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Aktuelle Zeit: 18.04.2024, 14:05:44





 Jochen Muhs verstorben


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Jochen Muhs war Historiker und Vizepräsident des "Deaf History International".

Unfassbar! [crap]

http://www.taubenschlag.de

Herzlich Beileid!


No Chance Smoking.



Spitzenmitglied



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Ich bin tief erschüttert ,als ich taubenschlag.de gelesen habe ,.. Jochen hatte eine GL-Kultur voll engagiert, zuletzt Kulturträgerpreis erhalten.


Herzlichen Beileid an Familie Muhs



Spitzenmitglied
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Mein herzliches Beileid an die Familie Muhs.

Gerade eben habe ich die Meldung im Taubenschlag gelesen und war total erschrocken, dass Jochen Muhs nicht mehr da ist.

Gut, dass er die Benefizveranstaltung über Verkannte Menschen erleben durfte und
er hat sogar referiert. Schön, dass ich ihn einmal erleben durfte.

Ich habe vor ein paar Tagen die Videos über die Türkisparade gesehen.
Er war total in Freude und hatte die Kamera bei sich.



Spitzenmitglied



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Ich kann es nicht fassen, dass Jochen Muhs verstorben ist!
Mehr kann ich nichts sagen!
Herzliches Beileid an Familie Muhs.

Was King Deafbear gesagt hat, stimme ich ihr völlig zu.
Er war sehr stolz, dass er der Türkisparde geführt konnte bzw. kurze Vortrag, was der Haus früher war!

R.I.P. Jochen Muhs! :(


Leben und leben lassen



Spitzenmitglied



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Herzliches Beileid an Familie Muhs

Vielen Dank für deine erfolgreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten in der tauben Gemeinschaft vor allem für Deaf-History. Du bleibst in unserer Erinnerung, lieber Jochen Muhs...


°°°Surdus neve mutus sum°°°



Spitzenmitglied



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Herzliche Beileid,

hab vor einige Jahren in Berlin gesehen und auch kurz unterhalten.

Vor einige Monate stand mal Bericht von "Sehen statt Hören".

schade, das nicht mehr da ist.


**Die Menschen haben die Atombombe erfunden.
Keine Maus der Welt wäre auf die Idee gekommen, eine Mausefalle zu bauen!



Mitglied



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Jochen Muhs hat uns 2008 zwei Tage durch das jüdische Berlin geführt. Wir haben seine Fachkompetenz und seine Fähigkeit, ruhig und mit verständlichen Erklärungen auf die Fragen der SchülerInnen einzugehen, schätzen gelernt.
Wir sind bestürzt über seinen plötzlichen Tod - aber wir werden ihn in guter und dankbarer Erinnerung behalten.
Führungen durch Berlin mit Jochen Muhs
Schade, dass er uns nun nicht mehr durch das Deutsche Historische Museum führen kann.



Neuling



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Oh,ich errinnere gut,dass wir damals Jugendlehrgang in Barsinghausen,Schwimmsport,Deaf History,
er ist besonders hilfsbereit,überall Vortrag über Juden,Geschichte der Gehörlosen,Er ist Vorbild über Historygruppe.
Herzlich Beileid deine Familie.



Spitzenmitglied



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Ich bin traurig!

Jochen Muhs war ein weitdenkender, gütiger und kluger Mensch!
Ich werde mich immer an ihn erinnern!
Karin



Spitzenmitglied



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In einem persoenlichen Email erfuhr ich von seinem Tod. Ich bin ja geschockt. Er ist im gleichen Alter wie ich. Ich sah ihn doch lebhaft im YouTube-Video von der Tuerkisparade.

Gerne erinnere ich mich von vielen Gespraechen ueber Deaf History und Deaf Politics, ueber unsere Hypothesen ueber die Rolle tauber Menschen in der Nazizeit.

Ich habe der Familie unser Beileid geschickt.

Da die Beerdigung ganz im engen Kreis stattfinden wird und keine Blumen und Kraenze geschickt werden konnten, wie waere es, wenn stattdessen die KUGG eine Spenden-Sammlung veranstaltet unter dem Titel "Jochen Muhs Memorial-Fond" zur Foerderung der Forschung in die Deaf History. Seine unermuedliche Arbeit wird im Gedaechtnis aller verewigt.

Ich werde dann eine Spende beisteuern.

Auch soll ein Gedaechtnisfeier in Berlin stattfinden, wo Jochen geehrt wird und von verschiedenen Personen ihre Erinnerungen von Jochen Muhs erzaehlen werden, wie er segensreich der Taubseinsgemeinschaft beigetragen hat.


Hartmut



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Hartmut,
die Familie müssen bei so etwas zustimmen.
Und du solltest der Familie überlassen - was die für ihn machen möchte.
Die werden schon die richtige Entscheidungen treffen :)

Man sollte die etwas Zeit zu verarbeiten lassen, und nicht gleich hier mit solch Dingen überfallen ;)


****~cat



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Siehe die Trauerbekundung
vom Bundesverband zur KuGG - www.kugg.de

Danke fuer die Anregung, Hartmut!

Wir sind jedoch derzeit in der Trauer wie die anderen.
Fuer uns ist es ein harter Schlag, da er unter anderem sehr lange
mit uns gearbeitet hat usw.



Mitglied



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Mein lieber Jochen,

Du bist so plötzlich von uns weggegangen.

Deine Engagement...
Deine sympathische Autorität...
Deine Offenheit...
Deine echte "Berlinerisch Gebärdensprache"...
Deine Fähigkeiten vor allem Erzählung "Geschichten der Tauben"...

habe ich dich immer bewundern....
ich vermisse dich jetzt sehr...

Vielen Dank für deine Alles!!!

Mein herzliches Beileid an die Familie Muhs.



Neuling



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herzlich beileid

er ist super gekämpft und offenheit usw.
unvergesslich

wichtig denke an seelisch am herz und beistand.
und schöne zeit erinnerung

schade wer gute mensch ist, muss zufrüh gehen. traurig



Spitzenmitglied
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Herzlich Beileid an Fam Muhs.

Jochen war ein guter Mensch und auch interessanter Erzähler.
Verdammt traurig, ein Interessanter, sehr engagierten Mitarbeiter, Vorkämpfer weniger. [cry]


BildBildBild



Spitzenmitglied
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Bestürzung und Trauer !

An die tollen Vorträge von Muhs über Gl-Geschichte werde ich mich immer erinnern !



Apfelwein-Lady & GL-Kultur-Insider´09
Apfelwein-Lady & GL-Kultur-Insider´09
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Nachruf vom Gehörlosenverband Berlin zum Tode von Jochen Muhs


=> http://www.deafberlin.de/


°°°°°°°



Spitzenmitglied



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@snowcat,
was soll denn deine Kritik mit dem "die Familie ueberfallen"?! Glaubst du bloss, die Familie wuerde vollkommen draussen gelassen? Die Familie wird dann den Trauer an sich verarbeiten, waehrend draussen die Gemeinschaft an Ideen arbeiten, das Gedaechtnis des Verstorbenen zu verewigen. Warum versuchst du bloss, solche Anregungen zu blockieren? Warum musst du immer negativistisch reagieren? Es ist nur eine Anregung, die ihr ergreifen koennt.

Die Familie wird natuerlich nicht draussen bleiben. Jedoch, kann solche Memorial-Ideen nur von ausserhalb der Familie kommen und zwar von der Deaf Community. Es ist doch die Gemeinschaft, die Jochen zu ehren wuenscht. Die Familie wird dabei zugleich geehrt.

@alle,
es ist jetzt ueblicher, Geld fuer einen gemeinnuetzigen Zweck im Namen des Verstorbenen zu spenden, statt Blumen und Kraenzen. Die Familie kann bestimmen, fuer welchen Zweck, weil sie naehere Kenntnis hat, was der Verstorbene wuenschen mag. Das ist fruchtbringender und bringt dem Gedaechtnis des Verstorbenen viel besser zur Geltung.

Meine Anregung ist, was ich positiv vermute, was Jochen Muhs wuenschen wollte. Jochen mit seinem bekannten Gemeinschaftssinn wuerde das wuenschen.


Hartmut



Rote Karte!
Rote Karte!



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@Hartmut,
du stellst hier wahrlich Forderungen (soll Anregung sein, als wissen die Tauben es nicht)!.

Der Heimgang eines Angehörigen ist eine rein private familiäre Angelegenheit.

Dein Hinweis im Vorposting ist schon eine starke Einmischung.

Das ist eine Berliner Taubenangelegenheit - diese werden es nach der Pietät tun.

Das ist schon der Gipfel an Belehrungen. Echt Furchtbar!

--



Neuling



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Das mit Jochen Muhs ist sehr bestürzend!
Wir haben einen großen Mann verloren!
Ohne den großartigen Jochen Muhs wäre
unser Wissen um unsere eigene Geschichte,
um unsere Wurzeln nur mangelhaft!

Möge er in Frieden ruhen!


Ich bin erstaunt, warum Hartmut hier angegriffen wird [eek]
Er hat doch nur Anregungen eingebracht, siehe seine Formulierung:
"wie wäre es...", dies kann daher nicht als Bevormundung/Einmischung interpretiert werden.

Ich finde seinen Vorschlag klasse, Blumen und Kränze kommen sowieso nur der Blumenindustrie zugute.
Und sie verwelken nach kurzer Zeit. Keiner hat etwas davon. Es wird leider oft nur danach geschielt,
wer hat die teuersten Blumen, den größten Kranz geschenkt, ekelhaft!

Aber mit einer Foundation kann man wirklich etwas gutes und nachhaltiges (!) bewirken,
das wäre sicher auch in dem Sinne von Jochen Muhs. Oder kenne ich ihn schlecht?

Hartmut als alter, weiser Mann hat sehr klug geschrieben!



Spitzenmitglied



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Im TS war von Familie Muhs zu lesen:

"Die Beisetzung wird im engen Familienkreis erfolgen.
Wir bitten um Verständnis in dieser für uns sehr schweren Zeit".


In meinen Augen ist es deshalb ausgesprochen arrogant und pietätlos,
die Familie in dieser Hinsicht zu übergehen und ihr eine Stiftung aufzudrängen.
So etwas kann man diskret erfragen, bevor man es in die Welt hinaus posaunt.

Wenn hier jemand Blumen und Kränze bei einer Trauerfeier ekelhaft findet,
sollte er doch besser zuerst einmal genau HINGUCKEN,
in welchem Thread und zu welchem Anlass er so etwas schreibt.


Pyros



Spitzenmitglied
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Hartmut,
über deine Zeilen an mich gerichtet kann ich nur mit Kopf schütteln.

Hartmut hat geschrieben:
was soll denn deine Kritik mit dem "die Familie ueberfallen"?!


Dazu sag ich nur - ich las vorher den Wunsch u. Bitte der Familie.

Muhs hat geschrieben:
"Die Beisetzung wird im engen Familienkreis erfolgen.
Wir bitten um Verständnis in dieser für uns sehr schweren Zeit".



Wer solch einen Text veröffentlicht - bedeutet nichts anders, als
dass die in Ruhe im allerengsten Kreis um den verstorbenen trauen wollen.

Und momentan -eigentlich - keine Gedanken machen wollen,
was und welche Foundation die für ihn errichten wollen.

Man kann damit kommen, aber es erzeugt von Respekt und Anstand,
ein bisschen zu warten u. direkt anzufragen, als jetzt sofort als Bittsteller zu kommen (!)

Eigentlich. Unter hd Welt.


****~cat



Neuling



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Oh! Ihr überrascht mich sehr:

Natürlich soll die Familie in Ruhe trauern.
Aber sie trauert bestimmt nicht öffentlich in Gl-Cafe,
sondern alleine zuhause oder dort, wo sie sich wohl fühlt.

Hier können wir daher offen Vorschläge diskutieren.
Ich verstehe euch nicht!

Hartmut hat seinen Vorschlag an Kugg gerichtet und nicht an die Familie.
Helmut Vogel hat seine Anregung ruhig zur Kenntnis genommen.
Ob KUGG sie umsetzen wird, ist eine andere Frage.


@Snowcat, Hartmut ein Bittsteller [eek]
Ist er nicht. Er will nichts von der Foundation,
sondern - im Gegenteil - sofort etwas spenden!
Als Zeichen der Verbundenheit und Anteilnahme!

@Pyros: Nicht die Blumen oder die Kränzen sind ekelhaft.
Sondern die schielenden Trauergäste.

Edit:
Ich werde hier besser nichts mehr dazu schreiben.
Dieses Topic ist ja Jochen Muhs gewidmet
und soll nicht in einem in diesem Hinblick
belanglosen Streit enden.



Apfelwein-Lady & GL-Kultur-Insider´09
Apfelwein-Lady & GL-Kultur-Insider´09
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Traurig, traurig, was hier sich abgespielt hat....

Es wäre angebrachter, unter PM weiter zu korrespondieren, um Meinungen auszutauschen. Ich hätte es an meiner Stelle gemacht. Aber nein, es muss öffentlich weiter ausgetragen werden.

Hier geht es allein um Jochen Muhs und seine Verdienste. Danke!

Nach der Todesnachricht waren wir alle in einer schockähnlichen Phase und brauchten paar Tage Zeit, um es zu verarbeiten.

Bitte habt noch Geduld, ich kann bestätigen, dass die Familie Muhs mit KuGG in Kontakt ist.


°°°°°°°



Rote Karte!
Rote Karte!



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Zitat:
Jochen Muhs und seine Verdienste.

Und ist es ein Verdienst, Heinrich Siepmann zu treffen bei "Gehörlosensport unter dem Hakenkreuz"?
Heinrich Siepmann wird in eine Xxxx-Ecke gestellt!

Zitat:
Hartmut … 18.11.2010, 04:39:54
Gerne erinnere ich mich von vielen Gespraechen ueber Deaf History und Deaf Politics,
ueber unsere Hypothesen ueber die Rolle tauber Menschen in der Nazizeit.

Hartmut aus USA und sein Lieblingswort „Nazi“ (s. sbw-Hefte und Das Zeichen)...

-----
Kein Wunder, deutsche Gehörlose Persönlichkeit mit brauner Farbe "anstreichen"!
Auch das ist (s)ein Verdienst.

In meiner aktiven Zeit war Siepmann der Gehörlosen Sportpräsident, er hat es gut gemacht!
Die Erinnerung und Gedenken - eine Siepmann-Plakette -
gefällt einigen Gehörlosen nicht mehr.
Das hat Methode.
--



Neuling



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Ey hallo,

Jochen Muhs ist gerade erst verstorben.
Bitte gib uns hier den Raum, Jochen zu würdigen.
Wenn Ihr ein neues Thema habt, dann bitte auch damit eröffnen mit einem anderen Titel.

Es ist wirklich nicht schön, wenn hier schon gleich diskutiert, gestritten wird, wer wann was sagen darf.
JOCHEN IST TOT, merkt Ihr das nicht?


take it easy, be cool



Rote Karte!
Rote Karte!



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@riverlong:
Zitat:
Bitte gib uns hier den Raum, Jochen zu würdigen.

Sehr gern,
die Würdigung muss sich daran messen lassen wie der Heimgegangene
die gehörlose Persönlichkeit H. Siepmann gewürdigt hat.
siehe: die Titelseite Novemberblatt DGZ,
Zitat:
...auf Wunsch von Jochen Muhs gestalten lassen.

--



Mitglied



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Lassen wir die Sache hinter uns, was sich hier abgespielt hat. Ich habe die Anregung von Hartmut angenommen. Der Bundesverband KuGG als deutsche Deaf History-Organisation hat vom ersten Augenblick vor, die Leistungen von Jochen zu würdigen. Über weitere Schritte werdet ihr demnächst erfahren. Geben wir hiermit den Raum zur Ehre an Jochen, alles weitere hat seine Zeit! Genau vor einer Woche ist er verstorben, es fühlt sich so an, dass er wie immer bei uns lebt, aber körperlich nicht mehr da ist ...



Moderatorin & Smalltalkerin´09
Moderatorin & Smalltalkerin´09
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du hast es gut gemeint..und dir darüber Gedanke gemacht..



Spitzenmitglied
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@erdbebchen und voghel: Danke für eure Nachricht ! Ihr werdet schon richten.



Apfelwein-Lady & GL-Kultur-Insider´09
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Porträt von Jochen Muhs (Sehen statt Hören, Erstausstrahlung am 04.04.2009, Wiederholung 04.09.2010)



„DER HISTORIKER“

Jochen Muhs – Entdecker der “Deaf History” in Deutschland



Im Deutschen Historischen Museum, Moderation
Jürgen Stachlewitz
    Hallo liebe Zuschauer, willkommen bei Sehen statt Hören! Wir beginnen unseren heutigen Besuch in Berlin hier im Deutschen Historischen Museum. Die Gruppe, die Sie hinter mir sehen, bekommt gerade eine barrierefreie Führung in Gebärdensprache angeboten – und zwar von Jochen Muhs.
    Vier gehörlose Fachreferenten für Geschichte sind dabei. Wenn Gehörlose mehr über die Deutsche Geschichte erfahren wollen, stoßen sie fast immer auf Barrieren. Hier haben sie freien Zugang! Einige von Ihnen kennen Jochen Muhs schon als jemanden, der sich gerne mit Geschichte befasst, besonders mit der „Deaf History“.Vor kurzem hat er bei den Kulturtagen der Gehörlosen in Köln dafür den Kulturpreis erhalten.

Führung im Deutschen Historischen Museum,
Jochen Muhs
    Ein wichtiges Datum für die Geschichte Gehörloser ist das Jahr, in dem Gehörlose in Deutschland zum ersten Mal einen eigenen Verein gründen durften. Das war 1848, in Folge der Märzrevolution. Vorher war es nicht erlaubt, einen Verein zu gründen. Lediglich Arbeiter oder Berufsgenossenschaften konnten sich organisieren, freie Bürger nicht. Erst nach der Märzrevolution und der Einführung der Presse- und Versammlungsfreiheit haben Gehörlose davon Gebrauch gemacht und am 30. April 1848 den ersten Verein für Gehörlose hier in Berlin gegründet. Initiator der ersten Vereinsgründung von Gehörlosen war Eduard Fürstenberg. Im gleichen Jahr wurde in Deutschland die Deutsche Einheit ausgerufen. Dort sieht man die Farben der Deutschen Flagge – schwarz, rot, gold.

Besuchergruppe im Museum, Ausschnitt SsH: Kongress „Deaf History International“, Hamburg 1994, Auf seiner Sitzung am 2. Oktober in Hamburg wählt der DHI einen neuen Vorstand.
DHI-Präsident Jonathan Hay, Schottland
    Bitte fördert alle den „Deaf Pride“. Und fördert unsere „Deaf History“. Vielen Dank!

Schwenk über neu gewählten Vorstand, Aus Deutschland dabei: Jochen Muhs und Prof. Renate Fischer, Jochen Muhs mit Thomas Zander in der Ausstellung „50 Jahre Bundesrepublik“, Berlin 1999
    Die Gasmasken stammen aus der Zeit des „Kalten Krieges“ zwischen Ost und West. Beide Seiten hatten sich damals wieder bewaffnet.

Reichstagsverhüllung Christo und Jeanne-Claude, Berlin 1995,
Jochen Muhs
    Der Andrang hier ist riesig: Etwa 4 Millionen Besucher werden bis zum 7. Juli erwartet.

Bei Jochen Muhs zu Hause, Bilder von J. Muhs, Jochen Muhs und Jürgen Stachlewitz im Wohnzimmer
    Das ist ein Bild meiner Eltern.


Jürgen Stachlewitz
    - Du siehst deinem Vater aber sehr ähnlich.

Jochen Muhs
    - Und schau, was da unten steht.

Jürgen Stachlewitz
    - Ah, der Kulturpreis, den du gerade erst bekommen hast!

Ausschnitt SsH: Kulturpreisverleihung an J. Muhs auf den Kulturtagen in Köln 2008,
Jürgen Stachlewitz
    Jetzt würde ich gern wissen: Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass du dich so intensiv mit der Geschichte Gehörloser beschäftigst?

Jochen Muhs, Historiker
    Geschichte hat mich schon von klein auf interessiert. Aber auf dem ersten Gebärdensprachfestival 1991 in Berlin, das ich auch organisiert habe, musste ich auf der Bühne etwas erzählen, das einen geschichtlichen Bezug hatte. Das war der Anlass, mich von da an ganz stark mit der Deaf History zu beschäftigen.Dabei stellte ich fest, dass viele Artikel inhaltlich falsch waren, weil sie von lautsprachlich orientierten Gehörlosenpädagogen verfasst waren, Und so habe ich angefangen, mehr aus unserem Blickwinkel zu forschen.

Jürgen Stachlewitz
    Du als Berliner musst ja einen besonderen Draht zu geschichtlichen Ereignissen haben, bis zur NSZeit und noch weiter zurück. Aber am liebsten hast du dich auf interessante Persönlichkeiten konzentriert, stimmt‘s?

Jochen Muhs
    Ja. Wir haben ja einmal zusammen – so um 1997 – einen Filmbeitrag über Eduard Fürstenberg gemacht. Und da waren wir auch an seinem Grab. Es gab damals keinen Grabstein, der war entfernt worden. Und da hast du gesagt, dass dort unbedingt wieder ein Grabstein errichtet werden
    sollte. Daraufhin habe ich einen Antrag bei der Stadt Berlin gestellt und hatte Erfolg; es wurde ein neuer Grabstein aufgestellt.

Ausschnitt SsH: „Eduard Fürstenberg“ (1998),
Jürgen Stachlewitz
    Früher stand hier anstelle eines Grabsteins ein Ehrenmal. Eine hohe Säule. Aber heute ist hier überhaupt nichts mehr. Warum?

Jochen Muhs:
    Ein Jahr nach dem Tod Fürstenbergs errichtete man ein Ehrenmal. Durch Spendengelder aus Österreich, der Schweiz, Schweden und Norwegen. 1956 wurde das Grab eingeebnet
.

Alter Grabstein mit Inschrift, Jürgen Stachlewitz und Jochen Muhs am Grab von E. Fürstenberg heute
J. Muhs –
    Genau hier haben wir damals gestanden, erinnerst dich?! Nun steht hier ein Grabstein, auch deshalb, weil du darauf gedrängt hast. Ich hatte daraufhin Kontakt mit dem Abgeordnetenhaus und dem Regierenden Bürgermeister aufgenommen. Und 2002 wurde dann der Gedenkstein aufgestellt.
    Vor kurzem wurde noch zusätzlich ein kleiner Gedenkstein vom Land Berlin hinzugefügt. Dieser hier. Auch bei Paul Kroner bin ich aktiv geworden. Vielen Hörenden wurde ein Stolperstein gewidmet, aber keinem Gehörlosen. Immerhin lebten während des 2. Weltkrieges über 400 gehörlose jüdische Bürger in Berlin. Wir konnten natürlich nur einen stellvertretend auswählen. Und das war Paul Kroner.

Ausschnitt SsH „Paul Kroner“, Stolperstein-Verlegung, Berlin 2005
Jochen Muhs am Gedenkstein
    Viele gehörlose jüdische Bürger mussten so wie andere hörende Juden sterben.

Rosen am Gedenkstein, ”Stolperstein” zum Gedenken an Paul Kroner (1880 – 1943)
Jochen Muhs zu Hause am PC, Jochen und Jürgen im Wohnzimmer mit Fotoalbum
Foto Jochen mit Mutter - mit Vater - mit Eltern

Jürgen Stachlewitz -
    Interessant – ein Foto von deinem Vater, als er beim Militär war.

Jochen Muhs, Schriftsetzer und Fotosetzer
    Ich bin ja in den Kriegsjahren geboren worden. Zu der Zeit war mein Vater als Sanitäter in Dänemark. Nach Kriegsende konnte er wieder zu uns zurück. Ich bin im Stadtteil Kreuzberg aufgewachsen und dort auch zur Schule gegangen. Danach habe ich bis zu meiner Rente auch in Kreuzberg gearbeitet. Und sogar das Gehörlosenzentrum befindet sich in diesem Stadtteil. Ich bin also ein waschechter Berliner und Kreuzberger. Nachdem wir geheiratet haben, sind wir aber nach Reinickendorf gezogen.

Fotos: Jochen mit Schwester, mit Eltern Weihnachten, mit Vater, Dr. Hans Muhs, Zahnarzt
Jochen Muhs mit Jürgen und Schulkamerad vor dem Haus
    Hier bin ich aufgewachsen. Dort oben in diesem Haus haben wir gewohnt. An der Ecke war das Wohnzimmer; zur rechten Hand das Speise- und das Gästezimmer, und zur linken Hand die Zahnarztpraxis und das Wartezimmer meines Vaters. Daneben war dann noch das Schlafzimmer. Es waren richtige Berliner „Stuben“, diese typischen großen Zimmer mit hohen Decken. Wir Kinder haben hier vor dem Haus gespielt. Und dort drüben stand die Kirche. Immer am Mittwoch hast uns besucht; und meine Mutter hat uns nach dem Spielen noch eine Schmalzstulle geschmiert, und dann sind wir gemeinsam zum Verein gefahren.

Erich Jank, Freund von Jochen -
    Ja, das war schön!

Fotos von zu Hause (damals)
Jochen und Jürgen im Wohnzimmer über Schulzeit
    Nach meiner Schulzeit war ich eher ein Einzelgänger, der ständig seinen Kopf
    in Bücher steckte. Die anderen gingen ihre eigenen Wege, ich heiratete und wurde Mitglied im Sportverein. Jetzt kommen sie langsam alle wieder zurück!

Jürgen Stachlewitz
    Ja, so ist das. Früher gab es für Gehörlose wirklich nur den Sport als Freizeitbeschäftigung. Heutzutage kommen Angebote aus Kultur, Kunst und Geschichte dazu, alles ist vielfältiger geworden.

Jochen Muhs
    Das stimmt. Bis zum Mauerfall war Sport DIE Freizeitbeschäftigung Nummer eins unter den Gehörlosen. Es ging immer nur um den Sport, irgendwelche Deutsche Meisterschaften und Spiele von Nationalmannschaften. Heinrich Siepmann war ja auch im Sport sehr engagiert, und auch alle anderen wichtigen Persönlichkeiten waren in den Sportvereinen aktiv.

Jürgen Stachlewitz
    Du warst ja auch Vorsitzender im Sportverein und bist einmal sogar Deutscher Meister geworden!

J. Muhs
    Am Anfang habe ich leidenschaftlich gern Tischtennis gespielt und wurde tatsächlich Deutscher Meister. Kurze Zeit später bin ich gefragt worden, ob ich den Vorsitz übernehmen kann. Da war ich gerade 21 oder 22. Das wollte ich aber nicht. Ein Jahr später habe ich dann doch den Posten übernommen; wollte das aber nur ein Jahr auf Probe machen. Dann sind es doch 19 Jahre
    geworden. 1975 wurde der Berliner Gehörlosen Sportverein gegründet. Auch dort war ich über 19 Jahre tätig. Erst kurz nach dem Mauerfall habe ich im Sport aufgehört und bin im Gehörlosenverband Berlin (politisch) aktiv geworden. Hier ging es um Themen wie die Deutsche Gebärdensprache, oder um die Leitung des Kofos.

Platz der Luftbrücke, Jochen Muhs mit ehemaligen Sportfreunden
Manfred Kranz, ehemaliger Sportkamerad
    Jochen wurde 1960 Jugendleiter im Sportverein. Kurze Zeit vorher wurden er und ich Deutsche Meister im Tischtennis in München. Danach sind Jochen und ich auch im Doppel Deutsche Meister geworden, und auch mit der Mannschaft haben wir den Titel mehrfach gewonnen. Bis 1982 waren wir sehr erfolgreich im Tischtennis.

Klaus Senftleben (anderer Freund) -
    Sogar Heinrich Siepmann hat uns zugeschaut.

Manfred Kranz
    - Ja richtig, Siepmann war dabei und schaute zu, als wir gerade Deutsche Meister in der Mannschaftswertung wurden.

Erich Jank, Schulkamerad
    Ich kann mich noch gut an eine Wahl im BTSV 1900 e.V. erinnern. Der damalige Vorstand legte seinen Posten nieder. Dann kam die Überlegung, wer die Aufgabe übernehmen würde. Jochen war bereit, das Amt zu übernehmen. Seitdem hat er immer die Fahne des Vereins hochgehalten, bis heute!

Freunde am Denkmal, Fotos beim Skifahren / Hütte / Pokale v. Tischtennisturnier
J. Muhs. Schulkamerad und J. Stachlewitz vor der ehemaligen Schule

Erich Jank, Schulfreund
    Wie war das damals…?

Jochen Muhs
    Das Gebäude war früher die Turnhalle. Und hier war der Schulhof.

Erich Jank
    Ja richtig, und gegenüber war die Blindenanstalt. Und das war unser Schulgebäude.

Jürgen Stachlewitz
    Und wo befand sich euer Klassenzimmer?

Erich Jank
    Das war auf der anderen Seite, zur Straße hin. Wir waren im zweiten Stock.

Jochen Muhs
    Und wo war noch mal die Aula? Ich glaube, im ersten Stock. Mittlerweile ist in dem Gebäude ein Jugendclub untergebracht. Die Gehörlosenschule ist ja inzwischen im Eichkamp. Als wir noch in diesem Gebäude waren, waren wir ungefähr 100 Kinder. Das war alles sehr beengt. So hat sich meine Mutter, die damals die 2. Vorsitzende des Elternverbandes war, dafür eingesetzt, dass eine neue Gehörlosenschule gebaut wird. Das geschah dann auch, und so kamen wir in die neue Schule in der Waldschulallee.

Jochen Muhs fotografiert alte Schule, Klassenfoto, J. Stachlewitz fotografiert J. Muhs und Schulkamerad

Jürgen und Jochen vor der Humboldt Uni

    Bei diesem Gebäude fällt mir noch eine andere Geschichte ein. Ich bin ja mit 2 Jahren ertaubt. Als ich dann 4 Jahre alt war, wusste meine Mutter nicht, was sie mit mir machen sollte. Also ging sie mit mir zum Arzt, zu einem gewissen Professor Gutzmann. Dessen Vater war Albert Gutzmann, Taubstummenlehrer und Gründer des Taubstummen-Turnvereins von Berlin. Der Arzt konnte also meiner Mutter Tipps geben, was sie bei der Erziehung und der Sprachförderung beachten sollte. Einmal die Woche musste ich dann zusätzlich zur Sprachförderung gehen. Das war unten in diesem Gebäude –da drüben.

    Und zufälligerweise sind heute genau hier die Abteilungen Gebärdensprachdolmetschen und Gebärdensprachpädagogik der Humboldt Universität untergebracht!

Jochen Muhs zu Hause, Jürgen Stachlewitz
    Mich interessiert auch die Zeit, in der du bei der Deutschen Gehörlosen Sportjugend aktiv warst. Welche Interessen und Ziele verfolgte damals dieser Verband?

Jochen Muhs, Jugendleiter Deutsche Sportjugend
    Da muss ich zuerst die Gründung des Deutschen Taubstummen Turn- und Sportvereins 1910 erwähnen. Das war der Grundstein. Einige Jahre später wurde dann die Funktion eines Jugendwarts geschaffen. Diese Aufgabe hatte zuerst Harry Förster, später dann Gottfried Weileder inne. Im Jahr 1979 gründete Rudi Sailer die Deutsche Gehörlosen-Sportjugend.

Jürgen Stachlewitz
    Was war dann anders?

Jochen Muhs
    Die Eigenständigkeit. Man konnte selbstständig arbeiten. Zuvor war man im großen Verband untergebracht. Nach und nach suchte Rudi Sailer bestimmte Mitarbeiter aus, wie Wolfgang Schmidt. Ich wurde auch hinzugezogen, für den Bereich Internationale Jugendarbeit. So unternahm ich viele Jugendreisen ins Ausland.

Fotos J. Muhs aktiv beim Sportverband
Jochen Muhs
    Nach dem Mauerfall hatte ich das Gefühl, dass mehr als 30 Jahre Sportverbandsarbeit reichen. Zu dieser Zeit kam auch immer mehr die Deutsche Gebärdensprache auf; auch die Gehörlosenkultur kam mehr und mehr zum Vorschein. Da wollte ich mitwirken und trat dem Gehörlosenverband Berlin bei. 1996 forderten wir in Berlin die Anerkennung der Deutschen Gebärdensprache. Der Vorsitzende Karl Heinz Kunze, wollte nicht ganz mitziehen, da er eher für die lautsprachliche Ausrichtung war. Wir führten dann etliche Gespräche mit Fachleuten; zum Beispiel mit dem Schuldirektor der Gehörlosenschule, Manfred Wloka, und mit Frau Tiedt von der Senatsverwaltung Berlin. Nach intensiven Gesprächen bekamen wir auch ihre Unterstützung. Ich weiß noch, wie Gunter Puttrich damals viele Unterschriften sammelte und sie bei der Berliner Senatsverwaltung vorlegte. Tja, und schließlich war Berlin das erste Bundesland, in dem die Gebärdensprache gesetzlich anerkannt wurde. Das war 1998. Erst 2002 wurde dann im Bundesgleichstellungsgesetz die DGS anerkannt.

Fotos J. Muhs aktiv bei Demo etc.
J. Muhs und J. Stachlewitz an der Mauer

    Hier stehen wir in der Nähe des Nordbahnhofes an der ehemaligen Mauer. Links von uns war der Westteil, und hinter der Mauer der Ostteil von Berlin. Das Mauerstück steht mittlerweile unter Denkmalschutz. Viele junge Leute wollen oft wissen, wo die Mauer stand. Hier können sie die Mauer noch sehen. Mittlerweile sind schon 20 Jahre seit dem Mauerfall vergangen. Leider können das Gehörlosenzentrum aus Ost und West immer noch nicht politisch zusammenarbeiten. Jeder arbeitet noch für sich. Vor kurzem hat der Ostteil Bereitschaft signalisiert, dem Gehörlosenverband Berlin beizutreten und mitzuarbeiten. Ob das dann tatsächlich geschieht, bleibt abzuwarten. Es wird endlich Zeit, dass man in Berlin gemeinsam vorankommt.

J. Muhs mit J. Stachlewitz im Gehörlosenzentrum Berlin
    In diesem Buch befinden sich Abdrucke der Gehörlosenzeitung des ReGeDe, des Reichsverbandes der Gehörlosen Deutschland von 1942 – 1945. Die Leitung der Zeitung hatten aber überwiegend hörende Taubstummenlehrer inne. Das hier ist ein Heft des CISS, des Gehörlosensport Weltverbandes. Für den Druck dieses Heftes war Heinrich Siepmann zuständig. Es erschien 1934.
    Und hier oben an der Wand hängt die Fahne des Taubstummen-Turnvereins Friedrich zu Berlin. Der zweite von den drei Deutschen Kaisern war Friedrich III., der später an Kehlkopfkrebs erkrankte und sich aufgrund dessen für die Sprachförderung einsetzte. So kam der Name dieses Turnvereins in Berlin zustande. Der Verein war im Übrigen europaweit der erste für Taubstumme.

J. Stachlewitz
    - Und womit beschäftigst du dich jetzt gerade?

Jochen Muhs
    Im Moment recherchiere ich in diesem Buch. Es geht um die Zeit des ReGeDe und darum, welche Personen während des Krieges zum Beispiel bei Bombenangriffen ums Leben gekommen sind. Das Buch ist eine wichtige Fundgrube hinsichtlich der Gehörlosengeschichte
.

J. Muhs mit Enkelkind beim Vorlesen, Tochter Birgit (hörend) und Mutter Monika Muhs

J. Stachlewitz
    Darf ich dich kurz etwas fragen?

Birgit Gengelbach
    – Ja. –

J. Stachlewitz
    Als du noch klein warst, war dein Papa da eher streng und
    hat oft geschimpft? Oder war er eher gutmütig?

Birgit Gengelbach, Tochter von Jochen Muhs
    Der Papa war schon eher streng. Die Mama war lieb. (Enkelkind schreit) Mamaaa! (Birgit mit Stimme) Ja? Ganz kurz, ich muss mich mal unterhalten.(Ohne Stimme weiter) Wenn ich früher in der Schule gute Noten schrieb, bin ich damit zum Papa gegangen. Bei den schlechten Noten, also bei Dreiern oder Vierern, ging ich lieber zur Mama.

Foto beider Töchter (Birgit und Claudia)
J. Stachlewitz und Frau Muhs

    Monika, du machst hier alles für Jochen. Immer bist du beschäftigt.

Monika Muhs
    Ja, das mache ich, weil ich ihm Freude bereiten will. Ich tue alles, was notwendig ist. Ich unterstütze ihn gern und helfe ihm von A – Z.

J. Stachlewitz u. J. Muhs vor d. Reichstag
    Hast du eine Vision, eine Wunschvorstellung für die Zukunft?

J. Muhs
    Ja, die habe ich. Ich wünsche mir mehr politische Arbeit im Gehörlosenbereich von jungen Leuten. Im letzten Jahr haben wir in Köln eine Demonstration von über 7000 Menschen erlebt. Die Organisation kam allein von jungen Gehörlosen. Ich wünsche mir auch, dass der Sitz des Deutschen Gehörlosenbundes nicht mehr in Hamburg, sondern hier in Berlin ist. Hier hat man die Gelegenheit, mit vielen Politikern Gespräche zu führen, oder auch mehr Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Der ReGeDe hatte früher seinen Sitz auch in Berlin.

J. Stachlewitz u. J. Muhs vor dem Deutschen Historischen Museum
J. Muhs bei der Führung im DHM

    Hier wird das Thema Euthanasie behandelt, die von den Nazis ab 1939praktiziert wurde und der vor allem geistig Behinderte zum Opfer fielen. Gehörlose hat man bereits ab 1933 zwangssterilisiert, also gleich nach der Machtergreifung durch die Nazis. In diesen Erklärungen geht es aber erst um
    die Zeit ab 1939 bis 1945, in der viele geistig Behinderte, Lernbehinderte und auch Gehörlose ermordet wurden.

J. Muhs
    Gehörlose mussten sehr darunter leiden. Hinzu kommt die Gleichschaltung durch die Nazis, und dass gehörlose jüdische Menschen ab 1933 von den Gehörlosenverbänden ausgeschlossen wurden. Später wurden die verschiedenen Gehörlosenvereine zwangsweise zusammengeschlossen. Es sollten nicht mehrere Vereine nebeneinander existieren. So war es ja auch bei den Hörenden. Die Hitlerjugend, Freie Jugend und Kirchliche Jugend wurden zu einem Verband – der Hitlerjugend – zusammengeschlossen.


Helmut Vogel, Historiker
    Jochen Muhs und ich arbeiten mittlerweile schon sehr lange zusammen, fast 13 Jahre. Als er damals den Verein „Deaf History“ gründete, schloss ich mich an und arbeitete dort mit. 2001 schlossen sich der Verein Kultur und Geschichte Gehörloser („KuGG“) und der Verein Deaf History zusammen, seitdem bin ich der 1.Vorsitzende. Wir wollen vor allem, dass Informationen über die Geschichte der Gehörlosen viel stärkere Verbreitung finden, durch Vorträge und andere Veranstaltungen. Wir sind beide gleich stark an der Geschichte Gehörloser interessiert. Wir wünschen uns, dass Gehörlose selbstbewusster werden, indem sie ihre eigene Geschichte kennen.
    Sehr schön finde ich, dass Jochen es geschafft hat, dass das Deutsche Historische Museum auch Führungen in Gebärdensprache anbietet. Hut ab! Das sollten noch viel mehr andere Städte machen. Dafür setzt sich die KuGG auch ein. Jochen Muhs ist ein gutes Vorbild.
    http://www.kugg.de


Jürgen Stachlewitz
    Jetzt sage ich dir einmal, welches Bild ich von dir habe: Jochen Muhs – du bist voll und ganz mit der Geschichte Gehörloser verbunden, besonders im Berliner Raum. Und du bist so eine Art „Aufpasser“, der wie ein Zahnarzt bemüht ist, Löcher zu füllen und Lücken zu schließen. Wo etwas fehlt, möchtest du es ergänzen und die Informationsdefizite der Gehörlosen ausgleichen. Kannst du uns ein Beispiel dazu erzählen?


J. Muhs
    Ich war ja lange Zeit im Verbandssport aktiv; und zwar hier auf der ”Insel” Westberlin. Wir waren umgeben von der ehemaligen DDR, wodurch wir uns irgendwie isoliert fühlten. Trotz allem war es eine schöne Zeit. Dann wählte mich ja Rudi Sailer als Mitarbeiter für den Vorstand der Deutschen Gehörlosen Sportjugend aus. Das eröffnete mir ganz neue Perspektiven. Ich lernte Menschen wie Wolfgang Schmidt, Karl-Werner Broska und eben Rudi Sailer kennen. Wir haben enorm viel politische Arbeit geleistet. Rudi klärte uns auch darüber auf, was eigentlich DGS ist. Auch das in München gegründete Kommunikationsforum brachte er uns näher. Hier in Berlin hatten wir so etwas nicht, die politische Arbeit war nicht besonders weit entwickelt, die Vereine trafen sich eher nur zu
    Kaffee und Kuchen im Gehörlosenzentrum.


Herbert Christ
    Als ich damals nach Berlin zog, trat ich dem Gehörlosenverband bei. So begegnete ich auch schnell Jochen Muhs. Ich unterstützte ehrenamtlich das Kofo Team. Wir haben sehr viel zusammen gearbeitet. Jochen hat immer viele Ideen, ist sehr engagiert und setzt vor allem die Dinge auch in die Praxis um. So führten zum Beispiel seine Recherchen über Eduard Fürstenberg dazu, dass der Saal im Gehörlosenzentrum dessen Namen trägt. Er ist auch vielen anderen Sachen auf den Grund gegangen, zum Beispiel der Sterilisation bei Gehörlosen, hat Ausstellungen gemacht und etliches mehr. Die Gehörlosenkultur in Berlin wäre ohne Jochen Muhs nicht so präsent.

Jürgen und Jochen draußen vor dem DHM
    Diese Museumsführung fand ich wirklich sehr gut. Das müsste es in Deutschland noch viel öfter geben. Aber was ich dich noch fragen wollte: Du hast dich für den Landesverband der Gehörlosen und viele andere Dinge sehr engagiert. Möchtest du dich jetzt zur Ruhe setzen? Oder dich weiterhin mit geschichtlichen Themen befassen?


J. Muhs
    - Ich habe schon damit angefangen, Aufzeichnungen zu machen, für ein Buch über die
    Geschichte Gehörloser und wichtige Persönlichkeiten. Mal sehen, ob ich es zeitlich schaffe.

Jürgen Stachlewitz
    -Das wäre schön.


Jochen Muhs
    - Ja, das denke ich auch.

J. Muhs geht durch das Brandenburger Tor, Insert

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Buch und Regie: Rona Meyendorf;
Moderation: Jürgen Stachlewitz;
Kamera: Marcus Schmidt;
Schnitt: Christina Warnck;
Dolmetscher: Holger Ruppert

Manuskripte können auf Wunsch zugemailt oder –gefaxt werden.

Impressum: Bayerischer Rundfunk, 80300 München;
Redaktion Geschichte und Gesellschaft / SEHEN STATT HÖREN
Tel.: 089 / 3806 – 5808, Fax: 089 / 3806 – 7691,
E-MAIL: sehenstatthoeren@brnet.de Internet: http://www.br-online.de/sehenstatthoeren


Quelle: http://www.br-online.de/content/cms/Uni ... 142945.pdf


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Spitzenmitglied



offline
Als ich Jochen Muhs zum erstenmal getroffen hatte, lud ich ihn sofort zu meinem Elternhaus ein.
Nach dem Kaffeetisch fuhr ich im Auftrag von Rudi Sailer Jochen nach München!
Er war damals jünger als ich jetzt, trotzdem ein feiner Herr.
An der Tankstelle fuhr ich mit ihm in meinem alten Auto
ganz wenige Millimeter zwischen Tanksäule und fetter Mercedes-Platzhirsch vorbei!
Er war schon blass!
Zum Glück gebärdte er auf der Autobahn A 9 ganz gemütlich über Berlin, DGSJ und viel besser als Musik aus dem Radio!
Nach 25 Jahren bekam ich Schock von dieser Nachricht im Taubenschlag!
Mühsam muss ich me zurückerinnern, wann und wo ich zu letzt ihn begegnet hatte.....
Jochen, Danke für alles!
[bawling]

So sah mein erstes Auto aus! Farbe war rot! Mein eigenes Foto kommt noch!
http://www.film-autos.com/fundus/fahrze ... fz_id=1018


BOOOOOOOOORN TOOOOOOOOO SIGN!!!!!!!!



Spitzenmitglied



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Es wird ein Gedenkfeier in Berlin stattfinden, wann?
Das weiß ich nicht!
Der Sehen statt Hören am 04.04.2009 habe ich am Dienstag gesehen, sehr schade, dass er für immer weg ist..:(


Leben und leben lassen



Apfelwein-Lady & GL-Kultur-Insider´09
Apfelwein-Lady & GL-Kultur-Insider´09
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Auszug aus der KuGG-Homepage

    Spendensammlung zur Förderung der Deaf History

    Zum Tode von Jochen Muhs hat sich die Familie Muhs gewünscht, dass statt Blumen und Kränze für die Förderung der Deaf History im Sinne von Jochen Muhs gespendet wird.
    Wir vom Vorstand fühlen uns geehrt und wollen das Beste mit Ihren Spenden dafür tun.


      Bankverbindung: Kultur und Geschichte Gehörloser e.V.,

      Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 100 205 00, Kto. 33 61 700

      Verwendungszweck: Förderung Deaf History - Jochen Muhs



    Wir werden auf unserer Homepage den Spendenstand auf dem Laufenden anzeigen lassen. Ab 200 Euro bekommen Sie eine Spendenbescheinigung von uns ausgestellt, hierfür benötigen wir Ihre Anschrift.

    Wir vom Vorstand werden zeitnah ein Gremium aus einigen Personen, die Jochen Muhs nah und lange gekannt haben, bilden. Das Gremium wird sich mit den weiteren Schritten befassen, damit der obengenannte Zweck in seinem Sinne erfüllt bleiben wird. Über die weiteren Schritte werden wir Sie auf unserer Homepage informieren.

    Wir sagen im Voraus: Herzlichen Dank für Ihre Spende, auch im Namen der Familie Muhs!

    Helmut Vogel
    Vorsitzender des Bundesverbandes zur Kultur und Geschichte Gehörloser e.V.
    Kontakt: helmut.vogel(a)kugg.de


Quelle: http://www.kugg.de


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Spitzenmitglied



offline
Bravo, bravo fuer das Ergreifen des Idees!

Eine Spende kommt von mir sicherlich. Macht auch mit zu Gedenken an Jochen Muhs. Irgendeiner historischen Arbeit kann dadurch moeglich gemacht werden.

Sein Leben geht weiter in dieser Stiftung!


Hartmut



Spitzenmitglied



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Gute Idee!
In unsere Berliner Schule wird sicher Schweigeminute eingeführt und ein Bild in unsere Schule aufhängen, denn er wichtig für uns war.


Leben und leben lassen



Mitglied



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@ Erdbechen

Super! [smile]

Ich werde auf jeden Fall spenden.



Mitglied



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Wolfgang Schmidt hat einen Nachruf auf Jochen Muhs im Taubenschlag geschrieben.

Interessanter Bericht zu lesen.
siehe im Taubenschlag - http://www.taubenschlag.de/meldung/5986

Speed



Spitzenmitglied



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Nachtträglich:

Die Blätter fallen. Fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
Sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.


P.S: Bestimmt im nächste Jahr 2011->Jochen Memorial Run Party in neutral ort?!


Ehrlichkeit,Zuverlässigkeit,Respekt und Freiheit und dazu Liebe!



Neuling



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Wie alte? :(



Neuling



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Mehr dazu könnt ihr bei Homepage von GVB e.V. sehen.

Hiermit wünsche ich Euch allen frohe Festtage!



Spitzenmitglied



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@Deafpool
Wie alte?


Was ist das für eine fragen?!


Ehrlichkeit,Zuverlässigkeit,Respekt und Freiheit und dazu Liebe!



Spitzenmitglied



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Er wurde nur 68 Jahre alt.
Würde gerne nach Berlin fahren um ihn anzudenken, leider arbeite ich am Samstag!


BOOOOOOOOORN TOOOOOOOOO SIGN!!!!!!!!



Spitzenmitglied



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Warum nicht irendwann mal "Memorial Run" Party oder?


Ehrlichkeit,Zuverlässigkeit,Respekt und Freiheit und dazu Liebe!




 Jochen Muhs verstorben





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