Analysis von obigen Fall (Fall A):
Caution: Mini-Essay, besser ausdrucken und offline lesen.
Fuer die Btrachtung dieses Falles, legt den Fokus stärker auf das Verhalten beider tauben Konsumenten.
Es liegt Audismus vor, stärker bei den tauben Konsumenten als beim Dienstanbietenden (Verkäufer), basiert (folgend der Definition von Audismus) auf die Wertstellung des Sprechens als „einziges“ Mittel der Kommunikation, woraus eine Diskriminierung entstehen kann (nicht in der Fallbeschreibung beschrieben, was momentan unwichtig ist).
(der, er, ihn usw. beidgeschlechtlich gemeint, also sowohl männlich als auch weiblich)
1. Erstens hat der erste taube Konsument das audistische Gedankengut bzw. Verhalten durch Schulerziehung und vielleicht auch von der Familie erworben und verinnerlichert. Er glaubt,
a) man kann mit Hörenden nur lautsprachlich kommunizieren;
b) andere Kommunikationsmittel wie Gesten machen, Zeigen, Schreiben würden abgewiesen oder nicht gerne empfangen;
c) Sprechen sei besser/vornehmer/höflicher/gescheiter als andere Mittel;
d) er dürfe sich nicht als „taubstumm“ verhalten;
e) er habe die Taubstummheit „besiegt“, wenn jemand endlich sein Sprechen versteht.
Nicht alle diese Annahmen brauchen in ihm zu schlummern. Zweitens weiss er schon von früheren Erfahrungen, dass sein Sprechen höchstwahrscheinlich nicht verstanden wird. Warum besteht er auf unwirkungsvollem Sprechen? Drittens hat er kein Schreibzeug bei sich.
Die Entscheidung zu sprechen oder nicht liegt auf was praktischer, schneller oder einfacher geht. Der Konsument weiss, welche Wörter schnell von ihm verstanden wird und welche nicht. Problemlos ist wenn man nur „Kaffee“ möchte und bestellt oral „ein(e) Kaffee“. Aber das Problem wird grösser, wenn man dazu „ein bisschen Milch und 2 Löffel Zucker“ bestellen möchte.
2. Beim bessersprechenden zweiten Konsumenten kann seine Hilfsbereitschaft nicht als audistisch bewertet werden oder doch? Ich denke, er hat audistisch gehandelt, jedoch nicht diskriminierend gegenüber dem ersten Konsumenten, wenn die Hilfsstellung von diesem gewüscht wird. Wenn sie erstens nicht gewünscht ist, wird sie als Einmischung aufgefasst und hoffentlich dem Helfenden klar gemacht. Warum die Hilfestellung (gefragt oder ungefragt) audistisch sein kann, ergibt sich aus unbewussten Annahmen, wie oben für den ersten Konsumenten beschrieben a), b) c) d) und etwas von e). Nicht alle versteht sich. Sein Hilfsverhalten würde den Audismus in ähnlichen Situationen nicht vermindern helfen. Was würde geschehen, wenn der erste Konsument allein wäre und niemand ihn bei der Kommunikation hilft? Dem Hörenden wird die Möglichkeit genommen, mit tauben Menschen kommunikativ anders umzugehen zu lernen.
3. Der Verkäufer ist nicht audistisch, wenn er das Sprechen einer tauben Person auditiv nicht versteht. Etwas unbewusst audistisch kann er sein, wenn er annimmt, es gäbe keine taube Personen und glaubte, der Konsument könne hören, aber spricht nur schlecht, und plötzlich „unvorbereitet“ ist, einem Tauben gegenüberzustehen. Audistisch und diskriminierend wird er, wenn er weigert, andere Kommunikationsmittel zu versuchen, wenn er den tauben Konsumenten ungeduldig übergeht.
Lösungansaetze: 1. Es sollte hier an die „Zukunft“, an die Verminderung von Audismus, an den Wertrelativismus des Hörens und Sprechens gedacht werden. Betonung in den Lösungsansätzen liegt auf was uns am besten dient, als was „mir“, „dir“, „ihm/ihr“ in einer bestimmten Situation hilft.
2. Die Taubheit dem Dienstanbietenden zu erkennen geben. Damit wird die unbewusste Annahme, dass alle Menschen hören und sprechen können abgebaut. Man lernt, dass es taube Menschen gibt.
3. Mit dem Schreiben sofort anzufangen, auch wer gut sprechen kann, wenn eine komplizierte Antwort/Entgegnung erwartet wird. Es kann praktischer gehen, wenn man nur sprechend anfragt oder bittet, wenn die Erwiderung nur aus dem Kopfnicken oder -schuetteln besteht, oder wenn nur mit einem leicht ablesbaren Wort geantwortet wird. Erfahrung zeigt, wenn jemand mit dem Sprechen anfängt und sofort verstanden wird, wird der Hörende stärker zögern, später seine längliche Entgegnung aufzuschreiben. Eine Entgegnung mit mehr als zwei Sätze wird bekanntlich schwer richtig und vollkommen abgelesen. (Pyros, dein Einwurf von "doof dastehen" beim sofortigem Schreiben im anderen Thread ist beleidigend gegenüber uns alle! Der Rat, am Anfang mit Schreiben anzufangen, auch wenn man gut spricht, kommt tatsächlich von einem Spätertaubten wie du!).
4. Übersetzungshilfe eines Hörenden oder tauben Gutsprechenden nur behutsam einsetzen, damit mehr Hörende lernen, wie man besser nicht-audistisch mit tauben Nicht- oder Schlechtsprechenden umgeht, und andere Kommunikationstechniken anwendet.
5. Dem Management eines Establishment kann angesprochen werden, ob ein Aufklärungstraining fuer ihr Personal angeboten werden kann. Dort wird auf die besonderen Kommunikationsbedürfnisse tauber Konsumenten mehr sensibilisiert.
Also hier liegen die Lösungsansätze verstärkt auf die Veränderung in Verhalten der tauben Konsumenten.
Hartmut
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