"Bei Barcelona läuten die Alarmglocken"
"Es war ein Unfall. Wir hatten einen schlechten Tag. Mehr nicht."
Von einer Krise wollte Barcelonas Trainer Frank Rijkaard nichts
wissen.
Schließlich hatte sein Team beim 1:3 gegen Atletico Madrid erst
die zweite Saisonniederlage kassiert.
Noch neun Punkte Vorsprung
Der Vorsprung auf den Tabellenzweiten ist zwar weiterhin
komfortabel, neun Punkte trennen Barca vom FC Valencia,
zehn vom ewigen Rivalen Real Madrid, doch der Meister zeigt
Zeichen von Schwäche.
Im Pokal schieden die "Blaugrana" vergangene Woche gegen
Saragossa aus, und der Sonntagabend zeigte, dass Barcelona
ohne seine Superstars verwundbar ist.
"Torres macht die Liga wieder spannend"
Ronaldinho fehlte gelb-gesperrt, Eto'o war noch nicht vom
Afrika-Cup zurück, Edmilson noch nicht fit. Und der am
Kreuzband verletzte Xavi fällt ohnehin für Monate aus.
Deco konnte Ronaldinho auf dessen Position nicht ersetzen
und zu allem Übel verletzte sich auch noch der argentinische
Wunderknabe Lionel Messi und musste zur Halbzeit ausgewechselt
werden.
Barcelonas Probleme nutzten die Gäste, die schon das Spiel
in der Hinrunde gewonnen hatten, eiskalt aus. "Fernando
Torres macht die Liga wieder spannend", schrieb "AS".
Atleticos Superstar, in der Vergangenheit immer wieder
von Barcelona umworben, war mit seinen beiden Treffern
in der 33. und 76. Minute der Matchwinner. Henrik
Larsson (65.) hatte Barcelona nach dem 0:2 durch Maxi
Rodriguez (47.) noch einmal hoffen lassen.
Spitzenduell in Valencia
"Wir müssen nicht lange drum herum reden. Atletico
war einfach besser. Sie haben clever auf Konter gespielt",
räumte Kapitän Carles Puyol ein.
"Jetzt muss wieder Ruhe einkehren", forderte Rijkaard.
Ruhe und Konzentration sind auch nötig, denn am
Sonntag (21 Uhr) steigt das Spitzenduell in Valencia.
Knapp zwei Wochen später steht das Champions-League-
Achtelfinale beim FC Chelsea an.
Durch das 1:3 gegen Atletico verpasste Barca zudem
die Chance, den aus der Saison 1960/61 stammenden
Liga-Rekord von Real Madrid einzustellen. Damals
gewann die legendäre Real-Elf um Alfredo di Stefano
15 Spiele in Serie.
Real Madrid im Aufwind
In dieser Saison schnuppert der Erzrivale nach Barcelonas
Patzer nun wieder Morgenluft. Das 4:0 gegen Barcas
Ortsnachbarn RCD Espanyol war bereits der vierte Sieg
in Folge. Seitdem Juan Ramon Lopez Caro die Nachfolge
des Brasilianers Wanderley Luxemburgo antrat, läuft es bei
den "Königlichen" wie zu Glanzzeiten.
"Das Geheimnis unseres Erfolges ist ganz einfach: Wir
sind eine Einheit und wir arbeiten hart", verrät David
Beckham. Der Engländer, der unter Lopez Caro wieder
auf der rechten Seite spielt, ist "sehr glücklich" in Madrid
und hofft, "dass ich vor dem Ende der Saison mit
Präsident Florentino Perez über die Verlängerung meines
Vetrrages sprechen kann".
"Rückstand Stück für Stück verkürzen"
Im Pokal steht Real im Halbfinale gegen Barcelona-
Bezwinger Saragossa, in der Champions League stehen
die Chancen gegen einen schwächelnden FC Arsenal gut,
und auch die Meisterschaft ist angesichts des strauchelnden
Titelverteidigers immer noch ein Thema.
"Nichts ist unmöglich, aber es wird sehr schwer", glaubt
Beckham. "Mal sehen, ob wir den Rückstand auf Barcelona
Stück für Stück verkürzen können." Beckhams Teamkollege
Alvaro Mejia ist sich sicher, "dass bei Barcelona die Alarm-
glocken läuten".
Rijkaard hofft auf Ronaldinho
Nicht ganz so dramatisch sieht es Frank Rijkaard. "Man ist
immer besorgt, wenn man verliert", meint der Barca-Coach.
"Wir haben zuletzt nicht das Bild abgegeben, das wir uns
vorstellen. Wichtig ist, dass wir uns erholen", erklärte der
Ex-Profi, der die Vielzahl der Partien als Erklärung für die
Schwächephase seines Teams anführt.
"Bei so vielen Partien ist eine gewisse Überlastung ganz
normal", meint der Trainer. Beim Spitzenspiel in Valencia
wird Samuel Eto'o ins Team zurückkehren. Zudem hofft
Rijkaard, dass das Berufungsgericht Ronaldinhos Sperre
aus dem Pokalspiel gegen Saragossa zurücknimmt, sodass
der Weltmeister am kommenden Sonntag auflaufen kann.
Entscheidung zum "Wohle des Fußballs"?
Ronaldinho wurde nach einem Foul an Cani von Schiri
Julian Rodriguez Santiago mit der Roten Karte des Feldes
verwiesen. Eine sehr harte Entscheidung.
"Für das Wohl des Fußballs hoffe ich, dass der Verband die
Rote Karte zurücknimmt", forderte Barcelonas Torwart Viktor
Valdez.
Videos sollen helfen
Die Barca-Verantwortlichen wollen nun mit Videomaterial einen
Freispruch erwirken. Dabei wird unter anderem eine Szene aus
der Saison 2003/04 gezeigt, in der Reals Luis Figo nach einer
rüden Attacke gegen Puyol vom Platz gestellt wurde, der
spanische Verband eine Sperre des Portugiesen aber zurücknahm.
Gewinnt Barca in Valencia, wäre es ein großer Schritt in Richtung
Titelverteidigung. Ein erneuter "Unfall" im Mestalla würde die Liga
dagegen wieder richtig spannend machen.
Hab im Gefühl, dass
Valencia Meister wird!