zu können.
ich musste da oft denken dass ich die tauben viel glück wunsche wenn ihre kindern mal ins pubertät kommen.



Spitzenmitglied



offline
Warum du es kannst?

Weil du in der Schule, Ausbildung, unter Leuten,
durch Bücher etc. gelernt hast und du deshalb
gutes Deutsch schreibst.

Und das können auch andere GL, wenn sie dich
fragen, warum du es kannst.



3. Fotograf ´09
3. Fotograf ´09



offline
@Nightcrawler,selbstverständlich,du kriegst die Schlagfertigkeit ohne Ende,wenn du das nötig siehst.Lerne die Gebärdensprache,wenn du in deinem Interesse verstehen willst.Der Respekt ist sehr wichtig für beide Gl-Welt und für Hd-Welt.[smile]

@Hartmut,die Leute reagieren auf die Schlagfertigkeit verschiedene und das hängt von der Situation ab.

Nehmen wir ein Beispiel"warum kannst du nicht gut sprechen,wie andere?"Ist das stets humorvoll formuliert für dich?

Falls die Erklärung"Dein Herz ist gehörlos" braucht,dann ich bin bereits tun.Manche denken so,dass man Ohr hat,dafür zu hören und man braucht auf den Herz nicht zuhören,wenn die Ohr da ist.Manche Hd versuchen Gl. zeigen,wie geht mit dem Hören besser,als ohne Hören.Manche Hd. wollen sich auf keinen Fall vorstellen,wie lebt man ohne Hören.Das ist genau im Leben,inzwischen Arm und Reich!Reiche Leute können sich das armes Leben nicht vorstellen,wie schwierig und wie hungrig arme Leute leben.Ohne die Vorstellung braucht keinen Herz,darum am meistens Hd wollen auf den Herz mit die Vorstellung nicht abschalten,dass man "du bist gehörlos" nicht sagen darf.

Eine Geschichte: Ein Hd- Bub hat in gl. hübsche Mädchen verliebt und sie waren einige Jahre zusammen,plötzich hat er sie gesagt: Ich will mit dir nicht mehr zusammen,weil du gl. bist." Und er verlässt sie,das hat sie sehr verletzt,weil sie ihn sehr geliebt hat.Die einige Jahre später sie und er haben sich wieder zufall getroffen,sie war schockiert,als er mit hd-Frau und mit gl-Kinder zusammen ist.Vielleicht das war die Bestrafung für Bub,dass er gl Mädchen verletzt,wer weiß. [shrug]



Spitzenmitglied



offline
@limette,
die Frage "warum gerade ich Deutsch gut kann" habe ich auch lange gehabt und verschiedene Erklaerungsmodelle versucht. Ich habe aufgegeben nach Ursachen zu suchen, weil sie nie 100 %ig stimmen und gefaehrlich sind. Gefahr liegt, dass zu oft verallgemeinert wird und schaedlich an einem tauben Kind versucht wird. Die beste Erklaerung, die ich jetzt gebe ist "Zufall", "Gluecksfall" ohne auf Schule, Familie, das viele Lesen als Hauptfaktoren hinzuweisen. Wenn du Statistik verstehst und von statistischer Distribution (= wie eine Bevoelkerung sich in unterschiedlichen Begabungen verteilt) weisst, dann sagst du halt, du gehoertest zu dem oberen 10%, die gut koennen, egal wie.

Was Zizou angibt, stimmt nur beschraenkt. Wenn sie stimmen wuerden, wuerden die meisten meiner Schulkameraden in Bamberg gut Deutsch beherrschen, Buecher mit gutem Verstaendnis lesen und sogar eine Hochschule besuchen koennen. Sie haben die gleichen Voraussetzungen wie ich. Nur mit der Beherrschung von Deutsch hapert es bei ihnen. Wenn sie nur taube Eltern gehabt haetten, waere es anders mit ihnen verlaufen, darin bin ich sicher. Aber sie haben trotzdem ihren Mann im Leben gestanden, besitzen Haeuser, zogen Kinder gut auf, leiten Vereine selbstaendig mit Umsicht, all dies trotz des sehr beschraenkten Zugangs zu GS-Dolmetschern. Ich plaudere gern mit ihnen.

Nachtrag: @Rainbow,
das Bemerken von guter GS-Kompetenz zu einem Hoerenden (auch in Praesenz anderer Hoerenden) oder die Bemerkung des Huebschseine zu einer Frau (dies muss die Sexismus Forschung klaeren, ob das sexistisch ist) ist nicht gleich einem Tauben fuer das gute Sprechen zu loben. Keine Buttons, wie ich oben aufgefuehrt habe, werden beruehrt. Keine dunkle Vergangenheit wird hervorgerufen. "Du gebaerdest sehr gut" ruft nicht den Absolutismus des Wertes der GS-Beherrschung hervor, wie beim Sprechen. Das wird genauso wie das Kompliment von einem Franzosen ueber die Kompetenz in Franzoesischen empfunden: als Kompliment. Das Gut-Sprechen-Kompliment macht einem unwohl mit der Gedanke "Da wertet man das Gutsprechen hoch und meine taube Kumpel, die nicht gut sprechen, werden darunter leiden." Das ist was Egalitarianismus beinhaltet, ganz anders als in einer Clique.

Wenn du trotzdem das nicht verstehen kannst, dann musst du das als ein reales Phaenomenon anerkennen, ohne irgendein Werturteil abzugeben. Warum das so ist, habe ich zu erklaeren versucht. Wie ein Anthropologist sollst du das als Faktum akzeptieren und dann nach Theorien suchen, warum das so ist.


Hartmut



Spitzenmitglied



offline
Sorry Hartmut, ich muß mir nicht Einstellungen zu eigen machen, die ich nicht teile. Du kannst gern weiter Deine Meinung haben, ich teile sie nicht und sicherlich ist das Ziel des gl-cafe auch keine Gehirnwäsche.

Und woher willst Du wissen, was das Kompliment "du bist hübsch" für eine Geschichte hervorruft ? Bist Du eine Frau oder willst Du eine Rechtfertigung für Euch Männer haben, daß Ihr hübsche Frauen weiterhin bevorzugt anbaggern könnt ? Für die Häßlicheren ruft so was auf jeden Fall eine negative Geschichte hervor ! Und wieso muß hier erst die Forschung klären, ob das sexistisch ist, während das bei Euch keine Forschung klären muß, sondern ich muß das einfach so akzeptieren, weil Ihr (zumindest einige von Euch, andere sehen das ja gemäßigter) das so fühlt ? Sind demnach die Gefühle von angeblich diskriminierten Gehörlosen mehr wert als die von Frauen ?

Und wie man das feststellen kann, was der Hörende für Absichten hat ? Indem man auf das Kompliment reagiert und entsprechend - erstmal freundlich bitte, solange nicht erwiesen ist, daß da böse Absichten hinterstecken, in dubio pro reo ! - nachfragt, vielleicht auch seine eigenen Bedenken schildert.



Mitglied



offline
felmine jetzt verstehst du was ich meine.

ich versuch schon seit 7 jahren zu gebärden aber erst seit dem letzten jahr (unter anderem durch das forum und die links) fang ich an auch was zu verstehen was andere von sich geben ^^

und du hast recht mit respekt. ich behandle alle menschen gleich egal welches wehwehchen sie haben (behindert oder gesund mann oder frau oder so.) ^^


Für den Frieden kämpfen ist wie für die Jungfräulichkeit vögeln!



Mitglied



offline
[applaus] Rainbow. Besser hätte ich das auch nicht sagen können.

Und das ist genau das Problem, was ich mit dir; Hartmut, habe! Du kommt so rüber, als ob du versuchst alle zu "bekehren", als ob die Probleme von GLsen über allen anderen Problemen stehen.
Ich respektiere deine Meinung, respektiere du aber bitte auch meine. "Being deaf" - schön und gut, aber wir sind trotz allem eine MINDERheit und können ohne eigene Ansätze nicht erwarten, dass sich alles um uns dreht. Und das ist das, was ich momentan an der Deafhoof-Bewegung ein bisschen bedenklich finde.


_________________________
Fernweh deluxe
[buttrock] Männer in Anzügen braucht die Welt [buttrock]



Spitzenmitglied



offline
@Rainbow und FriedChicken,

[gpost]

ihr schreibt genau so, wie ich es auch sehe!

greetings

Pyros



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
@Hartmut,
das mit Schriftsprachkompetenz, mir ist schnuppe, zu welcher oberen
oder unteren % ich gehör. Das dürfen von mir aus andere beurteilen.

Man hat in der Familie nie ein großes Thema draus gemacht. Und so bin
ich es auch gewöhnt und aufgewachsen.

Ich werde nur von gl darauf angesprochen.
ich will hiermit nur zeigen, daß auditische abstempeln auch unter GL gibt.

Und das geschieht halt durch Unwissenheiten, so wie bei hd die gl auf
andere Dinge ansprechen. Und man soll nicht immer alles so eng sehen,
und solche gl oder hd gleich als audisten abstempeln.... *find ich*


€dit:
Ich find an dem ganzen Deafhood, Audismus einiges gut, andere nicht.
Wenn man sachlich bleibt, kann das eine gute Sache sein, und nützlich
für viele durchschnittliche GL, die z.b. u.a. GS etc an GL-schulen usw. benötigen.

Aber nach meiner Ansicht hier übertreibt man einiges, und es ufert sich aus. [sorry]
Mit 0,2% von BIP an GL ist s unrealitisch, oder zu sagen Telefon ist
auditisch - damit kommt man gar nicht weiter.

Das wollt ich grad nur mal so sagen und loswerden.
Lim



Mitglied



offline
Na gut, im Forum wird man immer gern falsch verstanden.

Ich wollte mit meinen Postings nur aufklären, dass es nicht gut ist, einem Tauben vor vielen anderen Tauben zu sagen, dass er gut spricht.
Das ist ein Fakt und keine Meinung und habe mir Mühe gegeben zu erklären, warum das so ist. Vielleicht ist es mir nicht gut gelungen. Aber eins versteh ich nicht, warum dann ich immer lesen muss, dass die Tauben ach nicht so empfindlich sein sollen. [confused]

Heißt es, dass die Tauben weiter solche Fragen gestellt bekommen sollen und diese gut finden sollen? Eben weil die Hörende damit nette Komplimente machen wollen, oder wie?
Nein wollt ihr sagen, man soll Hörende aufklären, wenn man solche Fragen gestellt bekommen. Und das tun Hartmut und ich, Busch auch grad. Was haben wir falsch gemacht? Und es ist auch ein Fakt, dass es fast niemand tut, wenn sie solche Komplimente bekommen, gerade weil sie entweder stolz auf den Lob sind oder nicht genug verständlich sprechen können um zu erklären, dass die Aussage nicht gut ankommt.

Also ich schrieb nichts, ob die Aussage nur nett gemeint ist. Das ist egal.
Wie man es dagegen tun kann, weiß ich es selbst auch nicht. Das ist ein großes Problematik.
Ich wünschte mir einfach nur mehr Sensibilität und Einfühlsamkeit.

Ich wünsche mir hier eine sachliche Diskussion, also keine Gruppe gegen Gruppe, denn ich habe das Gefühl, mir wird vorgeworfen, ich sei ein Tauber, der extrem und empfindlich ist, dabei habe ich viele hörende, schwerhörige, Ci-Träger Freunde und verstehe mich mit ihnen prima. [wink]



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



offline
@Hartmut
Zitat:
Audismus, den sie in der Kindheit erfahren mussten

Was ist nun dann mit deiner Verneinung dass in meiner Familie Audismus bestand, die nicht mit böswilliger Absicht war - trotzdem vorhanden war?
Also das ist der Grund warum ich harmlose, unbewusste Audismus oder in deren Richtung auch nach Lösungen suchen möchte, weil gerade Rainbow das beste Beispiel zeigt, dass eine zufriedstellende Lösung mit Radikalismus nicht erreicht werden kann.

Noch etwas: Bitte zügele dir ein bisschen mit den wissenschaftlichen Beschreibungen, die schadet manchmal mehr als du es meinst. Man ist nicht was besseres, wenn man "geschwollen" schreibt. Dich habe ich VIEL besser verstanden, als du den Vortrag in GS gehalten hast. Diese Geschreibe ist nicht der geeignete Weg etwas zu erklären, da missversteht man viel leichter - Auch du gebrauchst manchmal Formulierungen, die du verständlicher darstellen kannst. Ausserdem hier ist deutschsprachige Raum und es existiert eine andere Mentalität der Gesellschaft beim Thema "Zusammenleben" zwischen gl, sh, hd und wer auch immer.

@FriedChicken
"Deafhood" ist bedenklich? Nö, das sehe ich gar nicht. Fakt ist nur dass Hartmut wie in "Carpe Diem - Nutze deinen Tag" von den Schülern (taube Menschen) verlangt die wichtigste Grundsatz "Mit Sprechen&Hören integriert man in der Welt" aus dem Buch reisst, wenn man diesen Film kennt.
Es stimmt zwar es ist nicht leicht, aber wir (kollektiv!) sollen versuchen eine Einheit zu suchen, dass wir keine Schuldigen finden! Egal ob gl, sh, oder auch hörenden. Ich bin vielleicht noch zu doof oder unerfahren um genau zu beschreiben was ich meine, aber ich bin felsenfest überzeugt, dass die "Vision" mit aller Zufriedenheit erreicht werden kann.

LG deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



Spitzenmitglied



offline
Aloha Hartmut,

ich kann nur das wiederholen, was deafmax gemeint hat. Es hapert noch
an der schriftlichen Kommunikation in diesem Forum. Seit du 2003 in
gl-cafe.de angemeldet bist - hast du seit 4 Jahre lang immer noch
Probleme, Audismus (und vielleicht auch Deafhood) für die breite Masse
verständlich rüberzubringen, sodass sie auch breit akzeptiert wird.
Ich habe deine Theorien über Audismus - ich denke - hinreichend gut
verstanden und akzeptiere sie. Nur mit gewisser Modifikation, d.h. an die
europäische Verhältnisse würde ich die Theorie anpassen und auch die
Form des harmlosen, unbewussten Audismus neben anderen härteren
Graden wie bewusst, usw. übernehmen, wie deafmax auch darauf hinweist.
Eine zu einseitige Radikalisierung schadet der guten Sache (Audismus,
Deafhood, usw.) weit mehr, als sie nützt.

Und es stimmt, du hast nur 1 Stunde(!) Vortrag und darauffolgenden
Workshop in Wiesbaden gemacht, da habe ich den Eindruck gehabt, das
Publikum hat dich besser verstanden (im Vergleich zum Forum hier).
Eine Solidarität war spürbar, so mein Eindruck.
Dein Vortrag in GS in Wiesbaden übertrifft an Effizienz deine bisher
geschätzte 5.000 Postings im gl-cafe.de zum gleichen Thema (das gilt
sicher für mich und andere hier auch)

Eine Solidarität wie in Wiesbaden vermisse ich im Forum, auch wegen
deiner Formulierungen, die bei der Zielgruppe "unbedarfte Tauben-
normalos" leider nicht gut ankommen.

Solche Vorträge in GS brauchen wir mehr, und zwar unMISSverständlich!

Ich würde dir vorschlagen, du überlegst dir die Formulierung in einfacher
Sprache, die auch von "Menschen mit Lernschwierigkeiten" (Down-Syndrom)
verstanden werden können ;) :D


--
Wir sind die Mundfaulen. Na und? :D



Neuling



offline
Hallöchen alle miteinander!

Ich war auch ein paar Monate in Kanada (so ein Zufall... [wink] ) und deshalb schon lange nicht mehr im GL-Cafe anwesend.
Es ist schon anstrengend eure Kommentare zu lesen und auch zu begreifen. Warum macht ihr es so unnötig kompliziert. Was habt ihr denn gegen das Wort gehörlos? Es geht doch NUR um den Zustand des NICHT-Hören-Könnens und das ist eine Tatsache. Aus Punkt! Nicht mehr und nicht weniger. Damit wird niemanden etwas weggenommen! Kein Hörender interpretiert in dieses Wort was rein...nur manche taube! Das ist meine Erfahrung.
Wie wärs einfach mit mehr Toleranz?! Das fordern zum Beispiel andere wie Bodhi Irenicus und Rainbow auch aber sie werden dann sofort von anderen zurecht gewiesen. Das kommt mir manchmal schon wie ein Kindergarten vor. Beschäftigt euch nicht so viel mit Gezanke sondern mehr für die Gemeinschaft.
Außerdem möchte ich mich der Meinung von FriedChicken und Maximius anschließen. Ich sprecht mir echt aus der Seele.
Warum sehen so viele das Wort Gehörlos schon fast als Schimpfwort? Echt Wahnsinn! Total unverständlich. Manche laufen echt Gefahr sich total abzugrenzen aber denen ist echt nicht zu helfen. Der Vergleich mit den Amish-People ist wirklich sehr gut von Pyros! Respekt! Ich musste gleich lachen, weil ich bei manchen Postings auch an das denken musste. Aber egal. Es herrscht ja Meinungsfreiheit....! Soviel zu dem was Pyros geschrieben hat. So hart war es nun auch wieder nicht. Man darf einfach nicht so empfindlich und kleinkariert sein. Mehr Toleranz! Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole.
Den Einwurf von Maximius bezüglich der Einführung des englischen Wortes "DEAF" finde ich klasse. Wäre echt eine Überlegung wert, wird ja in vielen Firmen auch mit anderen englischen Wörtern so gehandhabt.
Gehörlos soll bleiben. Basta...jetzt können von mir aus wieder welche aufheulen... [lach]



Mitglied



offline
Täubchen
Zitat:
Antwort: nicht nur, kannst du auch gebärden?

gute Idee.. nächstes mal tue ich auch , wenn jemand mich wieder fragt.



Hans Busch
Zitat:
Einmal hat ein Tauber (Spätertaubter, versteht sich) gut geantwortet: „Was habe ich davon, dass ich gut spreche? Warum soll ich durch gutes Sprechen und als Depp weiter informieren? Und von Hörenden bekomme ich aber keine Information zurück.
Mir wäre gutes Hören lieber als gutes Sprechen.“

Interessant, wie der Spät-Ertaubter so denkt und er hat doch völlig recht.

Zitat:
Habe solche Situation oft genug erlebt. Ein Hörender, der sogar schon sehr gut informiert ist, geht zur Taubengruppe und begrüßt jeden einzelnen. Einer von der Gruppe sagt sauberes „Guten Tag …" Und der HD bricht ab: „Oh, du sprichst aber GUUUT.“ Und das noch vor den anderen Tauben. dozey.gif Ihr könnt dann selber weiter ausmalen, ob es audistisch ist …

Genauso wie ich auch in der Schule erlebt habe. ECHT Furchtbar ..
Hörende Lehrern sagte immer nur NR 1 du sprichst sehr gut ...
Doch war ich sehr oft beleidigt, fühlte ich mich wie audistisch.
Ich war unerfahren. Doch ist das Sprechen nicht so wichtig für mich und die Tauben.
Aber für Hörenden ist es ganz wichtig, wenn tauben Kinder gut sprechen.




Yeppiee
Haargenau, Lehrern loben Kinder typisch, wenn sie sehr gut sprechen.
Echt mist.... jetzt immer noch loben ???




Crazy_Angel
Taubstumm ist mir lieber besser als Taub.
Taubstummen wären froh u. frei,
die brauchen nicht sprechen üben.
Taub müssen üben zu sprechen ???




Hartmut
Danke, haargenau... schade.... viele gutsprechenden Tauben sind unbewusst froh, dass sie Loben bekommen. Misttt..
Zitat:
1. Mit guter Sprechfähigkeit wird die GS und das Taubsein unterdrückt. Der Taubstummenlehrer (heute Hörgeschädigtenpädagoge) “Du sprichst sehr gut. Du bist jetzt gehörlos, nicht mehr taubstumm, und brauchst nicht zu gebärden wie die Taubstummen.”

Mist.... lieber so taubstumm sein, wenn es so bleibt .... es wäre super.




Rainbow
Zitat:
Habe gerade unten im Smalltalk von Limette mitbekommen, daß Du wohl aussagen wolltest, Deine Mutter würde Dich immer fragen: Es gibt doch Gehörlose, die gut sprechen können, warum kannst du das nicht ?

nein... sie ist oft taurig, wenn ich schlecht spreche.
Sie weiss schon, es gibt viele unterschiedliche Tauben,
die gut sprechen können.


alte Doofefragin; jetzt neue Caravan-Lady



Spitzenmitglied
Benutzeravatar
offline
@Dooefefragin: Wie ich schon woanders gepostet habe, möchte ich hier nochmal auch sowas schreiben.

Am letzten Samstag war ich in der RWB-Schule Essen mit meinem Vater. Er hat mir gesagt, dass dieser Person gut sprechen kann. Ich selber kann auch gut reden. Aber er hat mir nur angedeutet und ich habe ihm gleich geantwortet und er war dann [ops]. So einfach ist das... [tongue]

Ich war selbst [ops], als meine hd Kollegin mir gesagt, dass ich besser spreche als der schwerhörige Kollege...

Es hängt auch ab, wo man in der Schule ist.

Nach meiner Meinung ist man taub anstatt taubstumm. Wir können auch ohne Stimme reden...also stumm bedeutet, dass man überhaupt nicht reden kann. So denke ich jedenfalls.



Mitglied



offline
King Deafbear

oh.. super... was hast du gleich geantwortet, dann ist er im RWB [ops] ?

Langsam versteh ich langsam, wie du über taub meinst.
Mit einem Wort *taub* kann man auch ohne Stimmen reden.

Aber die HD begreifen aber nicht ?

zb.

Als ich beim neuen HNO-Arzt wegen meines Umzuges gemeldet habe,
hab ich die Arztgehilfinnen von mir *taub*vorgestellt,
wenn sie mich aus dem Wartezimmer rufen, sollen sie zu mir im Wartezimmer *rufen* kommen.
Die Arztgehilfin schrieb trotzdem ganz fettdick *TAUBSTUMM* in meiner Name-Unterlage.

Was soll ich tun?


alte Doofefragin; jetzt neue Caravan-Lady




 Begriff *abstempeln o. Abstepa*





Suche nach:
Gehe zu:  




Kontakt: info(at)gl-cafe.de

Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Deutsche Übersetzung durch phpBB.de