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 Sprachkriterium: "sprachkulturell"


gehörlosenfreak
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Servus, GS-Freunde :)

...und servus, GS-Kritiker, "GS-nebenbei-bewerterer", GS-Zweitklässler oder wer auch immer.

Was heisst wohl "sprachkulturell"? In Österreich gibts sein einige Jahren GS-Einblendung in der Tagesschau (ORF1). Da fand ich nur bei paar recht gute GS-Übersetzung, aber auch manchmal fand ich ihre Ausdrucksweise trotzdem befremdlich. Ich habe mit diese Dolmis diskutiert. Irgendwie farblos, kühl, künstlich, obwohl diese bei private Gespräche fast rein GL-Kzulturell GSen können. Warum wohl?

Die deutsche Sprache hat eine andere Ausdrucksform, eine andere Satzaufbau um eine Inhalt wiederzugeben. Aber auch die Art und Weise sich auszudrücken. Gerade diese hängt von der "Kultur" der Sprache ab. Oft wird gesagt GL drücken sich "anders" aus (zwar auch in der Betonung aber ist hier nicht gemeint), und deshalb weil ihnen die ständige Kommunikation mit Hörenden fehlt. Mehr oder weniger drücken sich die Hörende auch zu GL anders aus (kürzer, einfacher etc. was echt nicht fair ist, aber "wenigstens KLAPPEN müsste es" ist immerhin zielführend). Und die GL unterhalten sich untereinander von der Lautsprache bis in GS einfach mindestens anders als die Hörende.

Die GS ist eine räumliche Sprache und benötigt keine extra Satzbausteine die in der Laut/Schriftsprache. Auch darauf basierend kommt eine andere "Zusammenspiel" zustande, deswegen drückt man in GS z.B. direkt aus.
In der Tagesschau-Sendung wird auch versucht möglichst viel Inhalt in möglichst schnelles Sprechen in möglichst kurzer Zeit zu erreichen. (meine Familie bestätigen einige, dass der Tagesschau nicht immer leicht zu verfolgen ist obwohl hörend) Das in GS von einem GL wäre das mit andere Kriterien ausgeübt: Betonter, mehr Zusammenhängend, Geschwindigkeit von Bewegungen im Raum. Aber das klappt bei einer Übersetzung einfach nicht. Daher auch manchmal die Forderung dass statt einer Dolmi, ein GL selber darin zum Thema gebärdet.

Also was ich mit dem Thema zeigen will ist: GS ist nicht minder Wert als andere Sprachen. Sie ist nicht kürzer, nicht "weniger Wortschatz", nicht unklar oder was auch immer. Sie ist einfach ein Form mit bestimmte Komponenten und andere System als gesprochene oder geschriebene Sprache. Eine Übersetzung aus einer anderer Sprache setzt eine gute Kenntnis in beiden Sprachen voraus (z.B. Schrift/Lautsprache -> Gebärdensprache oder umgekehrt), das gilt auch für Lesen und GS ausdrücken.
Weshalb bei gl Kinder die Erklärungen in GS besser ankommt als die Lautsprache, die eher nur fürs Betonen/Aussprache in Frage kommt aber nicht zum Begreifen der Bedeutung/Inhalt.

Ein Kritikpunkt bleibt berechtigt: Die GS wird in der Bildung/Erziehung zu wenig angewandet, zusätzlich "belastet" damit dass man als jemand der schlecht hört "lieber" die gesprochene Sprache - und mehr oder weniger damit ebenfalls unausreichend "gut" - verwendet, dadurch auch nicht in "Bewegung" bleibt, wie das Sprechen/Hören in der Kommunikation bei Hörenden der Fall ist.

Die Augenmerk soll "sprachkulturell" bleiben: Ist man anderer Meinung? Sieht man "trotzdem" Mängel?

lg deafmax


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Ich bin taub, ergo bin ich.



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Zitat:
meine Familie bestätigen einige, dass der Tagesschau nicht immer leicht zu verfolgen ist obwohl hörend


Stimmt, meine sagt es auch - denn haben vor kurzem wegen schlechten UT im Tagesschau unterhaltet.
Was denken sich die Tagesschau Betreiber dabei eigentlich? ;)

Dein ganzer Thread ist ein wenig verworren. [sconf]
Ähnliches wurde schon öfter gesagt: GS ist für GL Kinder bestimmt sinnvoll
(gut, ich bin anders aufgewachsen, kann da wohl nicht mitreden. du
stempelst mich ja eh so ab. :D ich würd ja lieber hd sein wollen, denkst du.)
Und ich sehe keinen Mängel 2 Sprache (GS/Schriftsprache) zu beherrschen.
Genauso wie einige hd 2 Sprachen (deutsch/englisch) einwandfrei können


****~cat



gehörlosenfreak
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Zitat:
Dein ganzer Thread ist ein wenig verworren.

ja eben, weil ich lieber GSe als schreibe. Hab da sprachkulturell so meine Probleme die Gedanken in die Fremdsprache Schrift auszudrücken.

Ich meine, die GS bewegt sich wie die lange Grashalme im Wind. Wie sie sich da bewegen, lässt sich schlecht in laut/schriftsprache äußern und eben umgekehrt auch. Die Formen sind anders, daher ist eine exakte Ausdrücken von einer in die andere Sprache nicht immer möglich.
Ich habs geschrieben, weil hier wird oft die geringe Umfang der Möglichkeiten in GS bemängelt.

Zitat:
Ähnliches wurde schon öfter gesagt
Ja, aber anscheinend nicht überzeugend genug. Sieh doch: "Schule für Sprech- und Hörförderung" für Menschen mit gestörte/defekte Ohrfunktion...

Zitat:
Und ich sehe keinen Mängel 2 Sprache (GS/Schriftsprache) zu beherrschen.
Das find ich schön. In andere Threads hast du den Eindruck nich gemacht. Oder meinst du NUR die beiden Sprache beherrschen? Wie stehts mit "übersetzung" von der eine in den anderen?

lg deafmax


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Ich bin taub, ergo bin ich.



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@deafmax,
doch, ich hab schon öfter erwähnt, daß 2-sprachig doch kein Problem sei... [lach]
finde den Thread wo ich das schrieb gerade nicht wieder.
Muss etwas länger her sein, ich schreib ja in letzter Zeit kaum noch in
GL-Welt Rubriken, dafür fand ich etwas ähnliches:

z.b. die hier aus einem anderem Thread

Limette hat geschrieben:
Ich habe in beidem kein Problem, man kann sagen, ich springe von
der einer Sprache zu der anderen. Bereitet mir heute keine Schwierigkeiten mehr

GS und Schriftsprache ist gleich viel wert.


deine nächste Frage:

deafmax hat geschrieben:
Wie stehts mit "übersetzung" von der eine in den anderen?


Übersetzung. Bin kein Lingustiker, Sprachforscher.
Dazu braucht man die Grundlage der GS, und die habe ich nicht.

Bin in Sachen GS mehr ein Amateuer, obwohl es GL darunter gibt, die
sagen ich wende die GS richtig an, aber ich tu das eher unbewusst. [roll]


****~cat



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



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neee, schonok, Lim, was ich ansprechen will ist:
Du denkst deutsche grammatik, wenn du schreibst.
Du denkst unbewusst und aus dem Bauch heraus GS Grammatik, wenn du gebärdest.
Aber wie sieht es aus wenn du von der eine in die andere Sprache rüberkommst?

Z.B. heisst es etwas auf dem hohen Niveau aus der deutschen Sprache in GS anzuwenden sei wegen derer "Beschränkung" nicht möglich. Ich meine dagegen, die GS hat diese honen Niveau nicht nötig, weil "hohe Niveau" bedeutet in der deutschen Sprache komplizierte, lange Sätzen, die in GS überflüssig ist. Das ist ähnlich wie die Argument: Wenn man aus einem Buch spräche, klingts viel fader, als wenn man es fertig gelesen hat und mit eigenem Temperament/Charakter äußert.

Ich finde die GS wird immer noch zu unrecht als "unausgereiftes System" bezeichnet. Dabei ist neben fehlender Anwendung in Bildung/Erziehung nämlich sprachkulturell nicht notwendig.

Es geht nicht um das WIE der Übersetzung, sondern den Zweifel, dass es genau 1:1 ist - geht nämlich nicht. Auch in andere Sprachen nicht, in GS ist es eben mehr.

lg deafmax


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Ich bin taub, ergo bin ich.



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@deafmax,
[unhappy] ich glaub ich versteh immer weniger. :D

daher ein paar Stichpunkte und fragen, um besser zu verstehen, was du meinst:
1) du meinst: GS und deutsche Grammatik ist gleich viel wert
2) man wendet beide aber anders an
3) viele sehen deutsche grammatik als hohen niveau an, gs grammatik aber nicht?
4) und das ist was dich stört?
5) weil du in der meinung bist die fehlende gs was die deutsche sprache
hat, und die gs nicht hat, ist unnötig nach der anwendung.

du weißt es nicht, aber ich mein doch auch so, daß gs vollwertige sprache
ist. aber ich nach fehlende Grundlage der GS das gefühl hab, ich könne
deutsche grammatik besser, was vermutlich nicht stimmt. [neutral]
sondern ich ja doch beides genauso gut kann, aber mir die grundlage
der GS doch auch fehlt. andererseits gibt es ein paar personen, die
meinen meine muttersprache sei die deutsche sprache, und nicht die gs.
*was soll`s. Leben und leben lassen.*

Klar, wenn man die Fachliteratur antrainiert, und "abschreibt", das
erzeugt keine emotionelle Charakter. Es liest schon so an, als ob man
das alles auswendig gelernt hat.


****~cat



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deafmax hat geschrieben:

ja eben, weil ich lieber GSe als schreibe. Hab da sprachkulturell so meine Probleme die Gedanken in die Fremdsprache Schrift auszudrücken.



hi deafmax,

es gibt unter Hörenden viele, die am Telefon und auch im persönlichen Gespräch sehr gut reden können.

Manche dieser Leute haben aber große Probleme, einen Brief in Deutsch zu schreiben.

Es muss gar keine Fremdsprache sein. Dann wird es noch schlimmer . :D


Pyros



gehörlosenfreak
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@Lim, deine Aufzählung stimmt bis 4) :)
5) denke ich trifft zu.
Ein Linguistiker, der GS-orientiert ist, oder auch ein kompetenter GS-Dozent würde meinen deutsche Sprache lässt sich bis ins kleinste Detail in GS übersetzen. Der Meinung bin ich auch, jedoch weil man zu wenig damit beschäftigt (GS-Unterricht usw.), triffts bei den wenigsten zu.

Ich glaube nicht, dass bei mir die gs Grammatik besser ist als die deutsche, weil ich ja verstere gar nicht in der Bildung erlernte. Vom Bauch heraus als Unterhaltungssprache ist GS auf jeden Fall die Nummer 1. Dann würde es heissen ich bin in beidem nicht ganz gut. Stimmt, egal, leben und leben lassen :)

Zitat:
andererseits gibt es ein paar personen, die
meinen meine muttersprache sei die deutsche sprache, und nicht die gs.

Paar Personen? Hm. Es wird zusätzlich "paar" Personen (oder ein bisschen mehr ja?) geben die gs können, nicht gut deutsche Sprache beherrschen und trotzdem meinen die deutsche Sprache sei die Muttersprache. Weil sie zu wenig Kenntnisse über GS-Sprachsystem haben. Aber auch weil hörend zu sein ein idealmaß des Menschenseins ist...

@Pyros,
ja kenne ich zu gut. Dazu zählt mein Nachbar... :D
Diese Typen kann man mit GL vergleichen: Sie haben nicht ausreichend gelernt um ein Brief in richtigem Deutsch zu schreiben. Dasselbe ist bei GL, aber doppelt belastet, weil weder Schrift noch GS ausreichend erlernt ist... Weshalb auch unterschiedlich in GS ausgedrückt wird.

lg deafmax


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Ich bin taub, ergo bin ich.



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Na dann, da haben wir`s. Ich verstand dich doch richtig :)

Ich glaub, schriftsprachlich hast du wenig Probleme, bist recht gut, aber
du bist wie du selbst mal sagst, ein Träumer, Philosoph mit viel zu viele
Gedanken, was vielleicht der Grund ist, warum einige mal schwer deine
Gedanken und Schlussfolgerung und worauf du hinaus willst verstehen. :)

Das färbt vermutlich auch auf die Schriftsprache ab - wirkt ein wenig
schwammig. (nicht bös gemeint!) Denn kein Problem, bei nachfragen
versteht man dann deine Gedanken, und was du meinst.

Im Gegensatz zu dir, wenn mich ein Buch richtig fesselt, dann bin ich
komplett in dem Buch versunken, und denke an nichts anderes mehr.


****~cat



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deafmax hat geschrieben:
Ein Linguistiker, der GS-orientiert ist, oder auch ein kompetenter GS-Dozent würde meinen deutsche Sprache lässt sich bis ins kleinste Detail in GS übersetzen.


hi deafmax,
ich bezweifle, dass ein Linguistiker das kann.

Nehmen wir mal einen Vortrag an, in dem es um

Wasserwirtschaft; Umweltökonomie; Kostenwirksamkeitsanalyse;
Nährstoffe; Wasserqualität; Umweltpolitik und Landwirtschaftspolitik

geht.

Bei der strukturellen Bedeutung, also grammatisch, wird er kaum Probleme haben.

Bei der lexikalischen Bedeutung wird es jedoch eng.
Es sind jene Worte und Begriffe, die in einem Lexikon erklärt werden.
Es fehlen der GS ganz einfach die entsprechenden Gebärden.

Dem Linguistiker bleibt dann nichts anderes übrig, als mit einer Umschreibung durch allgemeinbekannte Gebärden
ein bestimmtes Fachwort zu erklären oder er muss fingern.

Man kann natürlich auch eine neue Gebärde erfinden.
Wenn aber in jedem Fachgespräch per se neue Gebärden erfunden werden,
versteht bald keiner mehr den anderen.


Pyros



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@Deafmax,
du hast Recht, es gibt nicht nur sprachliche, sondern auch kulturelle Unterschiede zwischen zwei Sprachen. Also kulturelle Kenntnisse spielen eine grosse Rolle fuers Verstehen eines Textes in einer Sprache.

Nicht die GS-kundigen Linguisten oder GS-Dozenten sind voll GS-maechtig! Sondern die "nativen" Gebaerdensprechenden, die auch vollsprachig in Deutsch sind, koennen Texte zwischen Deutsch und D(Ö/S)GS besser uebersetzen. Sie werden sehr klar kennen, welche sprachlich kulturelle Unterschiede zwischen den zwei Sprachen bestehen.

Wichtig ist auch zu verstehen, dass man sich nicht immer gut ausdruecken kann, egal in welcher Sprache. Nicht viele Menschen koennen sich im Nu klar ausdruecken, sei es gebaerdet, gesprochen, oder geschrieben. Man schreibt mit vielen Verbesserungen im Prozess der schriftlichen Niederlegung der Gedanken. Aehnliches beobachtet man beim Gesprochenen oder Gebaerden mit Anfaengen, Unterbrechungen und schliesslich mit dem Aufgeben der Satzbildungsversuch mit "weisste was ich meine".

@Pyros,
die lexikalische oder syntaktische (=dein "strukturale") Ebene macht die Uebertragung von einer Sprachen zur anderen weniger problematisch.

Problematischer ist jedoch, dass nicht immer manche Gedanken sich von einer Sprache in eine andere lexikalisch (Wort fuer Wort oder Wortgruppe fuer Wort oder umgekehrt) umsetzen lassen. Das ist kulturell bedingt, genau was Deafmax vermutet. Eine Sprache hat immer gewisse Staerken im Vergleich zur anderen Sprache.

GS hat ihre Staerken in raeumlichen und visuellen Beschreibungen und Bewegungsablaeufen, die schwer oder umstaendlich verbal in einer Lautsprache ausgedrueckt werden koennen. Z.B., es gibt idiomatische Ausdruecke, die oft nicht elegant in die andere Sprache uebertragen werden koennen (Siehe die Gebaerde LPPP). Manche LSen haben ihre Staerken im differenzierten Vokabular betreffs der Teilen einer Maschine oder des Koerpers, die in GS nur durch den Einsatz von Klassifikatoren (= Handformen, die eine visuelle Klasse verkoerpern) umstaendlich dargestellt werden koennen. Sowie gewisse abstrakte Vorstellungen, die nur wenigen tauben GS-Benutzern bekannt sind, koennen, wie Pyros gut aufgezaehlt hat, mit existierenden DGS-Gebaerden umgeschrieben, voll oder abgekuerzt gefingert oder neue Gebaerden erfunden werden. Diese Techniken sind nichts anders als die Einfuehrung von fremdsprachlichen Begriffen aus einer Sprache in die einheimische Sprache. Daher die sogenannten Fremdwoertern. DUDEN hat schon ein dickes Fremdwoerterbuch-Lexikon mit zig-tausend Fremdwoertern fuer Deutsch. Ist Deutsch wirklich arm mit Begriffen, um zig-tausende Fremdwoerter in die Sprache importieren zu lassen? Musikalische Begriffe aus Italienisch, Kochbegriffe aus Franzoesisch, Computer-, Wirtschafts- und jetzt vermehrt Wissenschaftsbegriffe aus Englisch.


Hartmut



gehörlosenfreak
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@pyros
Zitat:
Wasserwirtschaft; Umweltökonomie; Kostenwirksamkeitsanalyse;
Nährstoffe; Wasserqualität; Umweltpolitik und Landwirtschaftspolitik

Hier zeigt sich dass diese Sprache "deutsch" egal ob gesprochen oder geschrieben sich verkomplizieren muss um etwas zu meinen :D
Aber darum gehts mir nicht. Lexikalische Wörtern kann man nicht in ALLE sprachen übersetzen lassen. Nichträumliche Sprachen haben darin zudem auch den Vorteil Fremdwörtern zu übernehmen. Ich kann dann nicht sagen dass Deutsch bescheuert ist, weil es nicht "eigenständig genug" ist dass eine Fremdwörterbuch von Duden mit 500 Blätter nötig ist...

Pyros, mir gehts schlicht nur darum, dass man nicht sagen kann, die GS sei beschränkt, begrenzt letztendlich gar minderwertig. Zudem bin ich nicht bestrebt nichträumliche Sprachen GÄNZLICH durch die GS zu ersetzen oder übersetzen lassen.
Dass die GS-Vokabeln von Fremdwörtern sich schlecht etabilieren liegt darin, dass nur ein kleiner Kreis diese verwenden können. Es gibt auch hörenden die Fremdwörtern gar nicht verstehen oder kennen, also da auf die GS einzuschiessen ist schon etwas bequem...

@hartmut, bei native GSler bin ich skeptisch. Ich kenne nur wenige GL die "echte" GS können, aber sind der Schriftsprache nicht mächtig! Die meisten gebildeten GL hierzulande sind gehörlosoralierte - auch wenn sie sich anders bezeichnen. Ich zum Beispiel bin kommunikationsbedingt auch gehörlosoraliert... [nerv]

lg deafmax


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Spitzenmitglied



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Deafmax,
Ich sagte ja, dass man beide Sprachen gut beherrschen muss, um Texte aus einer "Fremdsprache" richtig ueberzusetzen. Nicht viele sind maechtig in beiden Sprachen, aber es gibt noch welchen. Du kennst vielleicht Klaus Angermeier. Ich habe seine Arbeit nicht gesehen, um zu beurteilen, was er gemacht hat, eine gute Uebersetzung vorgetragen mit schoenen Bewegungen, oder Uebersetzung mit poetischer Gestaltung und schoen vorgetragen oder gar nur eine Transliteration (= Wort fuer Wort in der gleichen Reihenfolge) ins gebaerdete Deutsch mit schoenen Bewegungen.

Ich habe viele Lieder in englischer Sprache vorgetragen in gebaerdetem Englisch oder gut uebersetzt in ASL gesehen. Meine Frau war eine der begeisterten "Gebaerdensinger" und haben Musikstuecke von John Denver, Beatles, Barbara Streisand, Springsten, usw. uebersetzt mit anmutigen Bewegungen. Langsam sind ihr die Texte zu dumm vorgekommen und haben aufgehoert. Daher der Spruch ueber Lyrik als schlechter Poesie in den Songs.

Wenn du deutsche Liedertexte kennen lernen moechtest, kannst du sie lesen oder auf Deutsch gebaerden, solange du sie auch verstehen kannst. Das wuerde genuegen. Wenn sie nicht vollkommen verstanden hast, lass dir jemand ins ÖGS uebersetzen. In Wien gibt es bestimmt welche, die das koennen. Helene Jarmer, Guenter Roiss usw.?

Die Videoclips von Liedern, die ich in YouTube sah, sind schrecklich, die Gebaerden sind oft entstellt, weil sie dem Rhythmus (oder Diktat) der Musik zu folgen haben. Auch die von dem Finnen, dessen Name mir entgangen ist.

Deine Wortschoepfungen "gehoerlosorientiert", "gehoerlosoraliert", "GSliert" und aehnliches koennen gut mit einfacheren deutschen Woertern ausgedrueckt werden: 'selbstbewusst taub' oder einfach 'taub'; 'oral taub' oder 'oral-orientiert' oder 'nichtgebaerdend', 'nur sprechend'; in (reiner) D/Ö/SGS gebaerden' oder 'auf gut DGS gebaerden'.

Limette,
ich bin sicher, du kannst zwischen DGS und Deutsch uebersetzen, da du ja fuehlst, du waerest in beiden Sprachen zuhause. Vertrau auf dich selbst. Probier mal! Natuerlich sollte man den Quellentext zuerst gut verstehen, um zu uebersetzen. Probleme bekommt man auch, wenn er schwierige Stuecke zu uebersetzen hat. Mir kommt das auch vor.


Hartmut



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Hartmut
du vermischt beides:

ich bin in dt. sprache zuhause. - ohne zweifel, denn rede, schreibe, denke und träume in dieser Sprache.
Aber GS, das weiß ich jetzt nicht so genau, aber unter GL sowieso bin ich in dieser Sprache zuhause, denn

unter gl benutze ich automatisch die DGS, und die sagen, ich wende die
auch richtig (die beurteilung überlass ich lieber euch, :D) an - aber das
geschieht unbewusst, denn sagte es auch schon, mir fehlt die Grundlage.


zu übersetzen:
Hab einige Theaterstücke der GL angesehen, verstand es, aber übersetzen? [unhappy]
Die Stücke waren schon anspruchsvoll. Da könnten wichtige Informationen verloren gehen.

Andererseits
hab ich auch schon für ne hd hab ich die gs der gl übersetzt - kein problem,
weil eine Unterhaltung nicht so anspruchsvoll ist, wie z.b. ein Theaterstück.


****~cat



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@Limette

was für Grundlage meinst du? Das Wissen über die Regeln der deutschen Sprache?

Man kann eine Sprache nur richtig beherrschen, wenn man die Regeln kennt, aber es ist egal, ob bewusst oder unbewusst.

Nicht jeder beherrscht die Übersetzungskunst gleich gut, auch wenn er eine hohe Kompetenz in beiden Sprachen aufweist. Um gut übersetzen zu können, braucht man ein gutes Gedächtnis und einen großen aktiven Wortschatz, um schnell auf ein passendes Wort zu kommen.

Es heißt also üben, üben, üben ... Deswegen studieren Dolmetscher viele Jahre um gut übersetzen zu können, auch wenn sie schon vorher perfekt DGS können.

Ich selbst kann es auch nicht gut. [wink]



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



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@Hartmut,
ich möchte nämlich demnächst versuchen ne Lied in GS zu übersetzen, aber nicht geörlosoraliertem Ausdruck (Verzeih, das ist meine Ironie von jemanden der gehörlos ist, zusätz- oder nebensächlich gebärdend aber vorwiegend - egal ob grammatikalisch richtig oder nicht - spricht).
Bei Youtube hat mir NUR einer gefallen und zwar den ASL-Übersetzung von eminem :D Die ist aber wieder weg, schade. Alle andere waren Kasperls und da bin ich deiner Meinung.
Ich denke, ich muss es einmal selbst versuchen um zu verstehen ob was nicht geht oder geht :sorry:

GSieren = gebärdensprechen bevorzugst du. ich nich, gsieren denn da liest man nichts von sprechen. Sprechen ist mit der Mund - okoko, das gehört nicht zum Thema, hartmut ich bitte dir darum, denn ist für mich dasselbe wie zuhören etc. mit dem hören.

Dein Text zu Limette. Ich denke in der Sache ähnlich wie sie. Ich kenne die GS Grammatik nicht bewusst wie die deutsche Sprache. Warum heisst es "kenne die GS Grammatik nicht bewusst" und nicht "die kenne Grammatik ich GS bewusst" - weil es seine Regeln hat.
"Ich -mundvibrieren- gebärden - kein - problem" ... aber warum nicht "-mundvibrieren- kein - gebärden - Ich - problem" wüsste ich nur "weils nicht passt" warum ...wäre wohl "weiss nicht, weils unpassend ist, weil gl nich so gebärden würden...
Verstehst was ich meine? Du musst das nicht erklären, DU weisst es vielleicht, ich nicht.

Weiters gebe ich Lim recht was Theater betrifft, allerdings die gewagten Szenen: z.B. Harold&Maude? oder die wie-heisst-es beim 4.Degeth, da hat man versucht aus dem Lyrik etwas zu zeigen. Da verstand man kaum etwas. Übersetzen kann man sowas ganz schlecht, weil sprachkulturell unüblich. Ich habe einmal zugeschaut als einer erzählt hat, sie hat von etwas so geschwärmt schilderte es in internationale GS (wenn ich mich richtig erinnere) war fast wie ein Märchen. Diese könnte man in einem Theater mit Lyrik der Hörende gleichsetzen, aber in GS und da würde mit sicherheit viel GL verstehen. Nicht die Übersetzung. Überseten kann man es, aber dass es so in die Augen wahrgenommen wird wie bei Hörenden mit dem Hören gibt es bislang keinen geeigneten Konzept.

@yippiee
ja könnte zutrefen. Dasselbe gilt aber auch für GL die aus dem lesen etwas GSen oder umgekehrt. Da braucht man auch übung. Damals als ich mal ne Theaterauftritt hatte, als Erzähler, hatte ich die GS niederschreiben müssen um überhaupt dies äußern zu können. heute schätze ich ... müsste ich dasselbe machen.

lg deafmax


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Ich bin taub, ergo bin ich.



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Zitat:
Ich denke in der Sache ähnlich wie sie. Ich kenne die GS Grammatik nicht bewusst wie die deutsche Sprache. Warum heisst es "kenne die GS Grammatik nicht bewusst" und nicht "die kenne Grammatik ich GS bewusst" - weil es seine Regeln hat


Bingo! [super] Siehe, hast es besser erklärt ... :)

@Hartmut,
wenn ich unter GL bin, tu GS unbewusst. Aber wenn jemand mich fragt, wie
man was macht, vom Grammatik her, glaub mir ich komme da ins Zwickmühle ... [evil-angry]

Andererseits sagt eine hd, es ist angenehm, ich weiß wenigstens was die einzelne
gs bedeuten, die anderen gl aber wissen das oft nicht. Drum hat diese hd am Ende
nur noch mich gefragt, weil sie sich sicher war, daß ich es weiß. Aber wenn sie
nach Grammatik gefragt hat, da sagte ich dann, ich bin die falsche Adresse dafür.

Lim


****~cat



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@Limette,
die Grammatik einer Sprache beherrscht man gewoehnlich unbewusst. Das betrifft Muttersprachler (oder anders genannt: native Sprecher) zumeistens. Das zeigt in den Entscheidungen, ob ein Satz oder ein Ausdruck grammatisch ist bzw. Sinn macht, ohne zu erklaeren warum. Daher ueberrascht mich deine Erklaerung nicht, dass du nur weisst, aber nicht das Warum und Wieso erklaeren kannst.

Da du sagst, dass du die Bedeutungen einzelner Gebaerden auf Deutsch erklaeren kannst, ist schon ein guter Anfang zur Entwicklung deiner Uebersetzungsfaehigkeit. Das naechste wuerde wohl eine "gedankliche Uebung" in Uebersetzen von GS-Saetzen. Du ueberlegst dann nebenbei, wie wuerde ein Deutschsprecher den gleichen Satz wiedergeben.

Deafmax,
versuch bloss ein Text ueberzusetzen. In Wiesbaden koennen wir uns ueber deinen Uebersetzungsversuch unterhalten, um dich in deinen Bemuehungen weiterzuhelfen.


Hartmut



Zuletzt geändert von Hartmut am 23.04.2007, 06:52:23, insgesamt 1-mal geändert.

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@Hartmut, [roll]
Ich bin mir nicht sicher, ob ohne Grundlage das übersetzen überhaupt
machbar ist! Das kann ich mir schlichtweg gar nicht vorstellen! Warum
sonst müssen selbst Dolmetscher im Beruf eine Ausbildung machen, und
hervorragende Sprachkenntnisse in Schulzeugnissen und Noten mitbringen?
Auch wenn die vorher schon 2-sprachig waren und auch so aufgewachsen sind?


****~cat



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Limette,
natuerlich ist eine Ausbildung notwendig, um sich professionell als Dolmetscher taetig zu werden.

Ich sprach eigentlich von den Eingangsvoraussetzungen. Darauf werden weitere Fertigkeiten aufgebaut. Eine andere Voraussetzung faellt mir ein: die Faehigkeit, gut "zuhoeren" zu koennen, d.h., den Sinn der Aussage des Gegenuebers vollkommen zu erfassen und ohne sich beim Prozess des Verstehens von vorhergehenden Annahmen, Vorurteilen, manchmal Vorwissen beeinflussen zu lassen. Das ist in etwa aehnlich dem sorgfaeltigen Lesen eines Textes.

Du kannst deine Uebersetzungsfaehigkeit ausprobieren, indem du in Musse deutsche Lieder, Gedichte, Prosa oder ein Monolog aus einem Theaterstueck in DGS oder gar umgekehrt Gebaerdengeschichten, -gedichten, -rede uebersetzest oder zu uebersetzen versuchst.


Hartmut



gehörlosenfreak
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@hartmut
Zitat:
den Sinn der Aussage des Gegenuebers vollkommen zu erfassen
das dürfte nicht schwer sein, denn man kann auch improvisieren wenn es schwierig zu "erfassen" ist (Zusammenreimen, erkennen, etc.)
Das ist aber ein Prozess das nichts mit einer "in anderer Sprache ausdrücken/übersetzen", denn die Prozess des Erfassens geht zuerst ums verstehen. Klappt diese nicht, kann man nichts "weiterverarbeiten".
Das Problem was ich - und glaube ich auch Lim - meinen ist die Fähigkeit, von einer Sprache in die andere Sprache übersetzen zu können. Das ist etwas ganz anderes.
Meinst du tatsächlich, dass es nicht schwer sei, von Laut/Schriftsprache in GS auszudrücken? Das geht vielleicht in ASL, aber ich glaube in D- bzw. ÖGS können das nur wenige. Man kann aus deutsche Schrift etwas vorlesen, also Wortfolgend. Aus Schrift direkt in GS auszudrücken ist schon Übersetzungsarbeit.
Kannst du z.B. Deutsch lesen und in englisch aussprechen? Ich kann mir das nur vorstellen wenn man sich in beider Sprache die Grammatik und Vokabel mächtig sind. Mir fehlt diejenige in der GS.

Gebärdensprachkunde in der Schule oder VHS wäre klasse. Gibts aber nich, weil alle sich einbilden, eh gut gebärden zu können. Oder kein geld für sowas ausgeben wollen wenns ne Kurs oder Seminar gäbe [nerv]

lg deafmax


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Ich bin taub, ergo bin ich.



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Deafmax,
Lim hat ja geschrieben, dass Hoerende oft an sie wandte, auf Deutsch zu erklaeren, was eine taube Person gebaerdet hat. Sie schrieb auch, dass sie DGS und Deutsch gut beherrscht, was ich durchaus glaube.

Keine Frage, man muss in beiden Sprachen zuhause sein. Der Unterschied zwischen professionellen Dolmetschern und euch ist, dass sie unter Zeitdruck ihre Arbeit genau verrichten muessen und ihr habt alle Zeit in der Welt, ein Stueck ueberzusetzen.

Nebenbei, denkst du, dass du auch wie Gunter Roiss oder Helen Jarmer in den Videoclips auf der OeGLB Webseite machen kannst?


Hartmut



Zuletzt geändert von Hartmut am 23.04.2007, 15:55:59, insgesamt 1-mal geändert.

Spitzenmitglied
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Ob ich es gut kann oder nicht, das sollen GL selbst beurteilen. [neutral]
Und ob ich es richtig mache oder nicht, das kann ich auch nicht sagen.

Daher:
Ich kann das NICHT beurteilen. Auch kann ich nie sagen, ob ein GL gut
oder schlecht bzw. richtig oder falsch gebärden. Das können wohl nur
die GS-Dozenten.

Sagen kann ich nur soviel: ich wende nur GS an, dessen Bedeutung ich
auch kenne. GS dessen Bedeutung ich nicht kenne, lass ich immer weg.


****~cat



Zuletzt geändert von snowcat am 23.04.2007, 18:11:18, insgesamt 5-mal geändert.

Spitzenmitglied



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Limette,
probiere doch nur mal. Du verlierst nichts dabei, aber sicher ein Gewinn!


Hartmut




 Sprachkriterium: "sprachkulturell"





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