bengie hat mich im Januar gebeten, seine Uebersetzung von Interview mit Dirksen Bauman beim Frontrunner 3 ueberzupruefen und zu verbessern. Ich bin seiner Bitte gleich nachgegangen. Ich weiss nicht mehr, warum und zu welchem Zweck er eine Revision von mir moechte. Hier ist die ueberbearbeitete Uebersetzung, die in meiner Meinung genauer wiederbringt, was Bauman zu sagen beabsichtigt:
Interview mit Dirksen Bauman
Das Interview als Video ist bei der Webseite vom Frontrunn3rs zu sehen:
http://fr3.frontrunners.dk/report_audism.htm
Kannst du dich bitte vorstellen und beschreiben, was du beruflich machst?
Ja, ich heisse Dirksen Bauman und unterrichte taube Studenten an der Gallaudet Universität. Ich bin der einizige Hörende unter tauben Kollegen [in meiner Abteilung Deaf Studies]. Jedoch möchte vorerst bemerken, dass ich nicht als Hörender geboren war, sondern nur als einer mit Hörfähigkeit. Erst als ich 21 Jahre alt geworden bin, wurde mir bewusst, dass ich „hörend“ war! Ich wusste nicht, was „hörend“ wirklich bedeutete, hatte mich nie damit beschäftigt. Ich wanderte herum mit dem Ohr, der alles hörte, und dachte nichts dabei. Da trat ich erstmals in die Welt der tauben Menschen als Lehrer für taube Kinder ein. Plötzlich gaben mir die Kinder das Etikett „hörend“. Warum mussten sie das tun? Zu offensichtlich, dass ich hören konnte, um das überhaupt und wiederholt zu sagen. Ich erkannte bald genug, dass es sich nicht um die Hörfähigkeit sondern einen Begriff der Identität handelt, also hörend als Identität. Dann ging ich der Sache näher und untersuchte, was es heißt, hörend zu sein, was die Welt der Hörenden und die Welt der Tauben zu bedeuten hatte. Die meisten Menschen auf der Erde sind nicht bewusst, hörend zu sein. Nur eine kleine Gruppe der Menschen, die etwas mit tauben Menschen zu tun haben, werden bewusst, hörend zu sein. Die grosse Gruppe auf der anderen Hand denken sich halt als „Menschen, die hören können“.
Soll der Begriff Audismus nur bei den Hörenden, bei den Tauben oder bei beiden bekannt gemacht werden? Was ist deine Ansicht?
Well, ja, der Begriff Audismus soll sowohl den Hörenden als auch den Tauben erklärt werden! Es ist wirklich wichtig, dass alle verstehen können: für Hörende, dass sie unbewusst taube Menschen diskriminieren und tauben Menschen aufzeigt, dass sie die Diskriminierungen zu lange stillschweigend geduldet haben und dann sich nicht mehr deren bewusst geworden sind. Mit dem Wort lernen Hörende aufzuhören, weiter zu diskriminieren, und taube Menschen dagegen zu tun und sich davon zu befreien. Das Wort ist wie eine Brille, die einem eine klare Sicht auf das bisher Nebelhaftes verleiht. Mit diesem Wort erkennt ein Hörender, dass er machmal an den Unterdrückungen Tauber mitbeteiligt hatte, und bemühen sich danach, seine Beziehungen mit tauben Personen besser zu gestalten. Auf der anderen Seite, hilft das Wort einem Tauben, assertiv zu verkünden, dass die Unerdrückungen aufzuhören haben, und dagegen zu unternehmen. Also Audismus ist eine Klarsichtsbrille, mit der beide Gruppen dieses System von Unterdrückungen besser erkennen können.
Was ist deine Definition von Audismus?
Hmm, eine vollkommene Definition von Audismus ist wirklich schwierig zu erstellen. Ein einziger Satz würde nicht reichen, das Ganze zu decken. Audismus verhält sich wie andere Unterdrückungsformen gegen die Frauen, Schwarzen usw. Ich kann von drei Ebenen in jeder Unterdrückungssystem sprechen:
Auf der untersten Stufe ist, was gerade gegen eine Person individuell geschieht. Zum Beispiel, wenn die Eltern sich entscheiden, mit ihrem tauben Kind nicht zu gebärden und nur zu sprechen, dabei durch diese Unterdrückunghandlung sein Leben schwer machen. Aber woher haben die Eltern die die Idee, nicht zu gebärden, und die Überzeugung, dass das Gebärden schlecht sei? Sie stammen generell von den Ärzten, die die Taubheit des Kindes diagnostieren und den Gebrauch der Gebärden nicht empfehlen.
Die Empfehlung wird zwar individuell verabreicht, aber sie kommt aus der naechst höheren Ebene, die der Institutionen oder des Systems. Die Mediziner und Pädagogen als Repräsentanten zweier Institutionen - Medizin und Erziehung - wiederholen nur dessen vorherrschende Meinung, die den Eltern beeinflusst, keine Gebärden zu benutzen. Die Eltern, da sie nicht besser wussten, verinnerlichern also die System-Meinung und beteiligen sich an der Unterdrückung der Gebärdensprache. Diese institutionelle Ebene beeinflusst also die individuelle Ebene, sodass ein Individuum vollkommen das Gedankengut des Systems übernimmt, dass das Hören und Sprechen positiv und höher als die Gebärdensprache zu betrachten sei, Es sind nicht individuelle Menschen, sondern das gesellschaftliche System, das eine bestimmte Haltung zum Nachteil einer alternativen Haltung fördert. Als Illustration: im Flughafen können Menschen mit Gepäck auf dem Rollband stehen und schneller nach vorn befördert werden als wenn sie daneben ihr Gepäck laufend schleppen müssen. Der Rollband stellt ein Vorteil dar, welche ein System einer Gruppe gewähren könne. So ensteht in der Gesellschaft ein „System von Vorteilen“ (englisch: System of Advantages] für Menschen mit gewissen Eigenschaften. Sie gewinnen dann einen Vorsprung vor anderen Menschen, die ihre Eigenschaften nicht besitzen. Da können diese Menschen benachteiligt werden. Die Menschen mit Vorsprung werden dann vom System als tüchtig oder erfolgreich bewundert. Die zurückgebliebenen Menschen werden vom System als Versager verachtet und das System gibt ihnen die Schuld des Versagens. Genauso wie das System gegenüber Diskriminierung der Frauen und Schwarzen tun und den Weißen und Männern mehr Vorteile gewähren. Das geschieht gleicherweise beim Audismus gegen gegen eine Menschengruppe basiert auf Hörfähigkeit. Aber woher erhält die zweite Ebene den Audismus?
Gehen wir nun zur obersten, ideologischen Ebene [das ist die metaphysische Ebene, worin Bauman eigens einen Artikel schrieb, Anm. des Übersetzers] Das ist wo ein System von Ansichten und Annahmen in den Köpfen bewusst oder unbewusst schwirrt, die eine Menschengruppe diskrimieren können. Kein Baby wird mit solchen diskriminierenden Ansichten geboren. Es erwirbt diese Ideologie von seiner Umgebung im Laufe seines Aufwachsens. Also in Bezug zum Audismus kann er auf eine lange philosophische Tradition blicken. In der Philosophie wurde die Ansicht verbreitet, dass Menschen sich von Tieren durch Sprachfähigkeit unterscheiden. Sprache bedeutete immer den oralen Aspekt, nämlich Sprechen. Diese Ansicht herrschte seit langer Zeit vor und wird bis in die heutige Zeit weitergegeben. Das Gebärden wird als minderwertig erachtet. Menschen, die gebärden, werden missbilligend als subhuman heruntergeschaut. Dies führt zur Überzeugung, dass Menschen, die nicht sprechen können, reparatur-bedürftig seien, um als ebenbürtig mit anderen Menschen gleichgestellt zu werden. Was geschieht folglich, ist dass die Gesellschaft nun versucht, die Eigenartigkeit eines andersartigen Individuums zu ändern.
So überträgt das ideologische Gedankengut der obersten Ebene auf die zweite Ebene, die die Ärzte und Pädagogen in ihren Beratungen leiten. Von dort dann auf die Ebene der Individuen! Die Individuen wiederum verstärken die „Richtigkeit“ des Gedankenguts durch ihre gedankenlose Annahme, so dass die Ideologie weitergeführt wird. Dies schliesst den Kreislauf der drei Ebenen. Dieser Teufelskreis läuft weiter, bis er gebrochen wird.
Der Begriff Audismus kann den Teufelskreis brechen helfen. Damit kann das bisherige Gedankengut verändert oder nicht weitergepflegt werden. Die Diskriminierungen gegen Frauen und andere Gruppen verringern sich durch die Nennung eines Ismus. Die Diskriminierungen gegen taube Menschen werden sich auch durch die Nennung von Audismus verringern.
Das Wort Audismus wurde von vielen Hörenden abgelehnt. Wie würdest du sie davon überzeugen?
Ja, das stimmt. Die Theorie von Audismus wird von vielen Hörenden sowie auch von Tauben verneint und abgelehnt. Akzeptieren kann auch bei manchen vorkommen. Die Akzeptanz der Theorie kann positiv auf beiden Seiten der Täter und Opfer wirken. Zum Beispiel würde ich als Hörender nicht gut fühlen, wenn ich andere diskriminiere und die Beziehungen zu Menschen, die von mir diskriminiert wurden, gestalten sich schlecht. Wenn ich aber die Benachteiligten unterstütze und fördere, würde ich mich dann besser fühlen. Durch Diskriminierung an Tauben verliert die Hörendenwelt langsam viele Sachen. Wir Hörende dachten immer, dass Sprache gleich Sprechen heisst und nicht auf die Gebärden zutrifft. Jetzt bekommt die Gebärdensprache die Aufmerksamkeit der Menschheit und schliesst sie in die Welt der Sprachen ein. Manche Hörende sind visuell orientiert, können nicht so gut auditiv wahrnehmen und können von der Gebärdensprache profitieren. Sie können sich intellektuell besser entwickeln, wenn ihre visuelle Orientierung gefördert wird. So bekommen Hörende einen weiteren Vorteil! Durch den Begriff Audismus trennen sich die hörenden Menschen nicht mehr von den tauben, sondern unterstützen sie, weil sie von ihnen profitiert haben.
Zwar ist Audismus ein ngatives Wort, weil er ein gesellschaftliches Negativum aufdeckt, aber durch Aufklärung und dessen wiederholten Darstellungen wird erkannt, dass es lohnt, sich mit unbequemen Dingen zu beschäftigen, und als Ergebnis würden ihre Beziehungen mit tauben Menschen sich verbessern, die Gerechtigkeit und Integration zwischen den beiden gewährleisten. Also hilft der Begriff beiden Menschengruppen im positiven Sinn.
Sind die Begriffe Audismus und Deafhood (bekennendes Taubsein) gleich oder verschieden?
Es besteht tatsächlich Unterschiede zwischen den beiden, Aber sie sind einander verbunden. Jedoch ... Deafhood ist etwas, mit dem man gegen Audismus vorzugehen versucht. Deafhood verhilft einem, sich von dem internalisierten Audismus zu bereinigen, was ein gutes Gefühl erzeugt. Man bekennt stolz auf sein Taubsein. Alle Probleme, die man in sich aufgespeichert hatte, verringern sich. Also durchs Bekennen von Taubsein kann sich der Audismus verringern. Je schwächer der Audismus, desto stärker das Taubsein und umgekehrt je stärker der Audismus, desto schwächer das Taubsein! Es besteht daher eine negative Korrelation [Beziehung] zwischen den beiden.
Paddy Ladd stellte eine interessante Frage in seinem Buch: Wie wäre es wohl, wenn in der Taubseinsgeschichte der Oralismus nie aufgetaucht hätte, wo taube Lehrer und andere taube Erwachsene in allen Schulen für taube Kinder arbeiteten und alles in Gebärdensprache unterrichtet würde, und zwar schon seit 200 Jahren? Stell dir mal vor, wie sähe die Taubseinswelt heute aus ohne den Oralismus in der Geschichte. Taube Menschen würden bestimmt weiter entwickelt sein und erscheinen intelligenter. Sie hätten schon lange die Diskriminierungen nicht untätig hingenommen. Kommt der Oralismus ins Bild, verhindert er diese positive Entwicklung. Mit der Idee von bekennendem Taubsein würde eine Vorstellung von einem Leben ohne Unterdrückung hervorzurufen versucht, sodass die Unterdrückung gegen taube Menschen aufhören kann.
Aber eine Frage würde einem noch interessieren, wenn in einer Gesellschaft oder eine Subgruppe davon alle gebärden und hörende und taube Personen zügig miteinander verkehren können, würde sich dort ein starkes Bedürfnis für eine taube Identität entwickeln? Würde dort trotzdem die Hörunfähigkeit eine zu starke Aufmerksamkeit bei einigen weiter bestehen?
Aber trotz dieser Fragen kann ich erkennen, dass zwischen einem kämpferischen Bewusstsein, taub zu sein, irgendwie mit dem Besitz einer tauben Identität zusammenhängt. Gibt es taube Identität ohne Unterdrückung? Es besteht also eine interessante Verbindung zwischen Unterdrückung und Identität!
Sollen die beiden Begriffe Audismus und Deafhood in Vorträgen zusammen behandelt werden? Was denkst du?
Sollen Audismus und Taubsein zusammen oder getrennt bei Aufklärungsaktivitäten behandelt werden. Hmm ... Ich denke, dass es doch gut wäre, wenn sie kombiniert besprochen würden. Einerseits werden einige durch den Begriff Audismus aufgewacht und erkennen, dass es so ein System von Diskriminierungen gibt. Aber die Taubseinswelt besteht aus mehr als bloss Audismus, mehr als eine Serie von Diskriminierungen. Und das Mehr ist Deafhood, das bekennende Taubsein! Das Negative und Positive sollen zusammen betrachtet werden. Sie ergänzen sich einander, um ein vollkommeneres Bild zu bekommen. Durchs bekennende Taubsein brauchten taube Menschen nicht mehr die Ohren resigniert niederzulegen wie ein missbehandelter Hund, sondern mutig die Ohren hochrecken und dagegen kämpfen. Sie erhalten dann ein gutes Gefühl, der Taubseinsgemeinschaft anzugehören und eine positive taube Identität zu besitzen. Wenn wir nur auf der negativen Seite des Audismus beharren, dann würde die allgemeine Aufmerksamkeit zu sehr auf diese Seite gelenkt. Etwas positives müsse gegnüber stehen. Taube Menschen sollen sich nicht zu sehr mit negativen Dingen herumschlagen, sondern sich davon befreien. Darüber hinaus brauchen sie nicht immer reaktiv dagegen zu agieren und hinter den Diskriminierungen zu rennen. Vielmehr sollen sie in die Offensive treten und die negative Seite einfach übergehen und sich stärker mit der positiven Seite, mit verschiedenen Anliegen beschäftigen. Taube Leute können Hörenden auf einigen Gebieten voranschreiten und sie werden uns folgen!
Zum Beispiel in der Cinematographie, wobei die Gebärdensprache bereits sprachliche Mittel für Nah- oder Fernaufnahme, Perspektivewechsel und Schnitt liefert, zum Beispiel das Baum und das Auto gesehen aus verschiedenen Blickwinkeln. Taube Menschen beherschen bereits die „Filmsprache“! Die Tauben können mit dem Einverleiben von Gebärdensprache beim Filmen experimentieren, was sich zu neuen Ideen und einer neuartigen Filmkunst entwickeln kann. Hörende können manches von Tauben in der Cinematographie lernen. Zurzeit gibt es in der Filmszene noch keine große Bewegung von tauben Filmmachern. Nur vereinzelt und in kleinem Umfang. Ich denke, taube Menschen sollten sich kräftig in der Filmwelt einmischen und eine taube Filmkunst entwickeln.
Weiter kann die Gebärdensprachpoesie eine erweiterte Dimension in der Poetik liefern. Hörende Poeten versuchten seit langem, die Poesie und Drama mehrdimensional zu gestalten oder ihr eine grössere Visualität zu verleihen. Die Gebärdensprache hat es aber schon im Gegensatz zur Lautsprache! Darin ist die Gebärdensprache der Lautsprache voraus!
Wenn wegen der Gebärdensprache taube Menschen schon Vorreiter auf gewissen Gebieten geworden sind, sollen sie diese Vorreiterstelle nutzen und sich weiter voranschreiten. Statt sich weiter mit Diskriminierungen zu beschäftigen, sollen sie die Gebärdensprache befeiern, denn die Gebärdensprache ist wirklich ein menschliches Anliegen und existiert nur dank der Taubseinsgemeinschaft. Hörende werden großes Gefallen an der Gebärdensprache finden. Taube Menschen sollen dieses Kulturgut wert schätzen und sie weitergepflegen.
Aber komischerweise lehnen viele Hörende ab, dass taube Babys die Gebärdensprache erlernen. Es macht wirklich keinen Sinn, gar nichts. Die Gebärdensprache soll richtig gefördert werden durch die freudige Bejahung der Hörenden.
Es gibt verschiedene Gebärden für „Audismus“. Welche Gebärde verwendest du lieber? Kann dafür eine Gebärde vereinheitlicht werden?
Für das Wort „Audismus“ gibt es verschiedene Gebärden. In der ASL wird es aber gewöhnlich fingerbuchstabiert, nicht gebärdet. Ich möchte selbst für keine Gebärde entscheiden oder gar einen Urteil für eine Gebärde abgeben. Ich überlasse das lieber der natürlichen Entwicklung in den Gebärdensprachen. Irgendwann wird sich allmählich eine heraus kristallisieren. Vielleicht dauert das noch 5 Jahre. Mir gefällt eine Gebärde besser, in der ausgedrückt wird, wie der Wert des Hörens in der Gesellschaft durchdränkt ist. Die andere Gebärde, wo der Aspekt der Unterdrückung/Diskriminierung betont wird, macht auch Sinn. In ASL wird es fingeralphabetiert, da man sich nicht auf ein Teilaspekt des Begriffs festlegen möchte. Eine Gebärde sollte sich natürlich entwickeln.
Der Begriff „Audismus“ wurde im Jahre 1975 neu gekreiert. Dann wurde es damit für eine Weile still und tauchte später wieder auf. Was passierte während dieser Zwischenzeit? Warum und wie tauchte der Begriff wieder auf? Kannst du es erklären?
Ja, gut! Der Begriff „Audismus“ wurde im Jahre 1975 von Tom Humphries in einer unveröffentlichten Doktorarbeit geschaffen. Er suchte nach einem Wort für den Geisteszustand, der zu Diskriminierungen von tauben Menschen führt und damit die Natur der Beziehungen zwischen hörenden und tauben Menschen erklärt. So kam er auf „audism“ [auf Deutsch: Audismus]. Es fand eine leichte Verbreitung. Aber es wurde nicht oft besprochen. Keine Artikel, keine Filme, einfach nichts wurden zu diesem Thema veröffentlicht. Aber erst im Jahre 1992 taucht es wieder im Buch von Harlan Lane, „Die Maske der Barmherzigkeit“, auf. Sogar wurde das Wort bei der „Deaf President Now“-Bewegung von 1988 nicht verwendet, wo es starke Proteste an der Gallaudet Universität gab, wo man auch von Diskriminierungen und Befreiung von der Unterdrückung seitens der Institutionen sprach. Im Buch erweiterte Harlan Lane die Bedeutung des Begriffes, um verschiedene Formen der institutionellen Diskriminierungen einzuschliessen. Der Begriff wurde wieder in einigen Schriften besprochen. Stäker erwähnt wurde er aber ab etwa 2000. Als ich eine Klasse an der Gallaudet Universität über dieses Thema unterrichte, musste ich feststellen, dass niemand von der Klasse das Wort kannte, aber nur ich, was ich merkwürdig fand. Dann habe ich mit dem Bekanntwerden des Begriffes angefangen und die Diskussion darüber an der Gallaudet Universität angekurbelt. Dort wurde er zu meinem Erstaunen viel diskutiert und weit verbreitet. Dass die Diskussion aber nur einmal stattfand und wieder verschwand, finde ich nicht gut. Sie soll weitergehen. Dann kam 2002 die Idee, ein Film zu drehen in der Klasse, die aus 20 Studenten bestand. Wir haben den Film ein Jahr lang gemacht und ihn vor einem großen Publikum an der Gallaudet Universität gezeigt. Das Publikum wurde vom Film ganz umgehaut. Dann gab es starke Verbreitung, wo der Film immer wieder vorgeführt wurde, erst an der Gallaudet Universität, jetzt aber weltweit. Jetzt im Jahre 2007 wurde er in vielen Ländern wie Schweden, Norwegen, Südkorea sowie auch hier in Dänemark gezeigt. Jetzt kennen viele Leute den Begriff. Während des Protests an der Gallaudet vor einem Jahr wurde das Wort immer wieder verwendet und auch in Zeitschriften und anderswo verbreitet. Ich hoffe, dass das Wort bald in die Wörterbücher eingetragen wird. Es wird ja bald passieren!
Vielen Dank!