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 [Diskussion] Was ist Audismus


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Man of Wisdom
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Voghel hat geschrieben:
Diese interessieren sich offenbar kaum für das Wohl unserer Gemeinschaft ...

Hm, das ist schon hart an der Grenze der Beleidigung...

Denn ich kann mir kaum vorstellen, dass es hier Diskussionspartner
gibt, die NICHT wollen, dass Hörgeschädigte ein besseres Leben be-
kommen. Wir alle haben ein und dasselbe Ziel: Das Erreichen einer
besseren Lebensqualität für hörgeschädigte Menschen (ja, auch für
Schweris und Spätis). Das Problem hier ist nur: Leute, die die Ansich-
ten der "radikaleren" Gehörlosen kritisieren, werden gleich als audis-
tische Gegner abgestempelt und umgekehrt dürfte es ähnlich sein.

Eine andere Meinung bedeutet nicht zwangsläufig, dass man dagegen
ist. Es kann - wie in diesem Falle - lediglich heißen, dass man mit den
Vorstellungen nicht einig ist. Gerade deswegen finde ich solche Aus-
einandersetzungen wichtig, denn dadurch werden nach und nach Ge-
meinsamkeiten der beiden Fronten (übrigens gibt es nicht immer nur
zwei Fronten, sondern auch Leute, die dazwischen stehen) deutlich.

Voghel hat geschrieben:
Wenn die anderen diesen Begriff ablehnen, dann lassen wir sie einfach in Ruhe und diskutieren so auf unsere Art und Weise weiter.

Die Gehörlosengemeinschaft besteht nicht nur aus ausgewählten
Gehörlosen, die alle einer Meinung sind. Sie besteht einfach aus
allen Gehörlosen, die mit und in der Gemeinschaft verkehren. Du
sagtest mir mal, wir seien eine heterogene Gruppe - das wird auch
bei den unterschiedlichen Ansichten deutlich. Es wäre eine Frechheit,
wenn die Andersdenkenden von Diskussionen ausgeschlossen würden.
Denn es wären dann keine richtigen Diskussionen mehr, sondern eher
Abnickversammlungen. Gerade der kritische Umgang mit der Materie
würde hier fehlen. Eine intensive und objektive (!) Auseinandersetzung
der Argumente beider Seiten kann letzten Endes uns nur stärken. Und,
wenn ich ehrlich sein darf, fehlt mir diese Objektivität manchmal bei
der Front der "Deafisten"...

Dennoch: Ich denke, die meisten User hier sind sich einig, dass Audis-
mus überhaupt existiert, im Kern sehe ich einen gemeinsamen Nenner:

Wer das Hören bewusst höherstellt, handelt bzw. denkt audistisch.

Was genau die Audismus-Definition noch umfasst und wie das alles
in Forderungen an Politik & Gesellschaft umgesetzt werden soll, ist
ja Sache der Diskussion hier.

Und danke für deinen Einwurf des Linguizid-Begriffs, eventuell passt
der besser zu unseren Belangen.

Gruß, IK



Spitzenmitglied



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Liebe Deafies, einige Hörenden aus dem Studentenforum sind vor allem beide Begriffe tatsächlich verwirrt.

Hier ein Auszug aus dem Studentenforum als Beweis:

Ich bin immer noch verwirrt: warum, weil ich die Begriff und Thema schon Unterscheid finde.

AuDismus:
Als Audismus (v. engl. Audism) wird die Diskriminierung von Gehörlosen bezeichnet. Der Begriff Audismus wurde 1975 in der nicht-veröffentlichten Doktorarbeit von Tom Humphries "Audism: The creation of a word" eingeführt. Erst seit 1992 wird der Begriff auch von anderen Autoren aufgegriffen und untersucht.

AuTismus:
Autismus (v. gr. αὐτός „selbst“), von der Weltgesundheitsorganisation als eine tiefgreifende Entwicklungsstörung klassifiziert, wird von Ärzten, Forschern, Angehörigen und Autisten selbst als eine angeborene, unheilbare Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung des Gehirns beschrieben, die sich bereits im frühen Kindesalter bemerkbar macht. Andere Forscher und Autisten beschreiben Autismus als
angeborenen abweichenden Informationsverarbeitungsmodus, der sich durch Schwächen in sozialer Interaktion und Kommunikation sowie durch stereotype Verhaltensweisen und Stärken bei Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Intelligenz zeigt.

In den aktuellen Diagnosekriterien wird zwischen Frühkindlichem Autismus
(Kanner-Syndrom) und dem Asperger-Syndrom unterschieden, welches sich oftmals erst nach dem dritten Lebensjahr bemerkbar macht.

(Quelle: Wikipedia)

Ich finde, um Vewirrung vor Millionen Hörenden zu vermeiden müssen wohl ein neuer -ismus Begriff her. Ich bin der Ansicht, warum Audismus irgendwie inhaltlich überhaupt nicht passt.


"Denk ich an Deutschland in der Nacht......." (H. Heine)



Rote Karte!
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Immortal King,
ausgezeichnet. Danke :-)

Bagger Vance,
sehr guter Einwurf! Danke :-)

AuDismus - AuTismus.
Wie hört man beim Reden den feinen Unterschied heraus?

Mein Vorschlag bei anderes Wort nachfragen:
Was das Studentenforum
zu Tauben - Tauben hält,
das ist meines Erachtens auch
Verwirrung vor Mio Hörenden.

All,
der Schöpfer hat vergessen für sauber klare Wörter zu sorgen.
So sind die Gl, CIis, Schweris, Spätis als Menschen "Gottes vergessene Kinder",
und für eine Brüderlich- und Schwesterlichkeit
steht noch die gemeinsame Freigabe des "Audismus" dazwischen.
-



Spitzenmitglied



offline
@CharlieBrown,
Audismus ist nicht bloss wegen “nicht hören können”. Es ist wegen der Höherwertung des Hörens und des Sprechens. Ziel jeder antiaudistischen Bemühung ist Wertrelativismus des Hörens und des Sprechens in der Mehrheitsgesellschaft zu herstellen. Man kann hören, das ist gut. Man kann nicht hören, das ist ebenso gut. Man kann sprechen, gut. Man kann nicht sprechen,auch gut. Nur sollte die Gesellschaft Vorrichtungen stellen, dass niemand wegen Hörunvermögen und Sprechunvermögen benachteiligt wird.

Das mit dem CI wird leider so gehandhabt, dass das Hörunvermögen als unerwünscht ist in der Hoffnung, dass die GS aus der Welt geht (“Relik der Geschichte”, “Museumsstück” werden von den CI-Leuten gesagt). Wenn aber das CI relativ wie das HG betrachtet wird und so von vielen Medizinern und Pädagogen propagiert und nicht als Instrument der GS-Vermeidung verwendet wird, dann kein Problem! Darin bin ich gleicher Meinung wie Du. Wichtig ist zuerst den Wertrelativismus des Hörens und des Sprechens bei den Medizinern sicher zu stellen und dass sie das auch den Eltern darlegen.

Genozid ist genauer das Töten eines Volkstums, nicht eines Volkes! Zuerst geschieht “Linguizid”, die bewusste Vernichtung einer Sprache durch verschiedene Massnahmen und danach des Volkstums. Z.B. Die Nachkommen der Sioux-Indianer, die keine Sioux Sprache beherrschen, sind nicht mehr Indianer geworden. Das ist worauf die UN-Konvention zielt. Die versuchte Vernichtung der GS gehört dazu.


Hartmut



Spitzenmitglied



offline
Mit den diskriminierenden Ismen (Rassismus, Antisemitismus, Ethnozentrismus, Monolingualismus, Sexismus, Audismus, Klassismus usw.) handelt es sich ganz allein um wie die Mehrheit in einer Gesellschaft gegenüber Menschen mit unhäufig vorkommenden Andersartigkeiten behandeln, sich verhalten, negative Einstellungen hegen, verletzende Äusserungen abgeben, Vorurteilen bilden usw. Nichts liegt an den biologischen und anatomischen Anlagen der Betroffenen selbst. Ein Ismus, wie diese, ist ein soziologisches Konstrukt, also eine theoretische Vorstellung, die zur Erklärung und zum Verstehen von einer Kette der menschlichen Verhalten gegenüber einer Minderheit hilft (Siehe Konstrukt Definition).

Der Begriff “Rassismus” ist allgemeiner geworden und wird in den USA wie ein Oberbegriff der diskriminierenden Ismen behandelt. Schliesslich schreibt Albert Memmi:
Zitat:
Und schließlich erscheint der Rassismus als der Sonderfall eines allgemeineren Verhaltens: Die Verwendung tatsächlicher oder fiktiver biologischer Unterschiede, die aber auch psychologischer oder kultureller Art sein können. Der Rassismus erfüllt demnach eine bestimmte Funktion. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß der Rassismus die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver biologischer Unterschiede zum Nutzen des Anklägers und zum Schaden seines Opfers ist, mit der eine Aggression gerechtfertigt werden soll.
(Siehe Albert Memmi)

Jeder diskriminierende Ismus ist kulturell bedingt, also verschieden ausgeprägt in verschiedenen Kulturen, d.h. z.B. Taubheit wird besser angenommen in einer Gesellschaft als in einer anderen Gesellschaft oder, anders ausgedrückt,.taube Meschen wird in einem Land stärker benachteiligt als in einem anderen Land.


Hartmut



Zuletzt geändert von Hartmut am 17.12.2007, 01:31:03, insgesamt 2-mal geändert.

Spitzenmitglied



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Es genügt nicht die Benachteiligungen allein als Diskriminierungen aufzuzählen, um die Bezeichnung eines als hässlich empfundener Ismus zu vermeiden aus Furcht, dass die Mehrheit die “Beschuldigung” rundweg abweisen würde. Ein so erstellter Ismus ist effizienter, eine Kette von offensichtlichen und unterschwelligen Diskriminierungen zusammenfassend zu erklären, als das Erstellen von einem (langen) Katalog von diesen Diskriminierungen. Er solle alle bestehenden und hoffentlich auch die noch nicht genannten Diskriminierungen umfassen können. Er wird damit ein Instrument der Sensibilisierung und Aufklärung der Mehrheit.

Daher muss jede Definition auch unterschwellige Manifestationen einschliessen. Die Anwendung dieser Definition wird schwierig sein, da man diese erst auf verstecktem Ismus zu prüfen braucht und wie sie in einer gegebenen Kultur zu den Benachteiligungen beitragen können. Daher habe ich das Konstrukt Audismus so definiert und sie auf das Fundament der Überwertung des Hörens und Sprechens statt des Nichthörenkönnens gestellt. Warum das so ist, denkt mal, auf der Insel Martha’s Vineyard sind taube Menschen genauso taub wie wir heute und dort herrscht viel weniger Audismus als z.B. in Deutschland oder in den USA-Mainland.

Hier wiederhole ich meine Definition von Audismus, natürlich nicht für ein Volkslexikon gedacht:

Audismus ist eine Zusammenfassung von Einstellungen und Ansichten, in denen der Wert des Hörens und Sprechens absolut oder zu hoch gestellt wird, woraus bewusste oder unbewusste Diskriminierungen in verschiedener Härte in Form von Äusserungen, Verhalten, Taten, Benachteiligungen und Regelungen kommen können, die zu tauben und schwerhoerigen Menschen gesagt oder an sie ausgeübt werden oder an sie gerichtet sind.

PS: 1. Die erste Seite dieses Threads enthält Beiträge, die wiederholt gelesen zu werden verdient. Daraus kann man sehen, dass der Vorwurf von “Radikalismus” unbegründet ist.
2. Ich kannte den Begriff schon seit etwa 1977 und war auch skeptisch darüber, besonders aus Furcht vor nachteiligen Reaktionen seitens der Hörenden. Erst nach Studium von Rassismus und durch vielen Seminaren bin ich endlich zu dem Erkenntnis gekommen, dass der Begriff dennoch notwendig und letztendlich förderlich der Menschlichkeit ist. Ja, nach fast 30 Jahren!!!


Hartmut



Spitzenmitglied



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Also ist das Konstrukt “Audismus” ebenso notwendig wie die anderen Konstrukte “Rassismus”, “Sexismus” usw. und hilft per Analogie zu verstehen als ein System der Diskriminierungen, nicht nur in Tat sondern auch in Wort und unbewussten Verhalten. (Ich habe einem Reisenden bei der Bahnfahrt von Frankfurt nach München in Kürze mit Erfolg die Rassismus-Analogie für das Verständnis des Audismusbegriffs gebraucht. Kein Wollknäuel, kein gordischer Knoten!) Die Ismen gleichen oder ähneln sich einander stark, vor allem in Aufbau, Verbreitung in der Mehrheitsgesellschaft und Verwirklichung. Das “Fundament” in den Ismen liegt nicht in den äusserlichen Merkmalen eines Menschen, sondern in der Psychologie, wie eine homogene Menschengemeinschaft eine gewisse Andersartigkeit nicht duldet und dann ein System von Unterdrückungen sich bildet. Menschliche Vielfalt untereinander wird nicht geduldet. Homogeneität wird vorangetrieben.

Unterschiede zwischen den Ismen bestehen zwar. Sie sind nur parametrisch. Es ist sehr schwer hier zu erklären, was mit “Parameter” zu verstehen ist, ohne Mathematik und Beisoiele aus der Physik zu erwähnen. Ein Parameter hilft zu erklären, wie stark eine Andersartigkeit in einer Gesellschaft nicht geduldet wird und ob es dann zu hässlichen Ausschreitungen gegen die Andersartigen, wie Holocaust, Rassentrennung, Sprachunterdrückung, Oralismus, berufliche Diskriminierungen, Eugenik (Sterilisierung, Fötustötung, Heiratsverbot) kommt oder ob es nur bei den milden Formen von Diskriminierungen bleibt. Es scheint, als ob es in der menschlichen Natur liegt, diskriminierend gegen andersartige Menschen zu sein.

Zuerst wird die Existenz von Audismus anerkannt und dann untersucht, was audistisch in den Handlungen, Verhalten, Äusserungen und Einstellungen sei. Danach wird überlegt, was am besten dagegen zu machen ist. Einige Massnahmen werden oben schon von einigen Postern aufgezählt. Es gibt ausserdem andere Möglichkeiten, wie man diplomatisch darin vorgeht, eingeschlossen witzige Schlagfertigkeit. Bei der KUGG Tagung in Wiesbaden haben wir ein Stück darüber beraten. (Siehe Schlagfertig und Fallbeispiele).

Wenn eine audistische Einstellung nichts weiter führt als nur diese Einstellung für sich zu Schau zu stellen, z.B. die Gedanken “Ich wäre lieber hörend”, “Ich möchte nicht taub sein” oder “Ich liebe Musik über alles” sind im Grunde audistisch, aber sie führen noch nicht zu einer diskriminierenden Handlung oder Äusserung, oder anders ausgedrückt, sie sind noch nicht Audismus. Eine solche Vorliebe wird von uns anerkannt und voll respektiert. Eine andere Äusserung “Ich wünsche, du kannst hören” kann unerwidert gelassen werden oder lächelnd “Oh, wirklich!?” beantwortet werden und wenn angebracht weiter gesagt, “aber mir ist es OK, nicht hören zu können” oder noch weiter “Darf ich nicht taub bleiben?”. Dabei wird zugleich der Wertrelativismus des Hörens vorgestellt.

Spätertaubte Poster weisen wiederholt hin, dass sie uns voraus sind, dass sie Hörendsein und Taubsein beide kennen. Dass manche von ihnen noch hörend zu sein möchten, wird von uns nachvollgezogen und nicht kritisiert. (Nicht alle! Es gibt tatsächlich Spätertaubte, die sagen “Nein, danke!” zum Wiederhören.) Der Wert des Hörens und des Nichthörenkönnens steht nicht in Disput. Sie haben nur den Sinn von Wertrelativismus noch nicht verstanden.

Also, das Hauptziel jeder antiaudistischen Bemühung ist den Wertrelativismus des Hörens und des Sprechens in der Gesamtgesellschaft zu erstellen.


Hartmut



Zuletzt geändert von Hartmut am 17.12.2007, 01:21:47, insgesamt 2-mal geändert.

Spitzenmitglied



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Es wird hier von den Verneinern des Audismus zu sehr den Teufel an die Wand gemalt!

Sie befürchten unnötigerweise, dass damit jeder hörende Person zu einem Feind der tauben Menschen gemacht wird. Meine früheren Befüchtungen haben sich als grundlos erwiesen. Hörende haben die Realität des Konstrukts Audismus schnell angenommen, weil sie sowas schon durch Rassismus, Homophobie usw. sensibilisiert sind.

Die Verneiner sind auch Verneiner von Rassismus und anderen Systemen von Diskriminierungen, wenn sie meinten, dass nur objektiv feststellbare Diskriminierungen (wie Holocaust, Judenverfolgungen, Rassentrennung, Berufsdiskriminierungen usw.) zählen. Die Wissenschaft zeigt schon auf, dass in jedem diskriminierenden Ismus unbewusste - manchmal unschuldig aussehende, manchmal nicht bös gemeinte - Dinge (Einstellungen, Vorurteile, bestimmte sprachliche Floskeln usw.) enthalten sind. Die soziologische Forschung hat dafür bereits den Begriff von “Alltagsrassismus” (Siehe Alltagsrassismus in Dir-Info oder Alltagsrassismus in wikipedia) geprägt. Sie kommen schliesslich zu einer diskriminierenden Handlung zum Vorschein unter bestimmten Voraussetzungen. Dagegen kann nicht weggeredet werden!

Was nützt es, wenn man nur gegen die Judenverfolgung und Rassentrennung ist und alles Unbewusstes (z.B. Annahmen, Mythen über die Schwarzen oder wenn man plötzlich überrascht wird, dass ein Schwarzer ein Boeing 747 führt, Geiz der Juden, jüdische Witze) ausser Acht lässt. Hätten die Deutschen vorher schon über die verschiedenen Formen der unterschwelligen Antisemitismus sensibilisiert worden, wäre der Holocaust nicht gekommen. Man müsse auch auf diese “Kleinigkeiten” sensibilisiert werden, um dann das spätere Auswachsen in eine schlimmere Form vermeiden zu können.

Die Kultur so sensibilisiert wird dann menschlicher. Deswegen waren taube Leute auf der Insel Martha’s Vineyard in früheren Jahrhunderten gesellschaftlich besser geraten als in vielen “fortschrittlichen” Ländern im 21.Jahrhundert!


Hartmut



Zuletzt geändert von Hartmut am 17.12.2007, 01:27:18, insgesamt 1-mal geändert.

Spitzenmitglied
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Zitat:
Immortal King hat folgendes geschrieben:
...eine intensive und objektive (!) Auseinandersetzung der
Argumente beider Seiten kann letzten Endes uns nur stärken.
Und, wenn ich ehrlich sein darf, fehlt mir diese Objektivität
manchmal bei der Front der "Deafisten"...

Monatelang lese ich hier "schwarz", die Diskussion teilzunehmen,
mache ich schon nicht mehr. Die Begründung hast du hier schon
geschrieben (siehe Zitat oben), das kann ich dir nur Recht geben,
aber von Deafisten??? Schade, dass du so wirklich feststellst...
Diese andersseitige Gruppe hat nicht nur mich sondern sehr viele
"vernichtet", hier über den Begriff "AUDISMUS" diskutieren zu können.
(das gebärde nicht ich allein!)

Seit Monaten diskutiere/chatte ich nur persönlich mit Leuten über den
Begriff "AUDISMUS", wo ich mich gern mit diesem Begriff und auch
"DEAFHOOD" beschäftige. Es klappt bisher einfach gut, viel Auseinander-
setzen natürlich dabei. Zweitens, hier wird vor allem nicht oft auf den
bleibenden Linien
diskutiert, wie ich das schade finde und vermisse.

Vor allem hätte ich mich hier gern die Identitätsform (taub, schwerhörig,
ertaubt, hörend, bzw. als Taubsein, Hörendsein, etc.) von einigen Users
informiert. So kann ich mich besser vorstellen, warum sie ihre Meinung
so gegeben haben.

Trotz allem, viel Schaffen bei der Diskussion weiterhin...


_________________________
Meine Hände sterben, stirbt mein Herz...



Spitzenmitglied



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Dem JUE stimme ich völlig zu,
weil ich auch als monatlanger Schwarzleser diesem Thread stark verfolge, obwohl hier
heiß und spannend diskutiert wird. Es gibt
die Deafisten, die am besten nur persönlich
mit den Hörenden und den Deafisten, die
nicht gerne über "Audismus" wissen wollen, über diese Themen "Audismus" und
Deafhood diskutieren können, als schreiben. Sonst wird infolge immer mehr
missverstanden, was die Deafisten so
gemeint haben. Deshalb kann es sehr
hilfsreich sein, wenn nur die in Deutsch
sehr guten Deafisten, die gut mit den
audistischen und antiaudistischen Leuten
hier über das Thema schriftlich diskutieren
können. :)

Meine präzis persönliche Diskussion mit
Studenten/Hörenden und auch Deafisten
ist und war viel angenehmer und noch
heißer und doch erfolgreich, als schriftliche
Diskussion, zum Beispiel, hier. ;)


°°°Surdus neve mutus sum°°°



Zuletzt geändert von Moses am 17.12.2007, 00:16:08, insgesamt 3-mal geändert.

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Alle,
die Postings zum Audismus aus Amerika.
Alle zusammengefasst, ein Riesentext über eine schwere
Riesen-Theorie. Rassismus nach Memmi. Wieder Ballast drauf.
Hier eine Universitätsvorlesung?

Wertrelativismus ist eine Wissenschaftssprache, die "adelt" Jeden! :-)
Ein Taubi reibt sie seinem hd Gegenüber als Achtung / Mahnung unter die Nase. ;-)
Vorher muss er die schweren Ismus-Theorien studieren?

Die Praxis bleibt, weil zu schwer, immer aussen vor.

Was zählt ist Praxis und nochmals Praxis und nicht schweres wissenschaftliches Ideologiegut.


Und schon wieder der berüchtige Oberlehrerfinger auf alles Deutsch?:
von Hartmut:
"Was nützt es, wenn man nur gegen die Judenverfolgung und Rassentrennung ist und alles Unbewusstes (z.B. Annahmen, Mythen über die Schwarzen oder wenn man plötzlich überrascht wird, dass ein Schwarzer ein Boeing 747 führt, Geiz der Juden, jüdische Witze) ausser Acht lässt. Hätten die Deutschen vorher schon über die verschiedenen Formen der unterschwelligen Antisemitismus sensibilisiert worden, wäre der Holocaust nicht gekommen. Man müsse auch auf diese “Kleinigkeiten” sensibilisiert werden, um dann das spätere Auswachsen in eine schlimmere Form vermeiden zu können.

Die Kultur so sensibi.lisiert wird dann menschlicher. Deswegen waren taube Leute auf der Insel Martha’s Vineyard in früheren Jahrhunderten gesellschaftlich besser geraten als in vielen “fortschrittlichen” Ländern im 21.Jahrhundert!"


Keiner blickt mehr durch, es wird noch viel viel schwieriger gemacht.

Der Diskriminierungsfall "Paternalismus" lässt grüssen.
D.h. Gehörlose in Not darf man nicht mehr fürsorglich helfen.

Hoch lebe die schwere Riesen-Theorie. ;-)
-



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@Berenice: Am 29.11.2007 - leider schon ein Weilchen her - schriebst Du:
Zitat:
Den Vergleich von Taubheit mit AIDS, Ebola,etc..von Pnin weise ich aufs Schärfste zurück. Was soll das? Warum werde ich mit meiner Taubheit so dargestellt als wäre ich schwer krank, bzw. dem Tode nahe ?
Ich möchte das doch mal richtig stellen, da Du mich hier offenbar - völlig und total - mißverstanden hast. Ich wollte mit meinen Ausführungen darlegen, dass Hartmuts Hinweis darauf, Taubheit sei "natürlich, wie der Baum grün ist" zwar richtig ist, dies aber eben auch für AIDS, Katzen, Ebola, Bäume und Blümchen, den Tod, Krätze und was weiß ich noch alles gilt. Somit ist diese These zwar richtig, aber völlig sinnfrei. Hartmut hat es leider bis heute unterlassen näher zu erläutern, was er damit meint.

Pnin



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Hartmut ist nun wieder da und tippt wieder Audismus wie Rassismus als bekanntes Aufklärungskraft heranzuziehen. :)

Seien wir mal ehrlich, ich bin der Meinung nach diese Definition sollte möglichst genau ändern und auch verständnisvoll sein. Wenn irgendwer diese verblüffend ähnliche Definition immer noch nicht verstanden haben, so wird diese Definition irgendwann auch zu schwammig und taugt nichts mehr. Ich muss ehrlich sagen, was ich wirklich nicht verstehe, warum hier in Deutschland viel zu spät aufgeklärt worden und warum in Deutschland diese Definition erst seit fast 2 Jahren "benutzt" werden. Werden wir hier in Deutschland als Entwicklungsland angesehen? Wie peinlich! Ok, ich schmeisse hier schon mal vorraus die einzigste Zauberwort raus: audire - Den Rest könnt ihr ruhig Rätseln, was mit -ismus überhaupt nicht passt. Euch viel Erfolg!


"Denk ich an Deutschland in der Nacht......." (H. Heine)



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Guten Tag, Hartmut! Wir alle hatten dich fast schon vermisst ;)

Sehr nett, dass du das alles nochmal ausführlich dargelegt hast. Einiges
davon hat dem einen oder anderen hier sicherlich klärende Antworten
geben können. Doch ich hätte noch ein paar Fragen an dich.

Du sagtest, der Satz "Ich liebe Musik über alles" wäre audistisch. Das
verstehe ich nicht ganz. Das beschreibt lediglich eine Vorliebe, ohne
Bewertung des Hörens oder? Ich finde, das hat nichts audistisches.
Gegenfrage: "Ich liebe Gebärdensprache über alles" - wäre das etwas
deafistisches?

Und du meintest, wir sollen audistische Äußerungen mit einer Portion
Schlagfertigkeit entgegenkommen. Also uns defensiv verhalten, bis
jemand sich audistisch verhält / denkt? Wie sähe dann in deinen Augen
die optimale Öffentlichkeitsarbeit für den DGB aus? Wie bringen wir
Audismus effektiv zum kleinen, hörenden Mann, der im Leben noch
nie einen Gehörlosen getroffen hat?

Zugegeben, ich habe mit dem Aspekt, die Gehörlosigkeit sei nicht die
Ursache von Behinderungen oder Diskriminierungen, sondern allein
das audistische Denken, die größten Schwierigkeiten. Es ist kaum mit
meinem Denken zu vereinbaren, dass eine Minderheit (eine verschwin-
dend kleine sogar) das Denken einer Mehrheit in gewisser Hinsicht
"diktiert". Vielleicht ist es das, was ich mit vielen so genannten Audis-
mus-Verneinern teile...

Meiner Meinung nach entstehen Behinderungen / Diskriminierungen
aus dem Zusammenspiel von Hörschädigung UND Audismus, denn
ohne Hörschädigung kein Audismus. Die Hörschädigung war aber zu-
erst und (mit-)verursacht den Audismus dennoch in gewisser Weise.

Und ich glaube, hier haben wir kaum einen Audismus-Verneiner unter
uns, sondern lediglich Leute, die diesen und jenen Aspekt nicht von der
Audismus-Definition umschlossen sehen bzw. ein anderes Verständnis
von Audismus haben. Dieser Gedanke wird hier zu oft vernachlässigt
und zu behaupten, dass sie den Audismus verneinen, verhärtet nur die
Fronten aufs Neue.

Gruß, IK



Spitzenmitglied
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Hallo , lieber Hartmut, unser berühmtes heiliges Urgestein. Du bist auferstanden!
NEIN, NICHT ich habe dich schon FAST vermisst, sondern schon GANZ!
Wir waren schon die einsamen Kämpfer ohne dich. ;) Herzlich willkommen.

Ja, es gibt „Audismus“. Das beste Beispiel ist schon „Förderzentrum mit Schwerpunkt Hören“. Aus der Schulbezeichnung ist „Gehörlose“ oder „Taube“ als störendes Wesen unbedingt zu beseitigen. Also herrscht schon Audismus à la Drittes Reich. So sind wir kein anerkanntes Dasein.

Was mich hier sehr nervt, sagen einige taube Führungskräfte, es gäbe keinen Audismus. [nerv]

Mehr später, und zwar in anderen Threads, eher bei "Audismus" - Pro und Contra und "Deaf Gain" - Der Profit vom Taubsein .


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



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Nachtrag:

Unsere Deutsche Gebärdensprache ist anerkannt. Und gehörlose Schulkinder als Menschen aber nicht! [ops]
Wofür die anerkannte DGS? Aha, nur für taube Senioren, die sowieso alle bald wegsterben?


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



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IK hat geschrieben:
Und ich glaube, hier haben wir kaum einen Audismus-Verneiner unter
uns, sondern lediglich Leute, die diesen und jenen Aspekt nicht von der
Audismus-Definition umschlossen sehen bzw. ein anderes Verständnis
von Audismus haben. Dieser Gedanke wird hier zu oft vernachlässigt
und zu behaupten, dass sie den Audismus verneinen, verhärtet nur die
Fronten aufs Neue.

Dieser Einwand gefällt mir. Auch ich als Pro-Tauber finde, dass man diese Beachtung auf jeden Fall schenken sollte.

Was soll denn nun wieder "Deafist" sein? Mit Audismus habe ich kein Problem, da im Englischen es Audism heisst. Aber Deafist? Deafie dürfte eine Kreation wie Tauber oder Täubchen, Kosename für "Tauber Mensch" sein.
Doch Deafist auch heissen, dass man ein überzeugender Tauber ist. (Radikalform) Ein Taubist? Gehörlosist im Sinne Gehörloser?
(Diskussion darüber gibts z.B. im www.alldeaf.com)

lg deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



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Hartmut hat geschrieben:


Erst nach Studium von Rassismus und durch vielen Seminaren bin ich endlich zu dem Erkenntnis gekommen, dass der Begriff
dennoch notwendig und letztendlich förderlich der Menschlichkeit ist.

Ja, nach fast 30 Jahren!!!



Der Groschen ist zu früh gefallen!


Pyros



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Ein starker Spruch: „Wir sind nicht behindert, sondern wir sind behindert gemacht.“, der in den Behindertenverbänden und auch in der Gehörlosenbewegung, vor allem in der Gehörlosenführung, oft benützt ist. Dieser Spruch ist eine „sehr deutsche“ Aufklärung für „Audismus-Verneiner“.

Zitat: „… Mit Audismus habe ich kein Problem, da im Englischen es Audism heisst. Aber Deafist? …“

NUR WEIL es im Englischen gibt, gibt es auch in Deutsch. [roll]
Siehe bei google. Dort gibt es Haufen „Deafism“. [ops]

„sordophil“ kann nur(?) ein überzeugter Deafist sagen. ;)


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



Spitzenmitglied



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Hartmut hat geschrieben:


Die Kultur so sensibilisiert wird dann menschlicher. Deswegen waren taube Leute auf der Insel Martha’s Vineyard in früheren Jahrhunderten gesellschaftlich besser geraten als in vielen “fortschrittlichen” Ländern im 21.Jahrhundert!





Jaja, die gulte alte Zeit!

Aber was soll das heißen, "gesellschaftlich besser geraten"?


Pyros



Mitglied



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Klasse, die drei letzten Abschnitte von IK. Besser hätte ich es kaum schreiben können. [super] Genauso denke ich auch.

Es wurde in der Vergangenheit heftig diskutiert, in welcher Situation Audismus auftritt. Meiner Meinung nach ist Audismus abhängig
von der Schwierigkeitsgrad, die Barriere abzubauen. Also wenn die Benachteiligung Gehörloser leicht gelöst werden kann und
diese Barriere aber nicht abgebaut wird, so ist das ein starker Audismus. *an z.B. die mangelhaften Untertitelung der Filme denk*
Lässt sich aber keine Lösung finden oder die ist aus welchen Gründen auch immer sehr schwer umsetzbar, dann ist das kein Audismus.

so mein Senf dazu.

@Pyros
Ich versteh dein Posting nicht. Was bedeutet "der Groschen ist zu früh gefallen"?



Spitzenmitglied
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Ist Sprichwort, auf gut Deutsch - guck hier:

klick: Sprichwörter, Redeverwendungen

Er meint wohl, daß Hartmut ruhig länger Zeit lassen könnte, und daß er es zu früh verstanden hat .... ;)


****~cat



Rote Karte!
Rote Karte!



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birgit,
Hartmut aus USA, weit weg von Dt. beliefert die Deafies hier mit seinen Schriften seit über 25 Jahren.
Das Hörpäd - Blatt hat nach einem Vorfall abgelehnt seine Schriften weiter aufzunehmen.
Es ist sein rein persönliches Hobby, an dem andere Deafies sehr grossen Gefallen finden.

Bei so viel Sand ins Getriebe kommt der Motor des Deutschen Gehörlosen Bundes ins Stocken.
Irgendwie steckt dahinter eine bewusste Machtdemo.

Wenn die radikalen Deafies mit ihm als Führer das Verbandspolit. Ruder
an sich reissen, dann wäre alles klar, dann läuft es anders weiter.
Aber diese lieben es, Andere mit Vorschlägen zu "beraten", ist zu schön und sehr angenehm und herrlich bequem.

Das wird wieder ein neuer Clash zwischen den radikalen Deafies und den
Gehörlosen, die sich nicht einspannen lassen.
-



Mitglied



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Schön, daß auch Hartmut wieder dabei ist.

[applaus]

das mit dem Wertrelativismus habe ich jetzt so verstanden, daß der Wert des Hörens und Sprechens relativiert werden soll. Das ist jetzt wohl besonders auf die "Hörzentren" gemünzt, deren absolutes Ziel es ist Gl zum Hören und Sprechen zu bringen. Auch das CI fällt darunter, da das Hören u. Sprechen absolut über allem steht, und dadurch sogar ein
operativer Eingriff gerechtfertigt sein soll. Daß es noch etwas anders geben könnte, wird nicht in Betracht gezogen.

Über Marthas Vineyard habe ich auch gelesen. Dort gab es ja, bedingt durch die Abgeschiedenheit einer Inselwelt, prozentual sehr viele Gehörlose (Heirat untereinander, dadurch Weiterverbreitung des Gl-Gens). Gesellschaftlich waren die Gl gut angesehen, da sie die auswärtige Gl-Schule besucht haben, ich glaube Gallaudet. Dort war die Bildung besser als die normale Dorfschule des Vineyard für die hörenden Kinder, weswegen die Gl oft bessere Berufe hatten.
Und allgemein war Gehörlosigkeit für die Vineyarder nichts befremdliches und die Gebärdensprache gebräuchliches Kommunikationsmittel.

@Limette

Zitat:
Ja, hast missverstanden. Wenn es genug Dolmi gibt, und die Firma mitmacht ...

Was, wenn die Firma nicht mitmacht? Warum solltest du überhaupt die Firma fragen? Wegen der Bezahlung der Dolmis meinst du wohl ?

@pnin

jaja, jetzt fügst du schnell noch ein paar lieblich klingende Begriffe wie "Katzen" und "Blümchen" hinzu. Das ändert nichts an der Tatsachen daß du Gehörlosigkeit im Atemzug mit den schlimmsten Krankheiten genannt hast, unter dem Deckmantel der "Natürlichkeit" (mir kommen die Tränen). Darüber kann man übrigens streiten, ob AIDS natürlich ist oder nicht, aber das gehört nicht hierher.
Und wieso sinnfrei? Die Schlußfolgerung ist logisch: wenn Taubheit als natürlich anzusehen ist, wieso soll sie dann per OP beseitigt werden, Bäume und Blümchen dagegen nicht?



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@deafmax: Mit Deafismus habe ich eigentlich das genaue
Gegenteil von Audismus gemeint - also eine Geisteshaltung
von Menschen, die das Nichthören höher bewerten. Das wäre
in meinen Augen auch eine Art von Diskriminierung und zwar
von Hörenden. Wenn jemand hier sagt, die Gebärdensprache
sei der Lautsprache überlegen, das wäre deafistisch. Das wäre
dann gar nicht im Sinne des Teuber'schen Wertrelativismus...

Gibt es eigentlich schon eine Definition für Deafismus / deafism?

Was ich eigentlich noch sagen wollte: Es ist wohl auch ein Rollen-
konflikt mit mir selbst, wodurch ich den radikaleren Ansichten bzw.
Forderungen kritisch gegenüber stehe. Denn ich bin nicht nur ein
Gehörloser. Ich bin gleichzeitig auch ein deutscher Staatsbürger.
Und eben in dieser Rolle habe ich andere, manchmal nicht mit
meiner Rolle als Gehörloser deckungsgleiche Interessen. Hier
mal ein Szenario:
    In ein paar Jahren haben die Krankenkassen horrende Ausgaben, sie
    verschulden sich und viele Leistungen werden gestrichen. Als deutscher
    Staatsbürger habe ich das Interesse, dass sich die Lage der KKen wieder
    stabilisiert, aber als Gehörloser benötige ich die Leistungen weiterhin.
In diesem Sinne: Auch ein Gehörloser soll sich in die Gesamtgesellschaft
hineindenken können und "größere" Ziele berücksichtigen wie z.B. Sicher-
heit, Umweltschutz, Arbeitslosigkeit oder ähnliches. Na klar, das ist doch
selbstverständlich, werden einige sagen. Aber nein, das ist bei einem be-
trächtlichen Teil der Gehörlosengemeinschaft eben nicht der Fall.

Wer sich selbst nur in der Rolle des Hörgeschädigten sieht, denkt und
handelt egozentrisch. Solche Menschen haben einen sehr beschränkten
Horizont. Das konnte ich hier manchmal beobachten. Schade eigentlich...

Und, Hartmut, du sagtest, du hättest anfangs ebenfalls Bedenken
gehabt zu Audismus, die sich aber als grundlos erwiesen hätten,
weshalb unsere Befürchtungen dann auch sinnlos wären. Das sind
deine Erfahrungen in den Staaten. Und ich finde, diese kannst du
nicht einfach auf Deutschland übertragen. Denn in den Staaten
herrscht imho eine grundsätzlich andere Geisteshaltung als hier-
zulande. Der durchschnittliche Amerikaner denkt im Vergleich zum
Deutschen offener, teils sogar naiver (liegt es am Faktor Bildung?).
Um es mal salopp auszudrücken: Man staune, wen die Amis zu ihren
Präsidenten wählen. Der Deutsche ist dagegen prinzipiell kritischer,
konstruktiver, vielleicht auch pessimistischer. Hier sollen aber keine
Wertungen abgegeben werden, ich möchte lediglich auf diese Unter-
schiede hinweisen. Dies sollten wir unbedingt berücksichtigen bei der
Umsetzung unserer Strategien gegen den Audismus. Und aus genau
diesem Grunde solltest du uns unsere Bedenken nicht einfach ab-
sprechen, denn wir sind es, die in diesem Land leben.

Gruß, IK



Rote Karte!
Rote Karte!



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Thema,
Martas Vineyard, war ein hoffentlich Paradies für die früheren tauben Bewohner.
Das wird immer gern wiederholt und nachgeweint, eben wieder.
Heute ist es eine Erholungsoase für betuchte Leute.
So ändern sich die Zeiten.

Wegen CI, dann frage einfach die Kindseltern.

Hörzentren, warum so?
Hartmut war lieber in Amerika!
Er müsste hierher kommen und die Umbenenner überzeugen, dass der Name "Hörzentrum" ein
abscheuliches rassistisches und höchst audistisches Wort ist.
Nichts davon.

Für seine "hehren" Wertvorstellungen zum Taubsein und Audismus sollen Andere ins Feuer gehen.

Es ist wunderbar schön und unschuldig, aus der weiten sicheren Entfernung jahrelang(!)
schwere Schriften und Vorschläge hier in der Ablage "zu erledigen" abzulegen (sbw, DZ etc.).
Es hat sich Keiner gefunden, sie auszuführen.
Woran wohl liegt das?

Die unzufriedenen Deafys haben zur Verbandarbeit eigene Vorstellungen.
Das ist völlig in Ordnung. Doch nur Praxis, die zählt.
Viele viele Jahre mit Ideen, Vorschläge aus Amerika befeuert und sind
diese Deafys sicherlich froh weiter unentdeckt zu bleiben. ;-)

-



Mitglied



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Hartmut, es ist prima, dass du wieder da bist! Es kann nur noch aufwärts gehen ;-)

Immortial King:
Natürlich klingt es hart so! Wenn du drei Wochen lang gegen die notorischen Zweifler kommuniziert hättest, würdest du auch einen solchen Verdacht nicht los. Ich habe mehrfach geschrieben, dass ich kein Problem damit habe, wenn eine/r sich mit dem Begriff Audismus nicht anfreunden kann. Jeder/m muss auch das Recht zugestanden haben, sich in Ruhe mit diesem auseinanderzusetzen und gegebenfalls noch dafür zu entscheiden. Die Zweifler, Gegner oder Verneiner sollen nur auf gleichberchtigter Höhe mit uns kommunizieren. Ich habe dich nicht gemeint, auch nicht mal bei Bodhi Irenicus, Limette oder sogar CharlyBrown.

Aber was von anderen Zweiflern gekommen ist, wird wirklich viel mit Ablenkungsmanövern gespielt. Sie suchen immer wieder die Schwachstellen in den Postings der Befürwörter auf und gehen auf den restlichen Teil überhaupt nicht ein. Sie schreiben nicht selten unfeine Sachen und machen sich mehr oder weniger lustig, als ob es für sie selbstverständlich ist, die Befürwörter behandeln zu dürfen.

Der Audismus ist ein gesellschaftliches Problem, genauso wie die Behinderung. Ich habe mehrere Beispiele schon aufgezeigt. Es betrifft nicht die Personen, sondern die Werte und Vorstellungen der Gesellschaft, von denen die betreffenden Personen eben geleitet werden. Das Verständnis über die Bedeutung der Diskurse ist hilfreich. Die Gesellschaft lebt von Diskursen. Wenn wir über uns nicht reden und nicht entscheiden können, dann bleiben wir in der Ohnmacht und passiv usw. Die notorischen Zweifler sind vielleicht einfach ausgepowert und desillusioniert. Sie brauchen aber die andere nicht anzustecken.

Natürlich haben wir die Hörbehinderung (bitte nicht die Schädigung!). Das ist aber ein kleines Problem, genauso wie die anderen Behinderungen/Beeinträchtigungen (egal ob Sehen, Gehen usw.) Der Begriff Behinderung ist einfach zu relativ und sozial konstruiert. Die Lebensentwürfe sind eben zahlreich. Mit unserem Taubsein können wir eben einen besseren Diskurs entwickeln und für das Verringern des Audismus einsetzen!



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@IK
Respekt! In vielem sprichst Du mir aus der Seele. Dein Amerikabild ist zwar sicher etwas sehr pauschal aber das relativierst du ja im selben Atemzug durch dein Adjektiv "salopp". Deshalb: Ein durchweg starkes Posting, das Deinige! ;)

@Voghel
Voghel hat geschrieben:
Natürlich haben wir die Hörbehinderung (bitte nicht die Schädigung!). Das ist aber ein kleines Problem,

Neee, das IST kein kleines Problem sondern im Gegenteil das is das einzige Problem quasi. Das ist die Ursache von allem hier. Manchmal versteh ich nicht warum das nicht begriffen wird. Ohne die Hörbehinderung würde es diese Diskussion gar nicht geben. Ursache und Wirkung sollte man nicht verwechseln!

Late


Anyway the wind blows...



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@Berenice: Zu Deinem Posting fällt mir eigentlich nur ein: Wer lesen kann ist klar im Vorteil. Es war der von Dir so hoch gelobte Hartmut, der mit der Natürlichkeit von Taubheit anfing, wohl mit dem nicht explizit geäußerten Hintergedanken, dass man gegen etwas was natürlich ist, nichts unternehmen müsse. Daher habe ich mir erlaubt darauf hin zu weisen, dass auch andere Dinge, bei denen ein Konsens darüber besteht, dass sie a.) negativ sind und b.) behandlunswürdig sind. Die Argumentation, was natürlich ist, ist gut, muss nicht behandelt werden, ist somit schlicht sinnfrei, sinnlos, falsch. Sie habe nichts aber auch gar nichts miteinander zu tun. Alle weiteren Interpretationen, sind Dein persönliches Problem und wurden von mir weder geäußert noch impliziert. Aber damit ist wunderbar das gesamte Problem dieser Debatten demonstriert: Erst mal ruff hauen auf den anderen und in eine Ecke stellen, die möglichst weit rechts liegt! Mir ist schon klar, dass hier eher nach dem Motto diskutiert wird, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.

Pnin



Spitzenmitglied



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Pyros,
bei dir faellt wohl nie einen Groschen!


Hartmut



Spitzenmitglied



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Hartmut,
ich hab den Eindruck, Du willst nicht, das die Gl und anderen Hörbehinderten
in Deutschland sich einigen auf eine vernünftige, praktische Definition des Wort Audismus.
Es ist doch Haarspalterei ob Audismus als Diskriminierung wegen Hörbehinderung
definiert wird oder ob es „Höherwertung des Hörens“ bedeutet.
Normale Hörende machen sich über hören genau so wenig Gedanken wie
über atmen und Herzschlag. Hören können die Hörenden nicht an und
ausschalten wie sehen durch Augen zumachen.
Taubheit kann darum kein Hörender echt nachempfinden.
Kommt ein normaler Hörender mit einem tauben Menschen in
Kontakt, denkt der normale Hörende „der hört nichts, dann kann er xy... nicht“
Es kommt dann auf den einzelnen tauben Menschen an, ob der Hörende
erlebt, der taube Mensch kann sehr viel, manchmal sehr viel mehr als
der Hörende. Kann auch sein, der Hörende erlebt den tauben Menschen
als negativen „Querulanten“!
Aber kein normaler Hörender wir denken:
„Ich bin höherwertig weil ich höre“.
Das wäre dann ein hörender Depp und Querulant, nicht wert ihn
als Audisten aufzuwerten und darüber wissenschaftlich forschen!



Rote Karte!
Rote Karte!



offline
Lieber Voghel,
bei Dir sind die Sicherungen wohl durchgebrannt?
Klassisch taubistisch wie ich's vom Gehörlosen-Verein her kenne,
setzt du alles dran mich in eine Ecke zu stellen und suchst dringend Hilfe.
Das amüsiert mich sehr.

Es ist alles dein Problem:
Das alles hat ja so schön angefangen, mit Rainbows Kritik an TV-SsH Deafworld-Misswahl,
taube hohle Nüsse find ich schön, rassisch nicht, weil's nicht passt.
Und tiefer gehängt wollt ich das Ganze haben.

Dann bist Du, lieber Voghel, mit dem schrecklichen Vorwurf Audismus gekommen und
siehst so deine grosse Stunde für Audismus-Beispiele-Belehrungen ist gekommen und
hast mit Traktate eine Textlawine unnötigerweise losgetreten.

Krampfhaft klammerst du von da an dieses Stück Audismuswort.
Aufs Trittbrett sind deine Kumpels aufgesprungen und im Gleichklang
mit dir stimmen laut "Das ist Audismus".

Also wer andere belehren will, der muss sich auch belehren lassen.
Das passt Dir ganz und gar nicht!
Mit Dominanzkultur-Haltung fühlst du dich wohler. Das gönne ich dir auch sehr gern.
Habe gar nicht vor dich irgendwie zu überholen.


Statt rassisch = ziehe ich das Wort "dünkelhaft" vor.
Den Cheforganisator würde ich nicht ein Audist-Kainsmal einbrennen.
Das passte dir wieder gar nicht.
Wegen diese kleinen feinen Sprachunterschiede versuchst du
dich mit der wuchtigen Audismuskeule zu wehren und mit immer
pathetischeren Sätzen die Brüderlichkeit u. Schwesterlichkeit zu beschwören.

Ich finde es nur sehr schade dass du mit deinen Kumpels eigene Süppchen nach dem Galli-Rezept kochst.

/ yakamoz
-



Spitzenmitglied



offline
Pyros,
ueber die gesellschaftliche Situation tauber Menschen auf Martha's Vineyard, lies "Jeder spricht Gebaerdensprache" von Nora Groce, Signum Verlag.

Nicht nur auf Martha's Vineyard in den 17. bis 19.Jahrhunderten sondern auch jetzt in Afrika in Adamarobe (Ghana) und bei den Beduinen. Punkt: die Mehrheitsgesellschaft denkt ueber taube Menschen anders, betrachtet Taubheit als natuerlich und nicht tragisch, und behandelt sie gleichberechtigter und benutzt GS. bei diesem heisst es nicht, dass ein jeder die GS fliessend beherrscht. Die Beherrschung kann unterschiedlich in der Gemeinschaft sein.

Es gibt andere Gemeinden, wo taube Leute haeufiger vertreten sind und diese trotzdem weiter minderwertig angesehen und mit ihnen nicht mit Haenden kommuniziert werden. Das waren in einigen Kantonen der Schweiz.

Weil Taubheit in verschiedenen Kulturen verschieden behandelt wird, tritt Audismus als das bessere Erklaerungsmodell als das Defizit des Nichthoerenkoennens hervor. Die gesellschaftliche Behandlung ist das wichtigste, worauf wir unser Augenmerk richten sollten. Dies schliesst Verbesserung der Mentalitaet auch ein.


Hartmut



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



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@IK,
verstehe nun was mit "deafistisch" gemeint ist. Ich habe immer viel eher
mit der Wortherkunft ein Problem als mit dem Sinn. Audismus gibts wie
gesagt im Englischen, aber bei Deafismus müsste es Gehörlosismus oder
Taubismus heissen. Aber die Diskussion darüber ist nonsens...
Wenn schon bei dem Thema dann mein Cent dazu: "Deafismus" heisst angeblich,
dass taube Menschen seinesgleichen diskriminieren und nicht taube Menschen
an hörenden.

Taubsein höher zu bewerten kann nicht möglich sein, weil Hörenden
die Taubheit nicht kennen. Ausserdem gesellschaftlich gesehen völlig
irrelevant. Wenn eine Gruppe Gehörloser mit ein paar Hörender "geschlossen"
ist, kann da vielleicht "Deafismus" entstehen, aber auf dieser Welt,
in der deutschsprachigen Gesellschaft kann es nicht gehen.
Aber die Hörenden scheinen zu glauben, dass die Taubheit das erste sei,
die Vollkommenheit eines Menschen komplett zu verlieren.
Zudem ist Hören etwas, Taubheit nichts. Die Taubheit ist also "unterlegen",
aus der Sicht für Hörende.

Und noch etwas ganz wichtiges: Versuchen wir einmal die Welt verkehrt
darzulegen: Alle wären gehörlos, die Hörende sind eine Minderheit.
Glaubst du sie hätten Kommunikationsprobleme? Ich nicht. Hörenden können
von natur aus besser zu einer Kompetenz kommen zu gebärden, als ein tauber
Mensch zum sprechen...

Zu deinem:
Zitat:
"In ein paar Jahren haben die Krankenkassen horrende Ausgaben, sie
verschulden sich und viele Leistungen werden gestrichen. Als deutscher
Staatsbürger habe ich das Interesse, dass sich die Lage der KKen wieder
stabilisiert, aber als Gehörloser benötige ich die Leistungen weiterhin."


Verstehe, in dem Fall habe ich eine ganz anderen Sicht.
Ich brauch die Krankenkassa nicht. Mir wird im Moment die DolmetscherInnen
von einer andere Stelle gezahlt (Bundessozialamt, die bekommen das Geld,
wenn Firmen Behinderten nicht aufnehmen und dafür sowas wie "Strafzölle"
zahlen). Aber ich kann darauf verzichten, wenn diese nicht mehr gibt.
Buddha's Ziel ist die Selbstzufriedenheit und Erlösung - soferne ich
diese Lebenseinstellung verstehe. Ich habs vom Taubsein :D
Verstehe das wer will, man muss es nicht.

Nur mit dem Standpunkt werde ich in der Welt nicht immer als Person
akzeptiert, mir ist das im weiten Sinne egal, weil wenn es gravierend wäre,
würde ich heftig dagegen wehren. Aber was soll ich mit den Menschen?
Die machen die Natur kaputt und es liegt in ihrer Natürlichkeit auch
andere Menschen "niederzumachen". Aus dem Grund finde ich dass Audismus
die Berechtigung für eine Existenz hat. Der Begriff "Audismus" bietet
die Chance auf die Kommunikationsproblem aufmerksam zu machen,
"Diskriminierung" nur auf die "Behinderung".
Ein Hineindenken in die Gesamtgesellschaft ist nur dann möglich, wenn man
das Gefühl respektiert und akzeptiert wird. Natürlich auch mit Abstrichen
aber es darf nicht aufgrund der Gehörlosigkeit passieren.
Wenn von 100 nur einer diese Einstellung hat, kann man leicht darüber
hinwegsehen, aber wenn von 100 nur einer verständnis hat, wie soll man da
das Gefühl haben, ein Teil der Gesamtgesellschaft zu sein?
Ich kann eigentlich schlecht argumentieren, weil ich damit abgefunden habe,
dass es an Menschen liegt, was für eine Gemeinschaftsform existiert.
Da geht es von bester Verbindung bis zu den schlechtesten und taub
zu sein erlebt man halt im Durchschnitt mit einer schlechteren Verbindung
als hörender. Das ist einfach meine Sicht.

lg deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



Mitglied



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Zitat:
Ein Hineindenken in die Gesamtgesellschaft ist nur dann möglich, wenn man
das Gefühl respektiert und akzeptiert wird. Natürlich auch mit Abstrichen
aber es darf nicht aufgrund der Gehörlosigkeit passieren.
Wenn von 100 nur einer diese Einstellung hat, kann man leicht darüber
hinwegsehen, aber wenn von 100 nur einer verständnis hat, wie soll man da
das Gefühl haben, ein Teil der Gesamtgesellschaft zu sein?

Das ist ein bidirektionaler Prozess. Man kann selber was dafür tun respektiert zu werden.
Ansonsten: 100:1?? So schlechte Erfahrungen gemacht??
Kaum denkbar irgendwie.... IMO hat die große Mehrheit Verständnis nach Überwindung der Hemmschwelle! Zu letzterem kann man selbst am meisten beitragen. Durch Offenheit und Aufeinanderzugehen.

Late


Anyway the wind blows...



gehörlosenfreak
gehörlosenfreak



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@Late, da hast recht. Im sozialen Umfeld bzw. "Unterhaltungsumfeld" träfe zu, dass 100:1 nicht stimmen würde. Aber in der Wirtschaft kann ich mir das denken.
Und zugegeben 100:1 ist schon weit hergeholt. 10:1 wäre auch immer noch problematisch als 1:10.

Und zu "kann man selbst am meisten beitragen.": Was ist der Beitrag für einen tauben Menschen beim Heranwachsen? Größtenteils wird erwartet, möglichst gut zu hören und sprechen. Weshalb auch "kann man selbst am meisten beitragen." nicht so leicht zu bewältigen ist. Auch pro-taube Menschen haben damit Schwierigkeiten basierend auf der genannten Erfahrung, weshalb sie auch nicht so leicht "Offenheit und Aufeinanderzugehen" zeigen :(
Sie sind mit audistischen Faktoren/Erfahrungen aufgewachsen, darum glaube ich auch existieren hier die Kontroversen. Spätertaubten dürften Audismus aus völlig anderem Perspektive sehen, wofür ich aber Verständnis habe. Für sie ist auch "kann man selbst am meisten beitragen. Durch Offenheit und Aufeinanderzugehen." nur ein kleines Problem...

deafmax


---
Ich bin taub, ergo bin ich.



Mitglied



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@Deafmax
Du hast sicher Recht. Pauschale Aussagen scheitern hier wieder an der Individualität der Persönlichkeit. (Um nicht zu schreiben: "Dem Grad der indviduellen Behinderung")
Wir Späties haben es insofern leichter da wir uns mitteilen können durch Lautsprache. So ist der "Ungewöhnlichkeitsfaktor" natürlich kleiner als wenn dieses Mittel der Kommunikation nicht so da wäre.
Könnte ich mich nicht durch Lautsprache ausdrücken hätte ich sicher ein Problem mehr in und vielleicht auch mit der Hd Welt. Ganz klar!

Late


Anyway the wind blows...



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Muss ich mich entschuldigen, dass ich eine Bemerkung, es gäbe keinen Audismus mehr, gemacht habe und auch dass ich mich nicht brav in der Reihe anstelle und dem Fingerzeig von Hartmut Teuber folge, der uns zeigen will, wo es langgeht? Kann nicht jeder seine eigene Meinung über Audismus vertreten wie er will? Ich finde die Diskussion hier verliert langsam ihre konstruktive Thread-Atmosphäre. Ihr dürft schon diskutieren, da wir uns einfach über bestimmte Dinge endlich klar werden müssen. Aber es gibt wichtigeres, zum Beispiel was wir sein oder gesehen werden wollen…eine behinderte Gruppe, die sich mehr um Wortklauberei wie den Audismusbegriff kümmert als um ihre Zukunft oder als eine ethnische Gruppe die ein klares Ziel verfolgt und das ist unter anderem Anerkennung in der Welt…und zwar in der gesamten Welt, nicht nur in der eigenen. Unser Konzept muss endlich klar definiert werden um es auch den „Außenstehenden“ nahe zu bringen und somit auch Anerkennung zu finden. Der Rest erledigt sich dann eigentlich von selbst. Mit dieser klaren Ausgangsstellung können wir viel besser agieren und das ist der Schlüssel zum Erfolg. Mit unserem bisherigen Auftreten beweisen wir nur Uneinigkeit und Konzeptlosigkeit. Wenn wir eine sinnvolle Diskussion mit einem wichtigen Thema, wie zum Beispiel die Situation in Schulen, wo es bilinguale Unterrichtsmethode gibt und wie sich dieses Konzept entwickelt hat und ob die tauben Kinder wirklich eine barrierefreie Bildung erhalten wie es im Gesetz steht und noch mehr andere Dinge. Nur ein Beispiel und dafür trage ich Sorge. Für Politiker ist eines ganz klar, das ist einfach die Tatsache, dass wir kein genaues Konzept unsererseits vorlegen können über das wir mit ihnen diskutieren können. Aber nein, es wird über den Profit des Taubseins, über den Begriff von Audismus und über ein paar taube Führungskräfte, die unfähig sind, die unmögliche Bezeichnung „Förderzentrum mit Förderschwerpunkt Hören“ wegradieren zu lassen oder was weiß ich, diskutiert. Es geht um den richtigen politischen Weg, um die richtigen Worte zur richtigen Zeit und um ein vernünftiges Konzept und zwar hier in Deutschland!!!!!!!!



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@Bodhi Irenicus,

Zitat: „Muss ich mich entschuldigen, dass ich eine Bemerkung, es gäbe keinen Audismus mehr, gemacht habe …“
Mein Respekt!

Zitat: „… Kann nicht jeder seine eigene Meinung über Audismus vertreten wie er will? …“
Doch, ja, ganz klar! Aber mit psychischem Taubseinsgewinn einiger User gegenüber Tauben? Nein, danke! [shrug]

Zitat: „… Es geht um den richtigen politischen Weg, um die richtigen Worte zur richtigen Zeit und um ein vernünftiges Konzept und zwar hier in Deutschland! …“
Bin bereit! :)


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



Rote Karte!
Rote Karte!



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Thema:
Die Deafys wollen sich mit den neuen Themen einen Namen machen,
und das bei null Verantwortung?

Sie wollen nicht der Gaul sein, der den Karren ziehen soll.

Alles bleibt weiter lange beim Dt. Gehörl. Bund und Gehörl. LV hängen.

Und wie unschuldig muss der Deafy-Leuchtturm in Amerika, seit über
30 Jahren in Betrieb, sein, wenn alle Deafys hier ohne ihn die Orientierung verlieren würden?

Dieser hat hier seinen Namen gemacht ohne in Dt in der Gehörl.-Verbandspolitik zu arbeiten.
Auf ihn richten sich die erwartungsvollen Augen der Deafys.

-



Mitglied



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@pnin, @all

Etwas verstehe ich nicht: als ich das Wort Audismus erstmals las, ich glaube es war auf einem Plakat für eine KOFO (Das Wort war falsch geschrieben, "Autismus" stand da, ich wunderte mich sehr, was haben jetzt die Gl mit Autisten zu tun???)
Etwas später erfuhr ich daß es "Audismus" heißt und ich erfuhr auch die Bedeutung dieses Wortes. Dabei machte es bei mir innerlich "klick"(Fingerschnipsen:ja, das ist es) , ja, ich verstand sofort intuitiv,was gemeint ist. Ohne ganz lange Erklärung oder Diskussion.

Was mich wundert: machte es bei den anderen Gl nicht ebenfalls innerlich "klick" ?Obwohl wir doch alle ähnliche Erfahrungen in einem hörendem Umfeld haben!l
Ich will jetzt nicht sagen daß alle meine Erfahrungen mit Hörenden negativ sind und waren. Aber es gibt Situationen, die kennen wir alle, die wiederholen sich halt immer wieder.

Die Gegner des Audismusbegriffs möchte ich nur fragen: Verneint ihr eigentlich, daß so etwas wie Audismus überhaupt existiert? Oder bejaht ihr dessen Existenz und seid nur gegen das Wort?



Man of Wisdom
Man of Wisdom
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Zuerst mal eine Anmerkung zu Beginn: Wenn ich in meinen Postings
den Hördefekt meine, dann ziehe ich den Ausdruck Hörschädigung
vor. Denn von Hörbehinderung werden zwei unterschiedliche Defi-
nitionen ausgegangen: 1) eben den Hördefekt und 2) die Benach-
teiligung des Gehörlosen von der Gesellschaft. Das nur am Rande.

@JUE: Du sagtest, die Diskussionen hier hätten manchen Gehörlosen
die Lust genommen, hier weiterzumachen. Ich denke, diejenigen, die
die Diskussionen "vernichtet" hatten, hatten das nicht im Sinn. Eher
wurde oft aneinander vorbei geredet (wegen unterschiedlichen Grades
von Sprachkompetenz?). Gerade in solchen Diskussionen ist es wichtig,
auf richtige Bezeichnungen zu achten und objektiv zu bleiben. Ehrlich
gesagt, das fehlt mir bei vielen Gehörlosen, nicht nur hier im gl-cafe.
Und es ist einfacher, mit ausgewählten Leuten zu diskutieren. Viel
Gegenwind mag ja schließlich niemand oder? : )

@deafmax: Es ist unmöglich, Nichthören höher zu bewerten, weil die
Hörenden eh in der Überzahl sind, meinst du? Wenn Indianer (Minder-
heitengruppe!) ihr eigenes Blut für reiner oder besser halten als das
der "Weißen", ist das nichts diskriminierendes? Ab welcher Ethnien-
größe denn wird eine diskriminierende Äußerung als eine solche ge-
sehen? Natürlich gibt es keine Grenze. Dein Argument wirkt nicht.

Das wäre ansonsten ein Freifahrtschein für alle Gehörlose. Sie dürften
deiner Meinung nach sich deafistisch verhalten, weil sie eben in der
Minderheit seien. Wäre das wirklich in deinem Sinne? Na, doch nicht
wirklich, oder?

Und dein Argument, Nichthören könne man gar nicht höher bewerten,
weil Hörende das nicht kennen würden, habe ich nicht kapiert. Kannst
du das bitte näher erklären?

Zu deinem Einwand bezüglich meines Krankenkassenszenarios: Dein
persönlicher Fall ist nicht von Bedeutung. Krankenkasse oder Bundes-
sozialamt - es ging mir eben ums Prinzip. Und nicht alle Gehörlosen
sind Buddhisten *g*

Late hat schon recht mit seinem "bidirektionalen Prozess". Der Gehör-
lose kann sicherlich dazu beitragen, dass zumindest sein eigenes Um-
feld (Familie, Kollegen, Freunde) ein besseres Bild von Gehörlosigkeit
haben wird. Öffentlichkeitsarbeit geht nicht nur vom DGB aus, sondern
soll auch von jedem Einzelnen betrieben werden. Es hängt aber auch
vom Verhalten des Gehörlosen ab. Wenn das der Gehörlose in einem
vernünftigen Maß macht, ist das zum Teil auch glaubwürdiger. Denn
der Hörende sieht ja dieses gute Beispiel vor sich. Natürlich klappt das
nicht immer, aber Aufgeben ist nicht drin. Weil es unrespektable Hören-
de gibt, muss es nicht auch noch unrespektable Gehörlose geben. Aus
uns können bessere Menschen werden : )

Außerdem glaube ich nicht, dass ein Großteil der Hörenden erwartet,
dass der Gehörlose gut hören und sprechen muss. Das ist ja doch eher
bei den Pädagogen und Medizinern der Fall. Nicht pauschalisieren ; )

@berenice: Es wird wahrscheinlich niemand kommen, der dir schwarz
auf weiß sagt, es gebe den Audismus nicht. Wie ich schon sagte, haben
wir Leute mit unterschiedlichen Auffassungen dieses Wortes. Definitions-
sache eben.

@Hartmut: Wirst du noch auf meine Fragen antworten?



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@berenice,
ich antworte dir sehr gern.
Das ist sehr einfach.

Der Audismus wird von jenen Deafys sehr leidenschaftlich eingesetzt
um das Taubsein und den Taubseinsinn wichtiger und
viel höher gegenüber dem Hörensein und Hörseinsinn anzusetzen,
sozusagen Verfassungsrang wird beansprucht.

Wie Kinderrechte ins Grundgesetz, so ähnlich auch.

Die Hörenden müssen die Tauben jederzeit überall begleiten und voll betreuen.

Ist ja Satire. ;-)
-



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@ immortal king

Schön daß wir gleicher Meinung sind, daß es Audismus gibt.


Das mit den Krankenkassen, naja, falls die finanzielle Probleme bekommen, würde es kaum daran liegen, daß ein SH regelmäßig Hörgerätebatterien benötigt. Die Übeltäter würde ich eher bei den Pharmariesen suchen.

Ich glaube schon, daß eine Minderheit von 0,06 % sich das Recht heraunehmen darf ein bißchen deafistisch zu sein. Der riesigen hörenden Übermacht muß doch was entgegen gesetzt werden !



Spitzenmitglied



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@ IK,

[gpost]


Berenice hat geschrieben:

Die Gegner des Audismusbegriffs möchte ich nur fragen: Verneint ihr eigentlich, daß so etwas wie Audismus überhaupt existiert?
Oder bejaht ihr dessen Existenz und seid nur gegen das Wort?


@Berenice,

mir geht es hauptsächlich ums Wort, also die Bezeichnung für einen Vorgang.

Das Wort "Audismus" gleicht einem überladenen Wagen, der unter seiner Last jeden Augenblick zusammenbrechen kann.

Kaum noch zählbare ~ismus-Lasten wurden aufgeladen und angehängt, die das Gefährt zu einem abschreckenen Ungetüm aufblähten.

Fazit: Man braucht ein anderes Wort für durchaus vorhandene Vorgänge.


Pyros



Man of Wisdom
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@berenice: Du hast mich falsch verstanden. Ich sagte nicht,
dass sich die Krankenkassen wegen der Forderungen der
Hörgeschädigten überschulden würden. Ich hatte lediglich
den Rollenkonflikt eines Hörgeschädigten dargestellt: Soll
er weiterhin seine volle Leistungspalette einfordern, auch
wenn es in seinem Interesse ist, dass die Krankenkassen
die Schulden wegbekommen?

Und du magst es Auge um Auge? ;)



Spitzenmitglied
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@Grossmaul,
Deafismus muss nicht unbedingt nur Kriegserklärung gegenüber Hörendsein und Audismus bedeuten. Er muss auch nicht unbedingt Verfolgung der Audisten sein. Deafismus kann mehr, zum Beispiel unbekümmertes „Taub? Na, und?“ oder trotziges „Bin stolz, taub zu sein!“ oder im Extremfall „Bin froh, taub zu sein!“ und Wunsch nach tauben Kindern … hm …

Krankenkasse und Versicherungen sind immer audistischer. Immer mehr Versicherungen wollen Klauseln. Wirklich überall, in jeder Ecke, herrscht sehr diskriminierender Audismus.

Wie können wir es erreichen?
Ja, mit allen verbalen Mitteln versuchen … Sagen wir erst mal ganz einfach:
„Audismus ist nicht christlich“


„Das Universum denkt mit der Hand.“ (Fise)



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Zitat:
Wirklich überall, in jeder Ecke, herrscht sehr diskriminierender Audismus.

Ich sag ja: Paranoia...


Anyway the wind blows...



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Isch hädde doa moal aine Froge ;)

Wie kann man stolz auf eine Eigenschaft sein, zu deren Erlangung man nichts beigetragen hat, die einen ereilt (hat) oder eben nicht?

Pnin



Neuling



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@ all
Die Diskussion über Audismus ist sicherlich nicht verkehrt doch schön langsam wird es etwas träge.

Ich verfolge diese Diskussion immer mal wieder und sehe eigentlich keine neuen Erkenntnisse.
Es gibt einfach keine einheitliche Meinung darüber und jeder darf doch auch seine Meinung haben ohne gleich von der jeweiligen Gegnerschaft eins über gebraten zu bekommen.
Jeder verfolgt doch eigentlich das gleiche Ziel: Eine Besserstellung der Gehörlosen generell, keine Diskriminierung und Bevormundung mehr und absolute Akzeptanz.

Na also, dann sollen doch alle am gleichen Strang ziehen und nicht die kostbare Zeit mit sinnlosen Diskussionen verbringen bzw. mit ständigen Versuchen die Gegenpartei von der eigenen, anscheinend einzigen und wahren Meinung zu überzeugen.

Akzeptiert einfach die Meinung anderer.

@Hans Busch: letzter Satz gilt besonders für dich. Du versuchst ständig deine Meinung anderen aufzudrücken. Was soll das?
Klar darfst du deine Meinung sagen. Aber du musst auch mehr Toleranz für die andere Meinung haben.
Ich beziehe das nicht nur auf deine Postings im Gl-Cafe.
Außerdem hast du das Posting von Bodhi Irenikus anscheinend nicht ganz verstanden. Sie will sich nicht entschuldigen....der 1. Satz ihres Postings endete mit einem Fragezeichen!
Aber kaum liest du etwas von entschuldigen, bist du wieder beruhigt und glaubst die "Zweifler" deiner Meinung bekehrt zu haben.




 [Diskussion] Was ist Audismus





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