Klimaforscher haben den UN-Klimabericht veröffentlicht. Er enthält alarmierende Fakten. Droht eine Klimakatastrophe?
Das Wetter passt zum Thema: Der Januar 2007, so meldet der Deutsche Wetterdienst, war in vieler Hinsicht ein Monat der Extreme. In manchen Gebieten wurden – trotz des kurzfristigen Wintereinbruchs – die höchsten Januar-Temperaturen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen registriert. In Nord- und Ostdeutschland fiel überdurchschnittlich viel Regen, im Südwesten dagegen zu wenig.
Solche Wetterkapriolen dürften sich künftig weltweit in immer kürzeren Abständen wiederholen. Dies ist eines der Resultate des „4. Weltklimaberichts“, den die Klimaexperten des „Zwischenstaatlichen Gremiums für den Klimawandel“ (IPCC) in Paris veröffentlichten. Am Freitag präsentierten sie der Öffentlichkeit die Endversion des ersten Teils des Reports, den 600 Forscher erstellten. Insgesamt gibt es vier Teile, die im Lauf des Jahres publiziert werden. Während der jetzt vorgestellte Teilbericht die wissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels behandelt, befassen sich die übrigen mit den Auswirkungen der globalen Erwärmung und den Möglichkeiten, sie zu begrenzen.
Hoher Temperaturanstieg bis 2100
Einige der Ergebnisse des Reports wurden schon vorab bekannt. Sie entstammen bereits veröffentlichten Studien, die in die Ausarbeitung einfließen. Danach werden die Temperaturen bis zum Ende des Jahrhunderts um zwei bis vier Grad Celsius steigen, mit drei Grad als dem wahrscheinlichsten Wert. Dies besagen neue Studien zur Klimasensitivität. Sie beschreiben, wie empfindlich das Klima auf die freigesetzten Treibhausgase reagiert. Daneben gibt es noch weitere Prognosen:
(1) Das Nordpolarmeer wird ab Mitte des Jahrhunderts in den Sommern eisfrei bleiben.
(2) Die Mittelmeerküsten werden durch starke Hitze in den Sommern kaum mehr bewohnbar sein, der Tourismus wird kollabieren.
(3) In den Alpen fällt kaum noch Schnee, dafür bieten sie Rückzugsmöglichkeiten, um den häufigen Hitzewellen zu entgehen.
(4) Die Vegetationsperiode in den mittleren Breiten verlängert sich, was bessere Ernten ermöglichen kann (sofern es genug Niederschlag gibt), wogegen die semiariden Gebiete Afrikas und Südasiens unter schweren Dürren leiden.
(5) Die Meerestemperaturen steigen an, sogar bis in drei Kilometer Tiefe.
(6) Zwölf der letzten 13 Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Zunahme der Wetterextreme
Allgemein, so der Report, werden die Wetterextreme zunehmen, die Gletscher schmelzen ab, und der Meeresspiegel steigt weiter. All das vollzieht sich schneller als die Klimaforscher zuvor dachten. Dies belegt eine brandneue Studie über den Anstieg des Meeresspiegels, die allerdings zu spät für den IPCC-Bericht kam. Im 20. Jahrhundert stieg er um 17 Zentimeter.
Dabei hatten die Computermodelle der Forscher geringere Werte prognostiziert. Ursache der Fehleinschätzung waren Unsicherheiten beim Abschmelzen des Polareises. „Deshalb könnten die Projektionen der Modelle für die Zukunft ebenfalls zu niedrig liegen“, erklärt der Klimatologe Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, einer der Autoren des neuen Klimareports. „Einen Anstieg um mehr als einen Meter bis 2100 kann man deshalb nicht ausschließen.“ Auch werden die bislang freigesetzten Treibhausgase die Ozeane noch für mindestens 1000 weitere Jahre ansteigen lassen. Eine soeben veröffentlichte Studie von Schweizer Glaziologen bestätigt zudem, dass die Gletscher seit der Jahrtausendwende schneller abschmelzen als je zuvor.
“Viele Messdaten, die die Erwärmung belegen“
In den Medien schlug der neue Bericht bereits hohe Wellen. „Noch nie waren die Besorgnis über den Klimawandel und die öffentliche Aufmerksamkeit für das Problem so hoch wie jetzt“, konstatiert IPCC-Direktor Rajendra Pachauri. Dabei unterscheiden sich seine Aussagen kaum von denen des letzten Weltklimaberichts von 2001. Einzig die Spanne der prognostizierten Erwärmung des Globus war damals mit 1,5 bis 4,5 Grad noch größer. „Im Wesentlichen blieben die Prognosen und Schlussfolgerungen gleich, nur sind sie besser erhärtet“, bekräftigt Klimatologe Rahmstorf. „Vor allem gibt es jetzt viele Messdaten, die klar die globale Erwärmung belegen.“
Begründete Zweifel daran, dass diese vom Menschen verursacht wird, gibt es nach Meinung der IPCC-Forscher kaum mehr. „Wir verstehen die physikalische Wirkung von Kohlendioxid auf das Klima sehr gut. Die starke Zunahme der Treibhausgase in der Atmosphäre ist eindeutig von uns verursacht, und jetzt beobachten wir genau die aufgrund der Physik zu erwartende Wirkung. Eine alternative Erklärung dafür gibt es in der Wissenschaft nicht“, urteilt Rahmstorf.
Politische Forderungen
Der neue Bericht, meinen einige Forscher, liefere zur globalen Erwärmung nun das endgültige Verdikt. Der Klimawandel dürfte unseren Planeten in weiten Teilen umgestalten, und er läuft zerstörerischer ab als zuvor gedacht. Zwar gebe es die Möglichkeit, die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen. Dazu müsste es gelingen, die Erwärmung nicht über zwei Grad ansteigen zu lassen. Dazu aber bedarf es gewaltiger Anstrengungen, der Ausstoß an Treibhausgasen, voran das Kohlendioxid, müsste drastisch sinken.
Dies aber ist kaum zu erwarten: Im Zweifel gehen wirtschaftliche Interessen noch immer vor. Dies demonstrierte soeben Angela Merkel im Verein mit Wirtschaftsminister Michael Glos. Zwar verweist die Bundeskanzlerin bei jeder Gelegenheit auf die vom Klimawandel herrührenden Gefahren. Doch Mitte dieser Woche kündigte sie an, Plänen der EU, die CO2-Emissionen von Pkws auf 120 Gramm pro gefahrenen Kilometer zu begrenzen, „mit aller Härte“ entgegenzutreten. Von weiten Teilen unseres Planeten, insbesondere von den Tropen, müssen wir uns wohl verabschieden.
Quelle: von FOCUS-Redakteur
Michael Odenwald
Für mich ist das nicht Neues. Diese Ergebnis hat vor ca. 30 Jahre gewarnt, doch leider nahm die hohen Leute nicht ernst. Leider...
Immer, wenn die Katastrophen naht, werden die hohen Leute ihre Augen aufmachen und sind beeindruckt. Und machen die hohen Leute ihr Mund weit auf , aber echt...
Echt nervig, diese Leute..